Aufmerksamkeit.

347 15 0
                                    

Ein kleines Mädchen. Zusammengeschlagen. Zitternd. Am Waldrand. In der Dunkelheit. Heulend. Ihre kurzen pinken Haare kleben auf ihrer Stirn. Alles voller Blut. Ihr Blut? Nein. Eine Frau mit blonden Haaren packte sie. Und zog sie an den Haaren weg. Tiefer in die Dunkelheit. Die Frau murmelte nur vor sich hin "Es ist deine schuld. Wegen dir ist Papa Tod". Sie konnte die Tränen der Frau ihre Wangen runterlaufen sehen. Und schon wurde sie wieder weg geworfen. Immer wieder prellte was auf sie ein. Ins Gesicht. In den Bauch. Auf die Beine. "Er wollte Mami nicht mehr" murmelte sie weiter vor sich hin. Und auf einmal waren es nur noch Tritte. Bei jeden Tritt hörte man nur "es ist deine Schuld". Bis die Frau selber zu Boden sank. Ihr Gesicht in den Händen vergraben. Tränen. Laufen überall hin. Das kleine Mädchen stand auf. Und fing an zulaufen. Sie überhörte schon fast die letzten Worte der Frau "Was habe ich gemacht?" Und das Mädchen lief weiter. Und weiter. Sie will vor der Dunkelheit flüchten. Aber sie wurde von ihr schon eingemauert. Voller Tränen schreite dieses Mädchen immer wieder auf " Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld. Ich wollte das nicht."

Schweiß gebadet wache ich auf. Mit schnellen Atem. Und Tränen überall. Gänsehaut. Es ist immer das gleiche. Und so streiche ich mir mit meiner Hand die Tränen weg. Menschen sind schwach. Sie brauchen Aufmerksamkeit. Ohne sie können sie nicht leben. Sie besitzen keine Stärke. Wenn ihnen diese Aufmerksamkeit fehlt. Werden sie zu Psychopathen. Nichts können sie aushalten. Und so schmeiße ich meine Decke weg. Und stehe auf. Langsam verlasse ich mein Zimmer. Das Holz unter meinen Füßen knackt so laut. Das es jetzt in diesen Moment im Mittelpunkt steht. In diesen Moment ist das Holz genauso wie sie. Und muss die Aufmerksamkeit bekommen. Alles das gleiche. Es kann nicht mehr von sich geben. Ich gehe weiter ins Badezimmer. Die Kälte dieser Wohnung brennt schon fast auf meiner nackten Haut. Alles klebte an mir. Ich stelle mich unter die Dusche. Aber dieses mal konnte ich nicht meine Fragen stellen. Die keiner Antwort würdig waren. Und so schnell war ich wieder raus. Es tropfte an mir her runter. Ich verlasse das Badezimmer. Und das knacken dröhnt in meine Ohren. Umso schneller wollte ich hier raus.

Ich streiche mir die schwarze Unterwäsche über. Und den BH mache ich zu. Alles drückte in mir. Aber sowas muss man in der heutigen Gesellschaft tragen. Um nicht mehr verurteilt zu werden. Und dann ziehe ich mir noch die schwarze Hose und das dunkelgraue Oberteil an.  Mit einer Bürste kämme ich noch meine kurzen gradlinigen Haare. Und dann putze ich mir meine Zähne. Und verschwinde mit Schuhen und dem schwarzen Rucksack in der Hand von diesem Dröhnen. Meinen Hunger will ich nicht dämpfen. Ich mag das Gefühl. Das einzige das ich gerade fühle.Und so verlasse ich dieses hässliche Haus. Die verrostete Tür höre ich noch knarren. Und das war wie ein Schlag in meinen Kopf. Ich renne weg von diesen Dunklen Ort. Vor dem Schlag.

Es ist Frisch.Warum. Der Wind zieht an mir vorbei. Warum, warum will er mir schmerzen zutun. Ich wollte weg von dem Schmerz. Und rannte in einen Komplett anderen. Und so lasse ich den Schmerz an mir vorbei ziehen. Wie der Wind der ihn mir brachte. Weil ich von dem anderen weg wollte. Anstatt sich ihn zu stellen.

Weiter und weiter renne ich. Spüre den Schmerz auf meiner Haut. Bis ich vor einen großen Gebäude zu stehen begann. Es ist nicht sonderlich schön. Aber man hatte Respekt vor ihn.Ich laufe an viele gleichaltrigen Menschen vorbei. Egal welchen Alter. Für mich waren es gerade nur Menschen. Die wieder mal ihre Blicke auf mich fallen lassen. Ich weiß nicht ob ich eine andere Ausstrahlung hatte als sie. Das sie mich anblickten mussten. Ich gucke sie auch nicht an. Und warum. Weil sie einfach nur Menschen sind. Die wieder jemanden verurteilten. Und das war ich. Warum.Weil sie zu den anderen schon ein Urteil hatten. Und ich bin ihr nächstes Opfer. Ob es gut oder schlecht ist. Ist eine andere Sache. Meiner Erscheinung selber zu urteilen. Eher das zweite. Aber das war es nicht wo durch ich sie abstoßend finde. Nein. Das sie überhaupt zwischen gut und schlecht entscheiden. War das was mich stört. Sie entscheiden mit einen Blick ob sie dich möge oder nicht. Wieder ohne Recht. Ohne Hintergrund. Wieder wissen sie nichts. Und entscheiden ohne nachfrage. Ob du zu ihnen gehörst oder ob sie dich abstoßen. Hier wollte ich das zweite sein und hoffe sehnlich danach. Ich brauche keine Menschen die nur Oberflächlich entscheiden.

Ich spüre die letzten Blicke auf mir. Und alle hatten das schlecht und abstoßende gewählt. Und ich lasse meinen Hass über sie fliegen. An so welchen Gebäuden gibt es immer die gleichen Gruppen. Die insgeheim genau gleich sind. Aber sie sind zu Ignorant um es zusehen.

Mein Blick ist starr auf den Eingang des Gebäudes gerichtet. Es sieht Dunkel aus. Ich laufe die Treppen hoch. Und bleibe stehen. Mein Atem verschnellt sich wieder. Und ich fange an zu zittern. Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Sofort schlage ich die Hand weg. Und drehe mich um. "Fass mich nicht an" kommt es panisch aber auch wütend aus mir her raus. Ich hatte eine Gruppe von Menschen hinter mir. Sie schauen mich alle erschrocken an. Einen Jungen mit schwarzen Haaren und ebenso schwarzen Augen hatte ich die Hand weg geschlagen. Er schaute nicht so verwundert wie die anderen. Ich drehe meinen Kopf wieder von ihnen weg. Zu der Dunkelheit.

Ich hatte sie nicht bemerkt. Ich habe sie nicht gespürt. Ich habe ihre blicke nicht auf mir liegen fühlen. Ich habe sie nicht gesehen. Ich habe kein Urteil von ihnen vermerkt. Steigt es panisch in mir auf. War ich so in Angst vertieft. Das ich noch nicht mal eines der Sachen bemerkt hatte. Haben sich meine Sinne so Geschwächt. In dem Moment. Oder haben sie so ein gutes Schauspiel. Das sogar ich es nicht spüre. Ich fühle Wut in mich aufkommen. Aber nicht nur auf sie. Sondern auch auf mich. Ich will mich nicht auf dieses lächerlichen Schauspiel einlassen. Dazu würde es nicht kommen. Sie waren vielleicht gut. Aber das werde ich mir nicht anmerken lassen. Aber trotzdem stellte sich in mir die Frage. Warum?

Vertrauen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt