》12. Gefühls Ausbruch

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"Wow...du siehst unfassbar gut aus" stottert er vor sich hin.

Ich werde darauf nur ziemlich rot und schaue runter, worauf er plötzlich vor mir kniet und mein Kinn mit seinem Finger hoch drückt, sodass ich ihn ansehen muss.

"Du siehst wie die richtige Liv aus.
Die blonden Haare haben nur etwas versteckt was du gar nicht bist. Es war mehr oder weniger eine Art Tarnung, aber die brauchst du hier nicht mehr.
Liv du darfst endlich die sein die du wirklich bist.
Du darfst ein völlig neues Leben anfangen, verstehst du?" lächelt er mich an.

Ich nicke nur mit Tränen in den Augen und schaue ihn an, denn er hatte Recht.
Die blonden Haare waren irgendwann nur noch die Tarnung und Anpassung.

Ich hatte zwar keine Ahnung wovor ich mich getarnt hatte, jedoch meinte meine Mom vorhin auch irgendwas komisches im Friseur Laden von Sie wird demnächst ihrer Bestimmung folgen, die Haare werden so besser raus kommen als blondes Fell.

Was für Fell?
Ja ich hatte seit einer Woche nicht mehr meine Beine rasiert, aber Fell war doch ein Ticken zu weit.

Aber die wirkliche Liv hat braune Haare.

"Ich mag diese kleine Falte an deiner Stirn wenn du nachdenkst" grinst er und beugt sich zu mir rüber, worauf ich ebenfalls weiter nach hinten gehe und irgendwann im Bett liege, während er sich über mich beugt und mich genau anschaut.

Er bemüht sich so wenig wie möglich von seinem Gewicht auf meinen Körper zu verlagern was ziemlich süß ist, denn er denkt wirklich das ich zu schwach dafür bin um ihn zu tragen.

"Jetzt leg dich schon richtig hin" lache ich auf, was eventuell ein Fehler war, denn er lässt sich mit einem Ruck auf mich Fallen.

"So war das jetzt auch wieder nicht gemeint" presse ich gerade noch so hervor, da meine Luft immer weniger wird.

Im nächsten Moment dreht er uns so, das ich auf ihm liege und er unter mir. Ich spüre seinen schnellen Herzschlag an meiner Brust und er wahrscheinlich nicht viel anders bei mir auch.
Sowie diese ungewohnte Hitze, wobei ich denken muss das er hochgradiges Fieber hatte. Er muss definitiv mal zum Arzt.

Diese Situation war ziemlich ungewohnt aber gleichzeitig auch gut.

Das komische daran ist einfach das er mir so unglaublich viel Sicherheit gibt, in einer so schwierigen Zeit.

Und dann kam es hoch.
Die unterschiedlichen Gefühle waren einfach zu viel.
Die Schock Phase war überwunden weshalb ich in die Trauer Phase geleitet wurde.

In der Trauer Phase wird einem die ganze Situation so wirklich bewusst.
Man fängt an das Geschehniss zu realisieren.

Es kann egal wann passieren und es muss gar keinen Auslöser haben, doch mein Auslöser war, das ich eine neue männliche Person in meinem Leben hatte, die mich nun stützte.
Früher war mein Dad, meine einzige und auch noch männliche Stütze in meinem Leben.
Ab heute hat das Jake übernommen und das war der Auslöser.
Ich fange an zu verstehen und die Gefühle zuzulassen.

Ich realisiere das ich meinen Vater für immer und ewig verloren hatte.
Ich habe meine Bezugsperson verloren.
Ich habe den einzigen Menschen, dem ich alles anvertrauen konnte verloren.

Mein Vater hat alles für mich getan, nach dem meine Mutter uns verlassen hatte.

Er musste plötzlich die Rolle des Vaters und der Mutter übernehmen.
Normalerweise vertrauen sich Mädchen mehr ihrer Mutter an was Frauen Dinge betrifft, aber mein Vater gab sein Bestes es zu verstehen.
Er versuchte mir über jeden Liebeskummer zu helfen und schaute mit mir sämtliche Frauen Filme an, während wir gemeinsam Schokoladen Eis auf der Couch löffelten.

Doch auch andersherum wurde ich "männlich" erzogen, denn durch meinen Vater lernte ich auch schnell stark zu sein.
Ich wurde nicht Klischeehaft erzogen.
Ich wurde also nicht in die typische Rolle eines Mädchen erzogen deren Lieblings Farbe Rosa ist und reiten das Hobby Nummer eins.

Mein Vater lehrte mir also kein schüchternes und zurück haltendes Mädchen zu werden sondern eine starke unabhängige Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht.
Und vorallem deren Lieblings Sportart Kickboxen ist.

Doch trotz dieser Stärke die er mir bei brachte, konnte ich diese Momentan einfach nicht aufrecht erhalten.

Und dann kam es.
Das große schwarze Nichts das mich immer und immer tiefer in seine Fänge zieht.

Ich wurde Ohnmächtig, da alles verdrängte hoch kam.

-

Ich wurde irgendwann wieder wach und nachdem ich mich umschaue wird mir auch klar wo ich mich befinde.

Im Wohnzimmer auf der Couch.
Doch nicht alleine, denn Jake hatte seine Arme stark um mich umschlungen und schlief wie ein Baby.

Plötzlich kam meine Mutter um die Ecke und winkt mich zu sich, weshalb ich mich aus seinen Armen schäle ohne ihn zu wecken.

"Hier, iss. Danach wird es dir besser gehen" lächelt Sie mir aufmunternt zu und schiebt mir eine Schale Suppe rüber.

Ich setze mich auf einen der Bar Hockern und esse die Suppe rasend schnell auf, da sie unfassbar köstlich ist.

"Die Trauer Phase hat begonnen hm?"

Ich nicke nur.

"Weißt du, ich weiß das es kein schönes Gefühl ist einen Elternteil zu verlieren. Ich weiß auch das es dir momentan alles andere als gut geht und du hast auch das Recht trauern zu dürfen, aber denkst du das dein Vater sowas gut finden würde? Das du jetzt hier wie ein Schluck Wasser sitzt und Trübsal bläst?
Nein. Dein Vater würde wollen das du aufstehst und gegen den Schmerz ankämpfst, denn du mein Schatz, warst schon immer eine kleine Kämpferin.
Das liegt in deinen Genen.
Du sollst die Trauer jetzt nicht unbedingt in Wut verwandeln, aber lass Sie raus und fress es nicht in dich hinein, denn das bist nicht Du.
Schau einmal im Keller nach, dann wird es dir wahrscheinlich besser gehen" lächelt Sie mich noch einmal an, streicht mir über die Wange, setzt sich auf die Couch und widmet sich wieder ihrem Buch.

Ich befolge ihren Rat und laufe zum Keller hinunter wo ich ehrlich gesagt seit ich hier wohne auch noch gar nicht war.

Ich laufe in die erste Tür und mache das Licht an.
Vorrats Kammer. Falsch.

Ich laufe weiter und bei der nächsten Türe kann ich nur staunen, denn es ist ein Sport Raum.
Die eine Seite besteht komplett aus Spiegeln und im Rest des Raumes befinden sich Schränke voller Geräte sowie Bänder, Bälle und vieles mehr.
Doch das einzige was nich interessiert ist der Box Sack und die Box Handschuhe.

Ich gehe zur Anlage und mache Musik an, während ich mir meine Hände verbinde und anschließend ein Springseil hole, sodass ich mich damit aufwärmen kann.

Meine Haare flechte ich passend zu zwei strengen Zöpfen nach hinten.
Meinen Pulli ziehe ich aus, sodass ich nur noch im Sport Bh und einer kurzen Hose im Trainings Raum stehe.

Ich atme tief ein und aus bevor ich all die angestaute Trauer ihren freien Lauf lasse.

Durchs Leben einer Luna geboxt *ON HOLD*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt