Vom Leben und vom Tod

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Ich saß jetzt schon ungefähr eine Stunde. Eine FUCKING Stunde auf diesem Stuhl und starrte auf den Boden. Manchmal kamen ein oder auch zwei, oder auch mal eine ganze Schar Schlampen vorbei, die hinter vorgehaltener Hand über mich lachten und mich ‚MoF‘ nannten. Das war wieder einer dieser Momente, wo ich mir das Maschinengewehr holen könnte und einfach drauf losschießen, immer schön in die Menge am besten. Am Liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte denen gesagt, dass ich Jedes. Einzelne. Wort. Verstanden. Habe, aber ich hatte Angst. Ich meine die waren in der Überzahl und hätten mir ganz leicht die Augen ausgekratzt mit ihren Monster Fingernägeln, um mich hinterher zu Hundefutter zu verarbeiten. Dazu sage ich ganz klar: Nein Danke!

Nun zu dem Grund, warum ich hier überhaupt mutterseelenallein sitze. Sarah und ich sind auf die Party gekommen. Sie hat Niall gesehen, der sie zu sich rüber gewinkt hat und schwups sagte sie nur noch ‚Warte hier auf mich‘ und hat mich einfach hier stehen gelassen. Leider musste ich auf sie warten, weil ich sonst zu Fuß nach Hause gehen muss. Es wäre nicht schlimm gewesen, wenn es hell wäre, aber ich habe Angst im Dunkeln alleine zu sein, was aber verständlich ist, weil aus jedem Gebüsch ein vermeidlicher Verbrecher, Mörder oder Vergewaltiger mich anspringen könnte und dazu sage ich auch ganz klar: Nein Danke!

Gerade zur Rechten Zeit sah ich Liam. Er redete mit ein paar Mädchen. Peinlich, peinlich, sollen die doch gleich auf ihre Stirn ‚Fick mich!‘ draufschreiben. Ich stöhnte genervt auf. Das kann sich doch keiner mit ansehen. Wohl oder Übel musste ich auf Liam zugehen und ihn ansprechen.

„Hey Liam, können wir kurz reden?“ Ich stupste ihn mit meinem Zeigefinger an Rücken. Er drehte sich um und nickte. Die Schar guckte beleidigt. In meinen Gedanken lachte ich sie aus und spuckte jedem einzelnen ins Gesicht.

Draußen vor der Tür seines riesigen Hauses war als einziges noch Platz. Wie viele Freunde hast du eigentlich? Meine Freunde konnte man noch mit seinem Fingern abzählen. Schon alleine sich die ganzen Namen zu merken muss eine Herkules Arbeit sein.

„Du wolltest reden?“ Erwartungsvoll guckte er mich an. Was glitzerten seine Augen so? Dachte er ich will ihm etwas Wichtiges sagen?

„Ja, weißt du wo Sarah ist?“ Irgendwie verschwand das Glitzern. Ha, Liam der Alte dachte wohl wirklich ich will ihm etwas wichtiges Sagen. „Sie muss mich nach Hause fahren.“ Sagte ich um die Unterhaltung zu kürzen.

„Ich kann dich auch bringen.“ Er zwinkerte mir zu und lächelte.

„Geht nicht, ich hab mir geschworen nie wieder zu dir ins Auto einzusteigen, noch dich um einen Gefallen bitten.“ Ich zwinkerte zurück und lächelte genauso wie er. Seht ihr wie nett ich bin. Ich hätte heute schon unzähligen Mädchen ins Gesicht spucken können, habe es aber nicht gemacht. Und jetzt hier, ich lächele als gäbe es keinen Morgen mehr.

„Ok gut, dann fährst du nicht mit mir, sondern bleibst einfach die ganze Zeit hier und mal sehen, vielleicht wachen wir beide ja zusammen auf.“ Er zwinkerte mir wieder zu. Gut gekontert, mein Lieber. 1:0 für dich.

„Welches ist dein Auto?“ Ich stellte mich auf Zehenspitzen und schaute über den alle Autos. Dann bringe ich eben wen um. Auf jeden Fall besser als die ganze Nacht hier zu bleiben, murmelte ich, als ich Liam zu seinem Auto folgte.

-

Gelangweilt guckte ich einfach aus dem Fenster. Wir fuhren gerade über eine Brücke, bis mich etwas aufschrecken ließ. Da war ein Junge, nicht jünger als ich. Er stand auf dem Geländer der Brücke. Jeder Blinde wusste, dass er Springen wollte.

Sofort trommelte ich auf Liams Schulter ein. „Liaaaaam, Liam, Liam, Liam, Liam!“ sagte ich hektisch. „Mach sofort Stop!“ Diese ganze Situation überforderte mich. Sah man ja an diesem Satz.

„Ähm ok?“ Er hielt am Straßenrand an. Augenblicklich schnallte ich mich ab und rannte zu dem Jungen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Liam mir folgte. Er überholte mich sogar. Na gut, dieses Mal kann er ruhig den Held spielen, aber wenn irgendwo eine Katze in einem Baum feststeckt ist meine Zeit dran.

Der Junge hatte Liam und mich nicht gehört und gesehen. Umso besser konnte Liam ihm gewaltsam vom Geländer ziehen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich konnte keinen Gedanken mehr fassen.

„Das Wetter ist schön, oder?“ Ich fing hysterisch und gespielt an zu lachen.

„Es ist nachts.“ Sagt Liam ernst. Da will man die Situation auflockern und man erntet nur den Halt-deine-Fresse-Blick. „Luce, hol bitte dein Handy, wir müssen die Polizei anrufen.“ Ich nickte einfach nur.

Schnell sprintete ich, soweit das in hohen Schuhen möglich war zu seinem Auto und kramte mein Handy aus meiner Klatsch. Ich guckte rüber zu Liam und dem Junge, der jetzt in seiner Umarmung weinte. Wow, man kann sagen was man will, aber Liam kann das echt gut.

Beim zurücklaufen wählte ich die Nummer der Polizei.

„Wer ist da?“ die monotone Stimme eines männlichen Cops sprach gelangweilt in das Telefon.

„Hallo, hier ist Lucinda Grows und –„

Der Polizist unterbrach mich. Voll unhöflich. „Was ist passiert?“ Diese langsame und gelangweilte Stimme machte mich noch wahnsinnig. Ich war hier fast am hypereventilieren, mein Herz schlug noch nie so schnell, und der Typ tat so, als würde ich ihm von meinem letzten Stuhlgang erzählen.

„Jemand wollte von der Brücke springen!“ schrie ich schnell ins Telefon. Liam bedeutete mir mit einer Handbewegung ihm das Telefon zu geben. Wie konnte er nur so locker damit umgehen? War es Übung? Macht er sowas häufig in seiner Freizeit?

Alles was danach geschah passierte so schnell. Liam gab mir mein Handy zurück. Die Polizei mit einem Krankenwagen kam. Wobei ich mit dem Jungen mitkommen sollte, weil Liam mit seinem Auto dann hinterher fahren wollte. Im Krankenwagen wurden dem Jungen fragen gestellt. Er starrte aber abwechselnd die Decke und mich an. Was gruselig war, weil sein Blick leer war.

Jetzt saß ich im Krankenhaus und wartete auf Liam. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe. Erstaunlich, dass ich bis jetzt noch keinen Nervenzusammenbruch hatte. Passiert nicht alle Tage einen Depressiven zu retten. Wobei Liam ihn mehr gerettet hat als ich. Ich war noch nicht mal ein bisschen von Nutzen.

 „Danke Luce.“ Der Junge lächelte mich an. Verständnislos guckte ich ihn an. 1. Frage die ihm Raum stand womit hab ich das verdient. Die 2. warum er so warmherzig Lächeln konnte, obwohl er sich vor noch nicht mal einer Stunde das Leben neben wollte.

„D-Du solltest echt nicht mir danken.“ Ich lächelte geknickt zurück.

Er schüttelte leicht den Kopf. „Schon alleine, dass du dir Sorgen gemacht hast reicht.“ Jetzt war ich ratlos. Eigentlich dachte ich, ich wäre einfach nur mit der Situation überfordert. Sorgen…

„Oh jaa, dir stand Sorge buchstäblich ins Gesicht geschrieben.“ Liam stützte sich an der Lehne meines Stuhles ab. „Aber Luce, ich hab ihm im Dunkeln nicht gesehen und andere Autofahrer auch nicht. Dank dir lebt er jetzt noch.“ Er tätschelte mir über den Kopf.

Seine Worte berührten mich. Sie scheuchten meine Selbstvorwürfe weg und breiteten eine wohlige Wärme aus. Überrascht davon, dass er mich getröstet hat, und dazu auch noch mit diesem Erfolg, merkte ich, wie mir das Blut in die Wangen schoss. „Danke.“ Murmelte ich leise, sodass es nur der Junge noch hätte hören können.

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sorry das es soo lange gedauert hat .___. 

war voll überrascht dass ich 200+ reads habe *-* Danke an euch:D 

xx

The Story of my LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt