Das Romeo und Julia Prinzip

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Wir waren wieder in der Aula, weil wir Theater-AG hatten. Mr Tomlinson stand oben auf der Bühne und zwang uns leise zu sein.

„Wir haben heute nochmal zwei Neuzugänge. Darf ich euch vorstellen, Liam und Niall.“ Gab er freudestrahlend bekannt.

Liam und Niall kamen auf die Bühne, wobei Liam mich anlächelte. In meinen Gedanken schlug ich meinen Kopf gegen eine Wand. Immer und immer wieder.

„Da wir jedes Jahr ein Theaterstück spielen, werden wir das auch dieses Jahr wieder machen!“ Mr Tomlinson winkte uns alle auf die Bühne.

„Was spielen wir, Mr Tomlinson?“ fragte einer der aufgedonnerten Tussi’s.

„Gute Frage, Gracie. Dieses Jahr spielen wir Romeo und Julia!“ Die Meinungen fielen gemischt aus. Da waren Leute wie ich, die genervt aufstöhnten und Leute wie Sarah, die vor Aufregung fast tot umfielen. „Die Kunst-AG wird mal wieder mit uns zusammenarbeiten. Bevor ich irgendwas hören will wie, 'Darf ich die und die Rolle spielen?'“ Er pitchte seine Stimme hoch und machte Gänsefüßchen mit seinen Fingern. „Möchte ich euch sagen, dass die Rollen schon feststehen und ich sie nicht ändern will beziehungsweise kann. Ihr wisst, dass wir unser Theaterstück vorführen, diesmal sind aber Schulleiter anderer Schulen dabei.“ Mr Tomlinson brach ab.

Aber ich glaube jedem von uns war klar, was er noch sagen wollte. Damit wir uns nicht blamieren haben die das eben ausgesucht. Ist doch klar.

„Naja, kommen wir zu den Rollen. Wenn ihr ein Problem damit habt, dann habt ihr es eben.“ Er teilte uns die Skripte aus. „Also, beginnen wir mit den kleinen Rollen.“

Dann begann er aufzuzählen, Stadtwache, Soldaten und so weiter.

„Lucinda wird Julia sein und Sarah meine Assistentin.“ Endete Mr Tomlinson seinen Vortrag.

Mir blieb meine Spucke im Hals stecken. Ich als Julia, das passte überhaupt nicht!

„Halt Stopp! Meinen sie nicht das ich etwas naja nicht geeignet für Julia bin?“

„Lucinda, nirgendwo steht geschrieben wie sie aussieht.“

„Aber jeder stellt sie sich wie ein blondes, blauäugiges Mädchen vor. Eben voll Model.“

„Ich möchte nicht diskutieren.“ Er guckte mich warnend an. „Gut, das war's dann. Ihr könnt dann alle gehen. Geht bitte jeder euren Text durch.“

Langsam gingen alle, einer nach dem anderen, raus. Bis nur noch Sarah, Niall, Liam und ich im Raum machen.

„Sarah, du musst noch hier bleiben. Ich muss noch was mit dir besprechen.“ Rief Mr Tomlinson.

Vielsagend guckte ich Sarah an. Sie hatte keine Ahnung was sie machen sollte. Was schon echt komisch war, weil sie immer wusste was sie tut, bei allem, bei jedem. Ich denke ihr versteht mich.

„Was soll ich jetzt machen?“ fragte sie verunsichert.

„Mhhh, keine Ahnung…“ tat ich ratlos. „Vielleicht einfach zu ihm gehen und naja, deine Aufgaben als Assistentin erledigen!“

„Okay, wie sehe ich aus?“ sie fummelte an ihren Haaren rum. Als Antwort schubste ich sie einfach in die Richtung von Mr Tomlinson. ‚Viel Glück‘ formte ich mit den Lippen und ging nach draußen.

-

Wo bleibt sie nur? Ich warte jetzt schon eine halbe Stunde auf Sarah. Was macht Mr Tomlinson nur mit ihr. Mag ja sein, dass die Beiden da viel zu besprechen haben, aber so viel nun auch nicht. Gelangweilt tippte ich auf meinem Handy rum.

Ohhh, eine Katze die Klavier spielt. Eindeutig ein like!

„Warum bist du alleine hier?“

Ich zuckte zusammen und ließ fast mein Handy fallen. „Verdammte scheiße, was?“ rief ich erschrocken und guckte meinem Gegenüber ins Gesicht. Es war Liam.

„Was machst du hier auf dem Parkplatz? Alleine?“

„Musst du das ‚Alleine‘ so betonen?“ Ich packte mein Handy weg. Es ist mehr als unverschämt mit seinem Handy zu spielen, wenn du gerade mit jemanden einer Unterhaltung führst. Außerdem hasse ich es wenn mir jemand nicht zuhört. „Kein Bus fährt mehr und Sarah ist noch bei Mr Tomlinson und wenn es so weiter geht, werde ich dieses Leben nicht mehr Zuhause ankommen.“

Wir hielten einen ekeligen Blickkontakt. Kennt ihr das, wenn euer Lehrer euch anguckt, ihr ihn auch anguckt, ihr dann wegguckt, der Lehrer euch aber immer noch anguckt und ihr nicht wisst wo ihr hingucken sollt? -Genau so eine Situation ist das grade.

„Soll ich dich mitnehmen?“ Ich guckte von dem Baum auf dem Parkplatz zu Liam zurück.

„Huh?“

Er antwortete mir nicht, sondern zog mich einfach mit sich zu seinem Auto. Erst als wir im Auto waren fing er wieder an zu sprechen. „Also wo wohnst du?“ Dabei fuhr er von dem Schulparkplatz.

„West Bakerstreet 3“ Irgendwie war es mir ein bisschen unangenehm. Jetzt wusste er auch schon meine Adresse.

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Die weitere Autofahrt verlief still. Peinliche Stille war zwischen uns. Als wir an meinem Haus angekommen sind murmelte ich ein Dankeschön und  versuchte ich so schnell wie möglich auszusteigen, aber nicht mit Liam, meine Damen und Herren.

„Hab ich was gut bei dir?“ ich setzte mich wieder richtig hin.

„Du lässt mich nicht raus, bis zu was gut bei mir hast oder?“ Er nickte und ich lächelte ihn verbittert an.

„Also?“ er guckte mich fordernd an. Ich versuchte wieder die Tür aufzumachen, aber verschlossen.

„Mein Gott, ok!“ sagte ich genervt. Ich drehte mich auch nicht mehr um. Beim Weggehen zeigte ich ihm meinen Mittelfinger. Man hörte sogar von draußen, dass er sich den Arsch ablachte.

Und ich schwör mir, nie wieder, NIE WIEDER ihn irgendetwas für mich machen zu lassen. Sonst muss ich am Ende noch wen umbringen.

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„Eine Party?“ skeptisch kritzelte ich in meinem Hausaufgabenheft rum. „Och nöö!“ stöhnte ich danach.

Sarah erzählte mir von einer Party, die Liam und Niall schmeißen wollten. Die Beiden haben uns eingeladen, aber nein danke, ich verzichte.

„Das wird bestimmt lustig!“

„Oh ja, Lustig, lustig wie in hey Sarah, weißt du noch wo du in die Jungenumkleide gegangen bist und dich umgezogen hast, das war echt lustig!“ Das war es echt, für mich, aber nicht für Sarah.

„Das ist nur für dich lustig!“

„Eben. Verstehst du was ich damit sagen will? Vielleicht ist es für dich Spaß, aber ich sitze da wahrscheinlich nur und muss Pärchen zusehen, wie sie sich auf der Tanzfläche fast aufressen.“

„Du musst aber kommen!“

„Sagt wer?“ lachte ich.

„Liam. Er hat noch was gut bei dir.“ Sarah's Stimme war teuflisch. Ich konnte die Dämonen um sie herum durch das Telefon spüren.

Da finde ich es doch besser jemanden umzubringen, als auf eine dumme Party zu gehen. Bei einem Mord hat man wenigstens noch so einen Thrill und Adrenalin dabei. Bei einer Party nur Kopfschmerzen, stickige Luft und die eben schon erwähnte weniger schöne Aussicht.

Das wurde mir doch zu viel und ich legte einfach auf. Zwingt man mich auch noch auf eine scheiß Party zugehen. Was für Hobelschlunzen!

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Aber im Nachhinein war ich doch froh da gewesen zu sein.

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xx

The Story of my LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt