Dieses Mal hatten die beiden weniger Glück als zuvor.
Ihr Bus war gerade eingefahren. Hastig rannten die beiden zur Haltestelle. Bastion fiel beinahe zwei Mal hin. Aber beide Male schaffte er es, sich irgendwie oben zuhalten. Total ausser Atem stiegen die beiden in den Bus ein. Brav wie vorhin bezahlte Bastion von neuen zwei Busfahrkarten.
„Geschafft, was?“, schmunzelte Bastion, als er sich neben Carolina auf den Sitz fallen liess.
„Und wo bringst Du mich jetzt hin?“, meinte Carolina schmunzelnd. Bastion zuckte mit den Schultern. „Zum See. Das ist alles, was ich Dir verrate. Aber es ist mein Lieblingsplatz.“
Carolina nickte. „Und was verschafft mir die Ehre, diesem Platz zusehen?“ „Du bist Carolina. Das ist Ehre genug“, flüsterte Bastion und knuffte das Au-Pair Mädchen in die Seite. „Dein Ernst?“
„Ich mein ja nur“, begann Bastion schulterzuckend. „Ich find dich cool. Reicht das nicht?“
Sie schüttelte lachend den Kopf. „Zum coolfinden reicht Carolina zu heissen?“
Bastion verdrehte die Augen. „Pass lieber auf, wir gehen gleich hier raus.“
Als der Bus an der richtigen Haltestelle hielt, rannten die beiden raus. Der Busfahrer wünschte ihnen zwar noch ein schönes neues Jahr, aber das bekamen die zwei schon nicht mehr richtig mit.
Bastion führte Carolina durch die Gassen zum See hinunter.
„Geschafft“, lachte Bastion, als sie an einer Bank am Seeufer sich fallen liessen. Er wischte den Schnee von der Bank, sodass sich auch Carolina neben ihn setzen konnte. „Wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft, um uns das Spektakel nicht entgehen zulassen.“
„Was für ein Spektakel?“, fragte Carolina. Doch Bastion legte ihr nur einen Finger auf die Lippen. Dann holte er eine der Flaschen, welche er hatte mitgehen lassen, aus seiner Jacke hervor und reichte sie Carolina.
„Auf uns und die noch junge Nacht!“
„Auf uns“, grinste Carolina. Irgendwie schaffte sie es eigenständig die Flasche zu öffnen. Einen kräftigen Schluck nahm sie, ehe Bastion ihr die Flasche aus der Hand nahm und diese selbst ansetzte. „Ich bin jetzt schon ganz hibbelig“, grinste er.
Sein Blick ging in die Nacht hinaus. Innerlich zählte er bereits die Minuten, welche noch bis Mitternacht auf die beiden warteten. Er hatte es sich in den letzten paar Minuten genau ausgemalt, wie er es angehen wollte.
Sein Herz machte Sprünge beim Gedanken allein daran. Er musste nur darauf hoffen, dass Carolina nicht so stur war, wie er es zu Beginn des Abends von ihr glaubte.
In der Ferne waren Menschen zuhören, die bereits dabei waren sich für das neue Jahr vorzubereiten. Von irgendwoher kam Musik. Der Schneefall hatte langsam aufgehört.
Der frische Schnee am Boden reizte Carolina dazu mit ihren Schuhen Muster darin zu zaubern, während die Flasche zwischen den beiden hin und her gereicht wurde. Ab und an berührten sich ihre Finger beim Weitergeben. Wo Carolina zu Beginn des Abends noch sich davor grauste, war es mittlerweile angenehm geworden. Bastion war zwar immer noch fremd. Aber wenigstens hatte sie jemanden gefunden, der mit ihr den Abend ins neue Jahr verbrachte.
Man konnte von ihrem Platz aus hören, wie jemand am anderen Ufer bereits die letzten Sekunden anzählen.
„Neun“, lachte Bastion und sah Carolina an. Sie drehte sich zu ihm um. Mit einem Lachen in Gesicht rief sie ihm „Acht“ entgegen.
Der Raum zwischen den beiden nahm von Sekunde zu Sekunde ab. Als beide zur selben Zeit „Eins“ sagten, griff Bastion nach Carolinas Händen. Er zog sie näher zu sich. Eine Weile blickten sie sich in die Augen, ehe er den Mut fasste, dass Mädchen vor sich zu küssen.
Zu seinem Wundern stiess Carolina ihn nicht weg. Sie ging sogar auf den Kuss ein. Es schien Bastion fast so, als würde Carolina den Kuss inniger haben wollen.
Das Feuerwerk über dem See geriet in Vergessenheit.
In dem Moment gab es nur die beiden für einander. Ginge es nach Bastion, so sollte er ewig andauern. Carolina drückte nach einer Weile den jungen Punker vorsichtig von sich fort. „Frohes Neujahr“, lächelte sie, ehe sie sich in Richtung See drehte.
„Gleichfalls“, murmelte Bastion leicht verletzt. Sein ewiger Moment – alles in wenigen Minuten vorbei. Jetzt hingegen starrte er wie Carolina in Richtung See. Am Himmel tanzten die Feuerwerke. Die Rufe anderer drangen bis zu ihnen vor. Der Moment war dennoch schön.
Eine Weile betrachteten die beiden das Treiben der Feuerwerke am Himmel noch, ehe Bastion langsam aufstand. „Ich sollte Dich langsam zurück bringen, nicht?“, fragte er geknickt.
Carolina nickte. „Zeit wird’s langsam wohl. Ich sollte schliesslich auch noch meine Gastfamilie anrufen und ihnen ein Frohes Neues wünschen. Schliesslich suchen die mich bestimmt schon.“
Auch Carolina fühlte sich noch nicht wirklich bereit aufzustehen. Lieber wäre sie mit Bastion noch eine Weile durch die Gassen der Stadt gezogen, statt wieder alleine in das grosse Haus zurückzugehen.
Aber alles musste schliesslich mal ein Ende haben.
Hand in Hand schlenderten die beiden zur Bushaltestelle. Ein kurzer Blick auf die Uhr genügte, dass sie den letzten Bus gerade verpasst hatten. Carolina seufzte, als sie sich versuchte zu erinnern, wo es zum Haus ihrer Gastfamilie zurückging. Doch schliesslich war sie nicht allein.
Bastion griff nach ihrer Hand. „Komm“, lächelte er. Zu zweit schlichen sie durch den frischen Neuschnee.
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Das vorerst letzte Kapitel dieser kleinen, kurzen Festtagsstory.
Ich freu mich tierisch darüber, dass sie euch bisher Freude bereitet hat. Deswegen würd‘ es mich sogar noch viel mehr freuen, ob ihr euch über eine „Fortsetzung“ dieser Story freuen würdet. Plot besteht schon, kommt aber auf euer Feedback drauf an ;)
(Und wenn ihr der Meinung seid, dass mehr Leute diese Story noch lesen solltet, dann überzeugt sie davon, dass sie diese Story hier lesen sollten.)
Das war für 2013 das vorerst letzte Mal, dass ihr von mir was gelesen habt. In ein paar Minuten folgt auch noch ein Kapitel bei „take my hand and run away“ (bei der ihr auch gerne vorbeischauen könnt)
Für 2014 sind vorerst zwei weitere Storys geplant, welche um Januar, Februar herum erscheinen werden.
Ich wünsche euch allen einen schönen Rutsch ins 2014! ♡
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too good to be bad
Short StoryBastion Zorak. Der Junge mit den grünen Haaren. Der grossen Klappe. Den die ganze Stadt für seine Dummheiten kennt. Carolina Murphy. Das Au-Pair Mädchen, welches an Silvester auf den jungen Punk trifft und von all seinen Taten nichts weiss. Doch w...