Märchenhaft

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Das Mondlicht tauchte die Kammer in ein gespenstiges Licht. Die Laken des leeren Bettes waren zerwühlt.

Die Stille wurde von dem keuchenden Atem zweier Personen durchbrochen.

Elijah hatte Cassie mit dem Hals an die Wand gedrückt. Ihr Kopf war gegen den harten Stein gedonnert und durch seine große Hand um ihren schmalen Hals bekam sie kaum Luft. Sie konnte nicht einmal schreien.

Es war sehr plötzlich gekommen. Der Vampir und die junge Frau hatten Seite an Seite geschlafen. Ohne eine Vorwarnung war sie durch den gewaltsamen Übergriff überrascht worden.

Elijahs Blick war leer, es war als wäre er ganz woanders. Er merkte gar nicht, dass ihre Nägel über seine Haut kratzten.

Erst als ihre Atemzüge schwächer wurden, ihre Augen zufielen und sie sich nicht mehr wehrte kam Leben zurück in Elijahs Augen. Seine Hand verschwand und er fing sie auf bevor sie auf den Boden fallen konnte.

Er konnte nichts sagen, begriff nicht was gerade passiert war. Es war doch nur ein Traum gewesen. Er hatte das nicht gewollt.

Wie hatte er eine unschuldige Frau verletzen können?

Als Cassie wieder zu sich kam, wurde sie panisch. Verständlicherweise.

„Gehen Sie von mir weg!!!"

Sie kreischte, schlug und trat nach ihm.

Er ließ sie gewähren, natürlich konnte sie ihn nicht verletzen. Nur er konnte es. Er hätte sie einfach umbringen können, ohne es überhaupt beabsichtigt zu haben.

Er war ein Monster. Dies hatte es wieder für ihn bestätigt.

Wie konnte er nur vorgeben ehrenhaft zu sein? Ein Gentleman. Nur zu töten, wenn er dazu gezwungen war.

Es war lächerlich. Er war keinen Deut besser als seine Geschwister. Er tötete aus reiner Freude, es lag in seiner Natur.

„Es tut mir leid, Liebes, es tut mir so leid."

Er flüsterte, innerlich zerstört.

Plötzlich stoppte sie. Sie sah sein Gesicht, die tiefe Verzweiflung. Und dann traf sie die Erkenntnis.

Er war nicht einer dieser gewaltsamen Vergewaltiger.

Er hatte es nicht mit Absicht getan.

„Was ist passiert?"

Ihre Stimme war wieder ruhiger.

„Ich...ich weiß es nicht...ich habe geträumt...ich habe wohl gedacht, Sie wären jemand anderes...sowas ist mir noch nie passiert. Ich wollte Sie nicht verletzen, ich hoffe Sie glauben mir das."

Nun gut, normalerweise schlief er auch nicht mit wildfremden, schönen Frauen in einem Bett.

Seine Stimme war so pur wie nie. Ohne versteckte Emotionen, ohne Bitterkeit.

Cassie stand auf und rang sich ein Lächeln ab.

„Wissen Sie als Kind konnte ich immer schlecht einschlafen wenn es gewitterte...Meine Mutter hat meine Geschwister und mich dann immer in ein Bett gelegt und hat uns vorgelesen...dann hatte ich nie Alpträume."

Sie ging zu dem Regal in dem ein paar Bücher standen. Sie fand eines und blies den Staub vom Cover.

„Ein Märchenbuch, perfekt. Legen Sie sich wieder hin."

„Miss Cassie, ich..."

„Mein Herr, ich will sie wirklich nicht erpressen, aber sie haben mich gerade gewürgt. Bitte erfüllen Sie mir den Wunsch und lassen Sie mich helfen."

Er seufzte geschlagen und setzte sich hin. Versuchte nicht nachzudenken.

Sie setzte sich auf den kleinen Stuhl und überkreuzte ihre Beine, blätterte lächelnd durch die Seiten.

Ihr Lächeln ließ ihr Gesicht strahlen. Ihre Schönheit war keine Illusion gewesen.

Cassie war anders, er spürte es.

Aber durfte er sich Gefühle erlauben für eine Frau, die die Geliebte eines Königs war, mit dem er sich gut stellen musste?

Er hatte hier ein Heim für seine Familie schaffen wollen und seine Familie ging für ihn über alles.

„Es war einmal vor langer, langer Zeit..."

Als er ihre weiche Stimme hörte, musste er sich eingestehen, dass sie alle seine Pläne zerstören würde.

I Feel You - Elijah Mikaelson - (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt