Eine Rose im Schnee

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Langsam trug der abendliche, kalte Wind das kleine rote Blütenblatt davon, dass du im weißen Schnee gefunden hattest. Woher es wohl kam? Es sah nicht aus, als gehöre es zu einem Weihnachtsstern, von denen im Haus ein paar auf den Fensterbänken standen und deren große rote Blüten unübersehbar waren. Nein, vielmehr erinnerte dich die Form und die Samtigkeit des Blütenblattes an eine Rose. Aber das machte wohl wenig Sinn.

„Kommst du, Prinzessin, nfu~?" Laitos Worte rissen dich aus deinen Gedanken. „Ja. Entschuldige." Er hatte ja Recht. Der Wind war kalt und schneidend. Längst hattest du eine Gänsehaut und es tat gut ins Warme zu treten, gemeinsam mit Laito an deiner Seite. Dass erhier war, schien dir noch immer wie ein Traum. Euren (nicht nuranfänglichen) Schwierigkeiten zum Trotz war er dir ans Herz gewachsen, mochtest du sein Lächeln, das Funkeln dieser giftgrünen Augen, wenn er dich ansah. Es ließ dein Herz einfach höher schlagen.


Anfangs warst du noch unsicher gewesen, wie du deinen Eltern auf einmal erklären solltest, wer Laito war und WAS er war, doch schnell merktest du, dass du dir diese Sorgen hättest sparen können. Mit seiner ihm eigenen, charmanten Art hatte Laito deine Mutter schnellerum den Finger gewickelt, als du seinen Namen hättest buchstabieren können, und auch dein Vater schien schnell angetan von dem ach-so-freundlichen jungen Mann, der sich als dein fester Freund vorstellte. Selbst wenn du Einwände gehabt hättest, wärest du gar nicht dazu gekommen, sie auszusprechen. Also standest du einfach nur lächelnd daneben. Das rote Blütenblatt war vergessen, deine Aufmerksamkeit gehörte ganz deiner Familie und Laito, dem gemütlichen Abend, den ihr gemeinsam verbrachtet.


Irgendwie gelang es dem Vampir sogar stundenlang von deinem Aufenthalt bei ihnen zu sprechen, ohne irgendetwas Verfängliches auszuplaudern oder zu lügen. Dir wäre das ganz sicher nicht gelungen. Entweder hättest du etwas erfinden müssen oder deine Berichte wären so vage gewesen, dass deine Mutter, die dich mit Leichtigkeit zu durchschauen vermochte, sofort Lunte gerochen hätte. Nicht so Laito. Mit einem breiten Lächeln und gut gelaunt plauderte er über die vergangenenTage, als wäre alles von Anfang an nicht mehr gewesen als einkleiner Urlaub. Keine Rede davon, dass man dich gebissen, entführt und das Fürchten gelehrt hatte. Kein Wort über Blut, Vampire. Nichts.


„Du kannst oben auf meinem Sofa schlafen." Es war allerhöchste Zeit, ins Bett zu gehen. Ihr alle – ja sogar Laito, obwohl du das für vorgetäuscht hieltest – gähntet schon eine Weile lang. Kein Wunder. Ein Blick auf die Uhr hatte dir verraten, dass es auf die 02:00 Uhr morgens zuging. „Ich de-", begann dein Vater, doch deine Mutter kam ihm zuvor. „Das ist eine fantastische Idee. Es ist ja auch schon wirklich spät. Wir sollten uns alle ordentlich ausschlafen und dann später gemütlich brunchen, wie klingt das?"

Dami twar es entschieden. Dir war klar, deinem Vater wäre es lieber, bliebe Laito des Nachts nicht in deiner Nähe. Himmel! Als wärst du ein kleines Mädchen von 13 Jahren! Was dachte er denn von dir? ZumGlück hatte sich deine Mutter eingeschaltet. Zwar musstest du wohl zugeben, dass in Laito ohne jede Frage ein kleiner Perversling steckte, doch du hattest keinen Zweifel, dass er deine Entscheidungen respektieren würde. Sonst wäre er kaum hergekommen. Sonst wäret ihr beide jetzt nicht hier beisammen.


Aufdem Sofa zu übernachten gefiel dem Vampir allerdings offenkundig nicht so gut, wie er eben noch unten im Wohnzimmer getan hatte. Kaum hattest du das Licht gelöscht und es dir unter der dicken Deckebequem gemacht, da hörtest du auch schon ein verräterisches Rascheln aus Richtung des Sofas und nur wenige Augenblicke später schob sich jemand – unverkennbar Laito – neben dich unter die Decke. „Lass mich dich wärmen, Prinzessin, nfu nfu~", gurrte er an dein Ohr und jagte dir damit gleichermaßen einen Schauer über den Rücken wie heiße Röte in die Wangen. Und so wie er kicherte, könntest du sogar schwören, dass er das ganz genau wusste und aus keinem anderen Grund getan hatte. Typisch für ihn, fandest du. Es störte dich jedoch nicht.

A Single Red Rose [Diabolik Lovers x Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt