25. Dezember; 22:30 Uhr - Kim

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„Er hat gesagt, ich würde mir mein ganzes Leben ruinieren und das er sich dich nicht mit ansehen würde. Dann hat er gesagt, dass ich alles wegwerfen würde und dass ich zu naiv sei, um das Ausmaß der Frage zu verstehen, die ich stellen wollte...“ Mikey seufzte schwermütig und blieb stehen, um mich mit aller Ernsthaftigkeit anzusehen, die ein Neunzehnjähriger aufbringen konnte. Wir waren nun schon seit Stunden hier am Strand und suchten im Sand nach diesem verfluchten Ehering, den Tobi irgendwo im Haus vor Mike versteckt hatte. Hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich meinem Sohn nicht sagte, wo dieser Ring war und ihn hier suchen ließ? Ja.

Aber es gab mir die Möglichkeit mal in aller Ruhe mit ihm zu reden. „Siehst du das auch alles so, Mom?“

Ja. Schoss es mir durch den Kopf, aber ihm das jetzt so knallhart um die Ohren zu schleudern würde mich nicht weiter bringen. Nachdem Michael jetzt den bösen Cop gespielt hatte, war es an der Zeit, dass ich den Guten spielte und etwas ruhiger und überlegter an die Sache heran ging. „Was dein Vater wohl sagen wollte ist, dass du zu jung bist, um zu heiraten. Es hat nichts damit zu tun, dass es Gale ist, die du heiraten willst. Er würde bei jedem anderen Mädchen genau so reagieren.“

„Ach würde er das?!“ Flüsterte Mike mehr zu sich selbst, als zu mir und wandte sich ab, um auf den Strand hinaus zu blicken. Eigentlich hatten wir dieses Thema vermieden und über andere Dinge geredet. Wie es für ihn im Studium lief, zum Beispiel.

Seine Noten waren toll, seine Komillitonen waren toll und alles andere war auch toll. Jedoch hatte er sich für das Gesprächsthema nicht unbedingt begeistern können, weil ihn diese Verlobungssache keine Ruhe ließ und der Streit mit seinem Vater.

Sie hatten noch nie gestritten.

Es war das erste Mal in seinem Leben, dass sein Vater vollkommen die Geduld verloren hatte und ihn so heftig angefahren hatte. Was meinen Kleinen natürlich vollends durcheinander brachte, also musste ich zur Abwechslung mal die sein, die Geduld für ihn aufbrachte.

„Ich weiß nicht, was er sich gedacht hat.“ Murrte Mike dann genervt und zuckte mit den Schultern. „Gale und ich sind seit fünf Jahren zusammen und zwischen uns läuft es immer noch so gut wie am Anfang. Es war doch klar, dass wir uns verloben würden. Das ist nun mal der nächste Schritt und ob ich nun noch ein Jahr warte oder nicht, ändert nichts an der Tatsache.“

Das er allerdings auch über seine baldige Verlobung mit so wenig Begeisterung sprach, verwirrte mich dann doch sichtlich. Ich meine, da würde man doch erwarten, dass er nicht darüber redete, als wäre es nun mal etwas das er tun müsste. „Schatz... Michael, du solltest dich fragen, ob diese Verlobung wirklich das ist, was du tun willst und nicht das, was von dir erwartet wird.“

„Wie meinst du das? Natürlich will ich mich mit Gale verloben und sie heiraten. Wir sind immerhin schon lange genug zusammen, dass ich weiß, dass wir uns nicht im ersten Jahr gleich wieder scheiden lassen.“

„Nein, das meine ich nicht.“ Ich wusste nicht, wie ich das jetzt sagen konnte, ohne dabei ein bisschen den bösen Cop raus hängen zu lassen. Diese Good-Guy-Nummer lag mir einfach nicht wirklich. „Ich meine... Ihr seid wirklich schon 5 Jahre zusammen und das ist eine wirklich lange Zeit, vor allem für euer Alter, aber... Hast du dich mal gefragt, ob du noch mit ihr zusammen bist, weil du es wirklich willst und dir nichts mehr wünscht, als mit ihr zusammen zu sein, oder... Oder ob du es nur noch aus reiner Gewohnheit bist. Weil es nun mal das Einzige ist, was du kennst und du es dir anders gar nicht mehr vorstellen kannst.“

Die etwas andere Weihnachtsgeschichte - Ein Meet and Greet mit den HuntersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt