Die beste Oma

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Sie war die beste Oma auf Erden. Sie hat mich in der Grundschule zweimal die Woche von der Schule abgeholt und ich hab bei ihr geschlafen. Ich habe ein eigenes Zimmer in ihrem Haus. Ihre Nachbarin hat mir Klavierunterricht gegeben. Sie hat mich zum Ballettunterricht gefahren. Oma hat immer alles für mich getan, ihre Rente für mich geopfert, mir bezahlt, was ich haben wollte. Mir Frühstück gemacht, mir jeden Morgen bei ihr frischen Orangensaft gepresst, mir eine Kiwi geschält und geviertelt, mir Kuchen gebacken, ganze Torten zu meinem Geburtstag. Mein Opa, meine Oma und ich sind jedes Jahr in den Sommerferien für zwei Wochen zusammen in der Urlaub gefahren. Sie hat sich um mich gekümmert, wenn es mir schlecht ging, mir Suppe gemacht, wenn ich krank war und sie mir nach Hause gebracht. Sie hat meine Spitzenschuhe genäht, meine Klamotten repariert und mir Schokolade gekauft, teures Feuerwerk an Silvester, obwohl ich eigentlich gar nichts haben sollte. Und jede Woche hat sie mir Taschengeld gegeben, damit ich mir in der Schulcafeteria etwas zu essen kaufen kann, obwohl sie genau wusste, dass mir auch meine Mama Geld geben würde, wenn ich sie darum gebeten hätte. Aber sie hat all diese Dinge mit mir gemacht, all diese Kleinigkeiten, ins Kino gehen und in den Zirkus, mich besuchen und mit mir Kaffee trinken. Und dann hat sie immer gesagt "Ich hatte solche Sehnsucht nach dir", wenn wir uns eine Woche nicht gesehen haben. Sie hat mich wirklich geliebt. Und ich habe sie wirklich geliebt. Liebe sie. Immer noch. Wie sie mich. Hoffentlich.

Sie ist tot. Und ich? Fühle nichts.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt