Chapter 2

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Ich blinzelte und sah mich vorsichtig um. Wo war der Junge von eben hin? Ich hatte ihn doch mit meinem Vorderrad erwischt. Hoffentlich ist er nicht schwer verletzt oder so. Ich versuchte mich mithilfe meiner Arme hochzudrücken aber ich war noch zu schwach. Dahinten lag doch etwas. Etwas dunkelblaues, das sich nicht rührte. Hatte der Junge von vorhin nicht dunkle Kleidung angehabt? Ich merkte, wie meine Augen schwer wurden und ich wieder in Ohnmacht fiel. 

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Ich wurde aufgehoben. Ich schwebte. War ich tot?

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Meine Augen öffneten sich einen kleinen Spalt. Ich spürte, wie starke und muskulöse Arme mich trugen. Dennoch befand ich mich mit meinem Retter auf der gleichen Straße von eben. Ich sah mich nach dem Kleidungsfetzen um. Ich riss erschocken meine Augen auf. Der dunkelblaue Pulli lag neben einer Jeans und Schuhen. Doch wo lag der Junge? Ich blickte weiter umher, konnte ihn aber nicht entdecken. Vielleicht war er davon gelaufen. Aber nackt? Möglicherweise hatte ich mir das ganze auch nur eingebildet. Oder... Was ist, wenn es ein Pädophiler ist und er mich jetzt zu diesem Augenblick trägt? Ich schaute nach oben, in die Arme meines vorher angenommen Retters. In dem Moment drehte er seinen Kopf zu mir. Grüne Augen. Als er merkte, dass ich ihn angesehen hatte, drehte er sich sofort wieder weg. Wie im Flashback erinnerte ich mich. Der Junge. Ich raste auf ihn zu. Blickte in seine grünen Augen. Das konnte doch nicht sein oder? Der Junge von vorhin trug mich jetzt? Ich meine, er hat sich bestimmt auch verletzt. Erst jetzt bemerkte ich, dass er nichts anhatte, außer seine Boxershorts. Ich versuchte zu Schreien, doch kein Laut kam aus meinem Mund. Ich wurde panisch und versuchte ihn zu schlagen. Doch meine Arme und Beine gehorchten plötzlich meinem Willen nicht mehr. Als er den entsetzten Blick in meinen Augen bemerkte, hielt er an, setzte mich auf den Boden und hielt ein Tuch vor meine Nase. Na toll. Ich konnte mir schon denken, was das war. Sekunden später war ich eingepennt.

Ich wachte in einem kleinen Raum auf. Außer einem Bett war nicht viel drin. Doch, eine Tür. Und auf der gegenüberliegenden Seite ein kleiner Schlitz. Ich stand auf. Na toll, ich, Liv Bünger, hatte einen Unfall gehabt, wurde betäubt und entführt. Und nun befand ich mich in einem Raum, ohne Fenster. Ich starrte zu der Tür. Sollte ich sie aufmachen? Vielleicht ging es dort ja raus. Aber Nein, so bescheuert würden die Entführer nicht sein, da hätten sie sich die ganze Mühe mit der Betäubung sparen können. Doch was war dann hinter dieser Tür. Langsam und vorsichtig ging ich Schritt für Schritt auf sie zu. Kurz davor stoppte ich jedoch. Und was, wenn das eine Falle ist? Lieber du gehst da nicht rein, Liv. Irgendwann wird bestimmt jemand kommen und dann kannst du ihn fragen, was sie von dir wollen. Aber ich war einfach viel zu neugierig. Das war ich schon früher als Kind. An Weihnachten, als die Anderen noch schliefen, stand ich morgens so früh wie möglich auf, nur um schnell meine Geschenke auspacken zu können. Das war einfach eine schlechte Angewohnheit. Ich umfasste mit meiner Hand die Türklinke. Ich zögerte innerlich zwar noch, sie herunterzudrücken, aber mein Instinkt war schneller. Die Tür schwang vor mir mit einem lauten Knarren auf. Ich bekam fast einen Herzstillstand, bei dem was ich sah.

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