Chapter 3

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Ein komplettes Bad. Dusche, Toilette, Waschbecken. Zudem lagen einige graue Handtücher auf einem Hocker und auf dem Waschbeckenrad standen Shampoo und Duschgel. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Es sah ganz so aus, als ob die Entführer eingeplant hatten, dass ich 1. hier herkommen würde und 2. wohl für eine längere Zeit hier leben sollte. Ich setzte mich auf das Bett, das sofort anfing zu quietschen. Nun befand ich mich also in diesem kleinen Raum, allein und ohne einen Plan wo ich war. Ich erinnerte mich an ein Projekt, dass ich mal belegt hatte und bei dem es um Entführungen ging. Was war nochmal das Wichtigste gewesen, wenn man entführt wurde? Ich dachte angestrengt nach. Achja: nur nicht die Ruhe verlieren. Na toll, das war echt leichter gesagt, als getan! Und der 2. Punkt? Herausfinden, wo man sich befand. Ja ok, das war einfach. ICH. WAR. ALLEIN. IN. EINEM. RAUM. WAHRSCHEINLICH. AM. ARSCH. DER. WELT. Ich fing fast zu heulen an. Ich legte mich auf das Bett, welches nach Waschmittel und Rauch roch. Die graue Bettdecke kratzte zwar, aber es hielt wenigstens warm. Meine Sachen waren von dem Unfall von der Straße durchnässt und dreckig. Ich streifte mir die bereitgelegten Sachen über und legte meine Hose und meine Jacke auf den einzigen Stuhl im Zimmer. Dann fielen meine Augen von ganz allein vor Müdigkeit zu.

Die kleine Klappe an der Tür wurde geöffnet. Ich blinzelte, konnte jedoch nichts richtiges erkennen. Ein Tablett wurde hindurch geschoben. Ich sprang auf und rannte darauf zu. Ich hämmerte wie bekloppt auf die Tür ein. "Hilfe. Kann mich jemand hören?" Kurz danach wurde mir bewusst, dass es nichts bringen würde. Das waren auf jeden Fall Profis. Also versuchte ich es auf eine andere Art und Weise. "Wer sind sie? was wollen sie von mir?" Als ich die Antwort hörte, erschrak ich bis auf die Knochen. Ich glaube, ich werde diese hohlige und knochige Stimme nie vergessen. "Sie leise Mädchen und mach bloß keinen Ärger!" Ich stolperte zurück und fiel hin. Ich knallte mit dem Kopf auf dem Boden. Das kehlige Lachen des Mannes entfernte sich und ich rappelte mich wieder auf. Auf dem Tablett lagen ein trockenes und altes Brötchen, 2 Wurstscheiben und ein Apfel. Zudem stand eine Flasche Wasser auf dem fleckenübersähten Boden. Ich biss vom Brot ab. Ich hustete und drehte das Wasser auf. Schon nach dem ersten Schluck verschwamm alles von meinen Augen.

Na toll, Liv. Du fällst auch immer wieder darauf rein. Wie oft ist dir das jetzt schon passiert, dass du vergiftet und betäubt wurdest? Gefühlte Hundertmal. Wie dumm kann man bitte sein?! Ist doch klar, dass sie dir irgendwas in das Glas gepackt haben. Scheiße.

Weißes Licht. Blendend. Ich versuchte mich zu bewegen. Super, schon wieder gelähmt? Ich versuchte meinen Kopf anzuheben, was erstaunlicherweise gelang. Ich blickte an meinem Körper herab. Fesseln? War das ihr ernst? Jetzt wurde ich auch noch wie eine psychisch gestörte behandelt. grandios. Die Schiebetüren öffneten sich automatisch und ich erblickte einen Mann in einem weißen Kittel. Er schien schon ein bisschen älter zu sein, hatte weiße Haare und eine Brille. Irgendwie erinnerte er mich an meinen Großvater. Er zog sich seine Handschuhe an, welche bei der Berührung mit seiner Haut unnatürlich quietschten. Dann holte er ein Diktiergerät aus seiner linken Arztkitteltasche. Er hielt es vor seinen Mund und fing an zu sprechen. "Fange nun mit der Untersuchung von Testobjekt 327 an. Die Person zeigt übernatürlich hohe Werte in ihrem Eisenspiegel an. Ich werde nun 1 Liter Blut aus dem Körper entnehmen und es danach sofort testen." Er setzte eine Spritze an meinen rechten Arm und drückte zu. Plötzlich ging die Schiebetür nochmals auf. Der Doktor wirbelte herum, schien genau wie ich überrascht zu sein. Bevor ich jedoch in das Gesicht schauen konnte, wurde ich müüüüüüüüüdddeee. Das Letzte, was ich mitbekam, war ein dumpfes Geräusch.

NonameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt