Wenn die Einsamkeit mich auffrisst

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Mist! Es ist Nachmittag und ich musste nun in die Nightclass. Super! Zu Kaname! Musste das sein? Na ja, auf geht's! Doch als ich an das Haus Mond kam, sah ich ein Gedränge von Mädchen und auch Jungs waren dabei. Ich wusste ja, dass Vampire schön aussahen, aber das war etwas übertrieben. Ich quetschte mich durch die Menge und entdeckte Zero und Yuki, die versuchten die Schüler zurück zu drängen. Ich stellte mich vor die Nightclass, und damit direkt vor Kaname -.- , und musterte alle Dayclassschüler mit einem missbilligenden Blick und zeigte erst auf sie, dann auf das Haus Sonne und, um das ganze noch zu unterstreichen, stemmte ich die Hände in die Hüften. Erst kam keine Reaktion, doch dann war der Hof wie leergefegt. Ich nickte zufrieden und ging in Richtung Schulgebäude, eine verdutzte Nightclass und zwei erschöpfte Guardians hinter mir lassend. Vor dem Klassenzimmer musste ich wieder auf den Lehrer warten. „Wir haben in den letzten Stunden über die Leona-Familie und den Unfall vor ein paar Wochen gesprochen. Wir haben nun erfahren, dass die Prinzessin, die zur Hälfte Reinblut und zur Hälfte Elfe ist, überlebt hat. Und außerdem haben wir eine neue Schülerin:" Ich schwang die Tür auf und trat in den Raum. „Flamera Leona-sama", beendete der Lehrer seinen Satz und verbeugte sich vor mir. Ich ignorierte ihn und nickte der Klasse zu. „Ihr dürft euch neben Kuran-sama setzen, Leona-sama", bot der Lehrer an, doch ich meinte trocken, und das ohne das geringste Husten, damit jeder wusste, wie ich zu Kaname stehe: „Lieber sterbe ich, als mich neben ihn zu setzen." Ich ging durch die Gänge, in die entgegengesetzte Richtung von der, in der Kaname saß. Ich blieb neben Shiki stehen und sah ihn fragend an, doch er schüttelte energisch den Kopf. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich hinter ihn, da ich wusste, dass mich niemand neben sich lassen würde. So ging es jeden Tag. Die Schüler der Nightclass setzten sich immer weiter weg von mir, während die Dayclassschüler sich auf die Plätze um mich und Zero setzten. Sie bemitleideten mich – und ich hasste es. Na ja, da konnte man nichts machen. Ich schloss mich allgemein sehr aus, davon abgesehen, dass ich mich als Guardian 'beworben' habe, um etwas tun zu können. Es war mal wieder eine ruhige Nacht, als ich plötzlich den Geruch von Yukis Blut roch. Ich rannte durch die Gänge: zwei Treppen runter, geradeaus, links, eine Treppe runter und geradeaus. Jetzt nur nochmal links und... ich blieb wie angewurzelt stehen. Zero?! Er biss Yuki?! Ich glaub ich seh nicht recht! Ich zerrte ihn von Yuki weg. Er drehte sich energisch um und packte mich. Ich sah in seine Augen, in seine Seelenspiegel. Es lag ein blutroter Schimmer in ihnen, aber was war das?! Reue? Angst? Ich legte meine Hand beruhigend auf seine Wange. Er sah mich an und der Schimmer in seinen Augen verschwand. Ich ging an ihm vorbei und stützte Yuki. „Yuki-chan?", hörte ich Kanames Stimme. Ich runzelte die Stirn, lehnte Yuki in Zeros Arme ( Zero x Yuki-Fan <3) und stellte mich ihm entgegen. Er blieb stehen. „Ich schätze, die Angelegenheit liegt in guten Händen UND geht mich nichts an." Damit verzog er sich. Ich atmete auf. Ein Nicken zu Zero sagte alles. Er schaffte Yuki ins Krankenzimmer und ging dann in das Büro des Rektors. Ich ebenfalls, denn ich musste etwas mit den beiden klären. „Zero, Flamme hat uns etwas mitzuteilen. Flamera", forderte er mich auf. „Ich werde ab heute im Haus Mond wohnen. Ich werde für Ordnung suchen müssen, schätze ich. Ich werde nicht mehr in die Dayclass gehen", erklärte ich mit piepsiger Stimme und unterdrückte mit Mühen einen Hustenanfall. Zero sah mich geschockt an, als er, seit Tagen, das erste Mal meine spitzen Zähne sah. Er runzelte die Stirn. „Und? Bin ich jetzt ein Monster", flüsterte ich, natürlich nicht ohne Hustenanfall. Ich drehte mich um, schnappte mir meine Sachen, die an der Tür standen und ging aus dem Zimmer. Ich schlenderte nicht weiter herum, sondern ging gleich zum Haus Mond. Vor dem Haus stand Ichijo. Als er mich sah, winkte er freundlich und meinte, dass er in ein paar Tagen Geburtstag habe und ich herzlich willkommen wäre. Ich ging aber ohne ein Wort an ihm vorbei. Ich konnte nicht verstehen, wie er nur so nett sein konnte. Ich meine, ich verhöhnte Kaname! Ich ging in die große Eingangshalle und wurde nur mit missbilligenden Blicken begrüßt. Ein Raunen breitete sich aus, als man mein Gepäck sah. „Nein, du wohnst nicht hier!", widersprach Aido. „Es ist nicht deine Entscheidung, Aido-kun", meinte Kaname, der aus dem Schatten getreten war. Er wollte Aido schlagen, aber ich ging wieder einmal dazwischen. „Ich brauch nicht die 'Verteidung' von jemanden, der es nicht einmal ernst meint", fauchte ich. „Für eine Stumme bist du mir zu gesprächig." Autsch, erwischt. Ich zuckte zusammen, weil mich solche Worte immer direkt ins Herz trafen. Ich schnappte meine Sachen und ging in das nächstbeste, freie Zimmer. Ich wollte den anderen keine Tränen zeigen. Kaum fiel die Tür ins Schloss, brach ich, an der Tür lehnend, zusammen. Ich weinte leise vor mich hin. Allein. Ich machte mich so klein wie möglich. Ich wollte eigentlich nur noch verschwinden. Plötzlich klopfte es an der Tür. „Flamera-sama, ihr habt einen eurer Koffer draußen stehen lassen", hörte ich Aidos Stimme dumpf an der anderen Seite der Tür. Ich machte die Tür auf. Da stand Aido - ohne Koffer. Doch ehe ich reagieren konnte, zischte er schon an mir vorbei. Ich machte die Tür zu. „Also eigentlich wollte ich mich bei dir bedanken. Du hast dich für mich eingesetzt. Auch wenn du so getan hast als wäre es reiner Eigennutz, weiß ich, dass du mir nur helfen wolltest", murmelte er in sich hinein. Ich sah ihn an, als ob ich den Dank nicht gehört hätte. „Danke!", sagte er mir direkt ins Gesicht. Ich lächelte ihn an. Er wurde rot. Jetzt legte ich den Kopf schief. „Dein Lächeln ist wunderschön!", brach er heraus. Ich sah ihn ernst an. „Sag doch einfach, dass du mein Blut willst", sagte ich und machte meinen Hals frei, doch er schüttelte er nur den Kopf. Plötzlich packte er mich am Handgelenk und drückte mich auf das Bett. Ehe ich es mir versah, lagen seine Lippen auf meinen. Ich riss die Augen auf. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich wollte ihn weg schubsen, aber sein Griff war zu stark. Vielleicht war ich dazu auch nicht fähig, weil ich nicht wollte. Ich brauchte die Nähe von irgendjemanden. Ich wollte mich jemanden anvertrauen, von jemanden geliebt werden. Ich umklammerte seinen Oberkörper und presste ihn fest an mich. Ich war verzweifelt. Mir liefen Tränen über die Wangen. „Bist du so verzweifelt? Musst du erst so verzweifeln, um auf mich zurück zu greifen? Bin ich dir nicht ein kleines bisschen ans Herz gewachsen?" Es klang fast so, als ob er betteln würde, betteln um ein Fünkchen Liebe. War er genauso verzweifelt wie ich? Ich schmiegte mich zärtlich an ihn und legte meine Wange an seine. Wir waren verzweifelt und brauchten die Nähe eines Anderen – und diese gaben wir uns. Als ich am Morgen wiederfand, befand ich mich in seinen Armen, nackt. Mein Verstand hatte sich die letzten Stunden verabschiedet. Ich sah in sein Gesicht. Es war wie ein Magnet. Ich küsste ihm sanft auf die Lippen. Er drückte mich fester an sich und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Ich sog seinen Duft ein. Ich wollte nichts anderes mehr riechen. Er war so zärtlich, auch wenn wir uns nur zusammengefunden hatten, damit wir nicht von der Einsamkeit aufgefressen wurden.

Flamera - Outtake Stories - Vampire KnightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt