6.) Dylmas

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Müde wälzte ich mich in meinem Bett hin und her, vergrub meine Hände in den Laken und schloss die Augen erneut.
Die warme Morgensonne strahlte durch das Fenster, und ich lächelte glücklich.
Ja, es war irgendwie echt schön hier.
Heute würden wir etwas später mit dem Dreh beginnen, und ich wollte die Zeit, die mir noch blieb, mit Schlafen verbringen.
Ich zog mir dir dünne Decke bis zum Hals und begann wieder wegzudämmern, als -
"DYLAN!", ein lautes Klopfen an der Tür riss mich aus dem Halbschlaf.
"Verdammt!", brüllte ich, sprang auf und stürmte zur Tür.
Doch als ich sie aufriss, war niemand mehr zu sehen.
Ich hörte nur noch lautes Lachen und schnelle Schritte.
"Ich schwöre, ihr seid tot, Leute! Tot!", rief ich meinen Castmitgliedern hinterher und drehte mich seufzend um.
Ich drehte mich um und wollte wieder rein gehen. Doch kurz vor der Tür bemerkte ich etwas in meinem Augenwinkel. Eine Person.
"Oh.. hey, Thomas", sagte ich verlegen, "Sorry, wenn ich dich geweckt habe."
Doch er schüttelte nur den Kopf und lachte kurz. Dann blickte er einmal kurz an mir herunter, und ich bemerkte, wie seine Wangen kurz aufglühten.
"Ja.. wir sehen uns!", verabschiedete ich mich und sah zu, dass ich schleunigst in mein Zimmer zurück kam.
Ich seufzte und blickte in den Spiegel.
Oha. Ich trug nur eine Boxershort.
"Typisch", seufzte ich nochmal, "Ganz Typisch für dich, Dylan."

Die Mittagssonne machte mir schon jetzt ganz schön zu schaffen, und der Dreh hatte erst begonnen. Stundenlang lief ich irgendwelche Strecken entlang, nur um dann noch einmal zurück zum Start geschickt zu werden.
Als ich endlich mit einer meiner Szenen fertig war, ging ich rüber zur Küche. Dort erwartete mich bereits der Großteil des Casts.
"Hey, Leute", begrüßte ich sie und gähnte einmal extra laut, damit auch alle mitbekamen, dass ihre Tat von heute Morgen nicht unvergessen war.
"Gut geschlafen, Honey?", fragte Dexter und grinste.
"Zu kurz", knurrte ich und schnappte mir einen Teller Essen.
"Hey, der ist mir!", hörte ich noch, aber ich hatte mich bereits hingesetzt und begann zu essen.
"Mein lieber Ki Hong Lee", grinste ich und sah ihn herausfordernd an, "Möchtest du mir mein Essen etwa wieder wegnehmen?"
"Nein", antwortete er schließlich.
Das sah ich als Entschuldigung für heute Morgen.
Alle unterhielten sich fröhlich miteinander, auch ich.
Gerade als Alex etwas erzählen wollte, tauchte jemand neben mir auf. Thomas.
Sofort war das Gespräch wie weggeweht und ich konzentrierte mich nur auf ihn.
Thomas ließ sich neben mir nieder, und seine Hand berührte meine. Schnell zog er sie zurück, was ich erst kurz danach realisierte. Auch ich zog meine Hand sofort weg, als ob es mir peinlich wäre.
Was bitte war das? Seit wann.. reagierte ich so auf Thomas?
Ich sprang auf und lief zu einer Baumgruppe in der Nähe. Die ganze Zeit spürte ich, dass mir jemand hinterhersah. Und ich wusste, dass es Thomas war.

"Britt?"
"Na, Süßer! Wie läufts?"
"Super", druckste ich herum und setzte mich in den Schatten der Bäume.
"Alles ok, Dylan? Liegts an der Verbindung oder.. was ist los?"
Ich seufzte und hielt mein Handy kurz von mir weg. Sollte ich mit ihr darüber reden?
"Hallo? Noch da? Wieso hast du überhaupt angerufen?"
Dann wurde es mir klar:
Ich hatte nur aus einem Grund angerufen. Um mit ihr darüber zu reden!
"Britt, du kennst doch noch TBS, oder?"
"Klar", hörte ich sie lachen", wie könnte ich den vergessen?"
"Nunja..", ich überlegte, wie ich es sagen könnte, "Ich glaube..."
Ich brach ab. Ich konnte es ihr nicht sagen. Denn desto mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir. Und das machte mir Angst.
"Dyl, sprichst du weiter?"
"Britt, ich glaube.. Ach Shit, vergiss es!", ich sprang auf und lief im Kreis.
"Ich kann es dir nicht sagen! Vergiss, dass ich dich angerufen hab, okay?"
Stille.
"Hallo?", fragte ich.
"Er? Gerade er? Dyl.. er hat eine Freundin."
Ich fluchte. Wie kam sie nur darauf?
"Na, fragst du dich jetzt mal wieder Wie kam sie denn nur darauf?!. Echt jetzt Dyl, ich kenne dich schon ewig. Wir sind beste Freunde!"
Erleichtert lachte ich auf, doch im nächsten Moment verschwand mein Lachen wieder.
"Britt, was kann ich nur tun? Er ist nichtmal schwul!"
"Ach Süßer.. ich kann dir da nicht helfen!"
"Toll", maulte ich und setzte mich wieder hin, "Und jetzt? Britt?"
Ein kurzes Rascheln ertönte, dann hörte ich ihre Stimme: "Sorry, ich muss jetzt Schluss machen. Telefonieren wir morgen wieder? Und keine Angst, das wird schon! Hab dich lieb!"
Bevor ich antworten konnte, hatte sie wieder aufgelegt.
Verdammt, das hatte mir auch nicht geholfen.
Wie sollte ich jetzt-
"Hi, Dylan."
Erschrocken blickte ich hoch und sah Thomas.
Sofort wurden meine Wangen knallrot. Hatte er das Gespräch etwa mitgehört?
"Hi.. hast du was vom Telefonat mitbekommen?", fragte ich und bereute die Frage sofort wieder.
"Natürlich nicht", lachte er und schmunzelte, "Ich weiß auch, was Privatsphäre bedeutet."
Dann ließ er sich neben mir nieder. Vor Nervosität fing ich an, einen Grashalm nach dem anderen auszureißen. Er schien die Ruhe selbst zu sein, doch ich bemerkte, wie seine Augen unruhig hin und herhuschten.
"Wie läufts bei dir?", fragte ich.
"Ganz gut", antwortete er, "Ich bin für heute fertig."
"Achso, hast du früher angefangen?"
"Ja, schon um fünf Uhr."
"Oh."
Ein nervöses Schweigen breitete sich zwischen uns aus.
Jetzt sah man Thomas seine Nervosität an.
"Dylan?"
"Thomas?"
"Ich..", er stockte.
"Ja?", fragte ich und sah ihn an.
"Ich habe mir gedacht, dass.. Ach Scheiße", er blickte zu Boden.
"Was hast du dir geda-", und bevor ich überhaupt reagieren konnte, küsste er mich.
Ich erstarrte, doch dann küsste ich ihn zurück.
Als er sich von mir wegbewegte, öffnete ich die Augen.
Schweigend sahen wir uns an, bis ich die Stille durchbrach: "Und Isabella?"
"Wir haben gestern Schluss gemacht. Eher gesagt.. ich."
"Wow."
"Ja.. wow", flüsterte er und lächelte.
"Ich wusste garnich, dass du auch, wie ich..", ich grinste verlegen.
"Ja, ich auch nicht. Bis du kamst."
"Thomas?"
"Ja?"
"Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe."
"Ich auch.. Dyl."
Es war das erste Mal, dass er mich bei meinem Spitznamen nannte.
Ich lächelte, und er erwiderte das Lächeln.
Und dann, unter der warmen Sonne, inmitten von Gras, Bäumen und Blumen, küssten wir uns das zweite Mal.
Und es sollte nicht das letzte Mal sein.

~Minhoe

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 05, 2017 ⏰

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