6.Schwarz, wie die Worte

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James blickte mich überrascht an, doch ich richtete meinen Blick einfach nur stur in den Himmel, der nun wieder lichterlos war. „Lily, ich - ", fing er an, doch ich schüttelte schwach den Kopf und er verstummte.

Ich wusste nicht, wie lange es dauerte, aber irgendwann spürte ich eine warme Hand an meiner. Langsam wandte ich meine Augen zu dieser Hand, die zu James gehörte. Seine Finger übten einen leichten Druck auf meinen aus und ich musste schwer schlucken. Wieder hatte ich diese Hitze im Gesicht.

„Lily, gehst du mit mir nach Hogsmeade?", fragte er heiser und ich konnte die Hoffnung in seiner Stimme hören, die Aufregung. Ohne ihn zu sehen, wusste ich, dass sein Adamsapfel zitterte und er mich direkt anblickte, während ich immer noch auf unsere Hände sah. Als ich nicht antwortete, entfernte er seine Finger wieder. „Verstehe."

„Warte", sagte ich und meine Stimme klang in meinen Ohren wie die einer Fremden. „Es ist nicht... es ist... also..." Ich brach ab, denn ich wusste nicht, was ich sagen wollte.

„Schon okay, Lily. Ich hab verstanden. Meine Chance ist vertan, ich hatte lange genug Zeit dafür, nicht wahr? Du hast das hier durchgehalten, obwohl du schon von Anfang an wusstest, dass du Nein sagen würdest."

Ich konnte hören, wie seine Stimme immer verletzter klang und ich wollte erwidern, dass das nicht stimmte – aber mittlerweile wusste ich ja nicht einmal mehr selber, was wahr und was falsch war. „Ich bring dich noch nach Hause." Er erhob sich und reichte mir dieses Mal nicht die Hand, um mich hochzuziehen. Ich wollte ihm sagen, dass er noch Zeit hatte und dass ich noch mitten in der Überlegungsphase steckte, doch er hatte sich abgewandt und die Worte steckten mir im Hals fest. „Gut", gab ich stattdessen von mir und irgendwas in mir zerbrach bei diesen Worten.

James seufzte kaum hörbar und es hätte auch der Wind sein können, hätte ich nicht gesehen, wie sein Körper sich bei dieser Geste bewegt hätte. Der Weg zu mir nach Hause kam mir plötzlich viel zu kurz vor. Was war an diesem Tag – in diesen wenigen Stunden – nur geschehen, dass ich mir meiner Gefühle über ihm nicht mehr hundertprozentig sicher war? Was hatte er gesagt oder getan, dass mich jetzt zweifeln ließ? Keine Antwort wollte mir in den Sinn kommen.

Die Veranda war erleuchtet und die bunten Lichterketten, die mein Dad um die Pfeiler gewickelt hatte, begrüßten uns mit einer blinkenden Standing Ovation. Unschlüssig blieb ich vor der Haustür stehen und drehte mich um. James blickte mich mit einem undurchdringlichen Ausdruck in den Augen an und seine Hand bewegte sich schon wieder zu seinen Haaren.

„Wie lange noch, bis du mir eine Chance gibt's?" „Bitte warte noch ein bisschen." Wir hatten gleichzeitig gesprochen und unsere Wangen wurden rot. Auf James' Gesicht breitete sich ein schwaches Lächeln aus. „Also noch nicht."

„Bitte, ich kann das nicht an einem Tag entscheiden!", meinte ich mit gequälter Stimme. „Du hast mir heute gezeigt, dass du auch eine andere Seite hast, aber - "

„Es reicht dir nicht", unterbrach er mich. „Ich bin dir einfach nicht gut genug und das wusstest du von Anfang an, oder?" Er schien auf einmal wütend zu sein.

„Nein!", entgegnete ich. „Aber du darfst mich nicht zu etwas drängen, dass ich nicht will."

„Habe ich mir gedacht", erwiderte er starr. „Du willst gar nicht erst." Seine Augen verengten sich, als er mich anblickte. „Ich hatte dich wirklich anders eingeschätzt, Lily Evans."

„Was?" Ich konnte nun selber nur mit Mühe meine Wut zurückhalten. Was bei Merlins Gehänge bildete er sich überhaupt ein? „Ich kann mich nicht erinnern, dir etwas schuldig zu sein, Potter. Wenn dann, solltest du mir etwas schuldig sein, nach diesen ganzen Jahren."

Vierundzwanzig Stunden (Harry Potter/Jily)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt