Als die graue Wolkendecke auch an diesem Tag keinen Schnee herausgeben wollte, wälzte ich mich einmal in meinen weichen Kissen umher und starrte missmutig an die Decke. Ich hatte gehofft... wenigstens zu Weihnachten zu Hause etwas Schnee zu bekommen, aber das sah sehr mau aus. Selbst meine Mutter, die sonst immer und zu jeder Zeit in Feierlaune sein konnte, war dieses Jahr nicht gerade in Weihnachtsstimmung. Sie hatte nur einen Baum gekauft, weil Dad sie dazu gedrängt hatte.
Natürlich interessierte es Petunia eigentlich gar nicht. Sie war so oder so die meiste Zeit mit ihrem Verlobten Vernon unterwegs oder lief mit ihren dümmlich kichernden Freundinnen durch die Stadt. Nicht, dass es mich irgendwie stören würde. Wenn Petunia um mich war, dann strafte sie mich entweder mit Ignoranz oder mit unterschwelligem Hass. Einzig wenn unsere Eltern anwesend waren, da beherrschte sie sich einigermaßen. Es war... annehmbar.
Annehmbar war der Brief, der zerknüllt auf meinem Nachttisch lag, allerdings nicht. Unterschrieben war er von James Potter, arrogant, nervtötend und unsagbar irritierend. Ich wusste nicht einmal, wieso er mir geschrieben hatte, aber – aus irgendwelches unerfindlichen Gründen – wollte er mich besuchen kommen. Es war ja sehr nett von ihm, dass er das wenigstens ankündigte, damit ich mich vielleicht vorher nach Grönland absetzen konnte, aber warum wollte er überhaupt ausgerechnet mich besuchen? So viele Dinge sprachen dagegen. Und der größte Gegenpunkt war wohl, dass ich ihn verabscheute. Und das wusste er. Warum bei Merlins links gedrehter Unterhose wollte er also mich besuchen?
Seufzend hob ich meinen Kopf leicht an und blickte aus dem Fenster, in der Hoffnung es hätte in den wenigen Minuten, in denen ich in Gedanken war, angefangen zu schneien. Diese Hoffnung zerplatzte allerdings ziemlich schnell wie eine Schneekugel, die auf dem Boden zerschellte. Es war kurz nach zehn Uhr und wenn ich nicht langsam aufstehen würde, würde ich es gar nicht schaffen. Und wie würde das aussehen, wenn James Potter bei mir auftauchen würde und ich es nicht einmal aus meiner Decke geschafft hatte. Nein, nicht einmal diesen Erfolg würde ich ihm gönnen.
Voller Elan stieg ich aus dem Bett und wäre beinahe über mein am Abend am Boden abgelegtes Buch gestolpert, welches mit einem leichten Klatschen auf die andere Seite kippte. Magisches Celtarras hieß es und war eine fantastische Geschichte über eine ferne Welt voller seltsamer Kreaturen und spannenden Abenteuern. Ich hob es auf und legte es neben den Brief auf dem Nachttisch. Für einen kurzen Moment huschten meine Augen über die engen, äußerst sauberen Zeilen und sie blieben dann an seinem Namen hängen. Potter.
Ich machte ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge, zog mir einen dicken Pullover aus meinem Schrank und betrat dann das Badezimmer, welches mit dichtem Dampf gefüllt war. Anscheinend hatte Petunia gerade erst ihre allmorgendliche Wasserverschwendung hinter sich gebracht und mal wieder vergessen, das Fenster danach aufzumachen. Wenn ich das jetzt jedoch tun würde, dann würde ich wohl oder übel in der Dusche festfrieren. Es waren eisige Minusgrade draußen und obwohl die meisten Häuser in weihnachtlicher Deko glitzerten, kam nicht wirklich die richtige Stimmung auf.
Als ich schließlich mit feuchten Haaren und in einen dicken Pulli eingehüllt aus dem Bad trat, erklang aus der Küche ein hysterisches Lachen gefolgt von manischem Kichern. Petunia und ihre Hühner mussten sich zu ihrem allmorgendlichen Kaffeeklatsch getroffen haben. Auch wenn mein Magen grummelte, tat ich mir diese Hölle ganz sicher nicht an. Da würde ich lieber im Slytheringemeinschaftsraum schlafen. Oder schlimmer. In Sirius Blacks Bett. Alleine der Gedanke daran ließ mich schaudern.
Meine Pläne, mich so lange nicht nach unten zu begeben, bis meine Schwester mit ihren Hühnern verschwunden war, wurden dadurch vereitelt, dass meine Mutter meinen Namen rief. „Lily, kommst du bitte mal?" Ihre Stimme verriet mir, dass sie nicht gerade gut auf mich zu sprechen war und ich überlegte, was ich angestellt hätte. Denn das hatte ich nicht. Zumindest nichts, was sie wissen würde. Dumbledore würde meiner Mutter bestimmt nicht schreiben, dass ich Sirius Blacks Unterhosen rosa gefärbt hatte. Außerdem hatte es ihm ebenfalls gefallen.
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Vierundzwanzig Stunden (Harry Potter/Jily)
Fiksi PenggemarAls James Potter sich bei Lily Evans während den Weihnachtsferien ihres siebten Jahres anmeldet, um sie zu besuchen, ahnt die Hexe schon, dass dieser Besuch nicht gut enden wird. ______ Eine kleine Geschichte über James und Lily. Ursprünglich wa...