Unter den weiten Himmel mischten sich schwarze Regenwolken. Licht, das die Wolkendecke durchstoß, flackerte auf und ab. In der Ferne grollte Donner, der Lisa erahnen ließ, dass bald ein Sommerregen ein wenig Abkühlung versprach. Nach langem Fall durch die Luft platzte auch hier im Schwarzwald der erste Regentropfen auf ein Blatt einer großen Buche. Tausende weiterer Tropfen prasselten nun auf das Laubdach. "Im Moment kann ich es vergessen Beeren zu sammeln", dachte Lisa und lehnte sich mit den Rücken an den Stamm der Rotbuche. Sie senkte den Kopf und zog aus dem Knopfloch ihres Kleides das Gänseblümchen mit dem sie sich schmückte und drehte es zwischen ihrem Mittel- und ihrem Zeigefinger am Stängel abwechselnd nach rechts und dann nach links. Als sie ihren Kopf wieder hob und vor sich blickte, sah sie in etwa 15 Metern Entfernung einige Pilze unter einer mittelgroßen Fichte sich aufreihen. "Die könnte ich gleich auch noch mitnehmen, nur esse ich sie nicht so gerne wie Norman. Allerdings könnte er sich dann wieder zu seinem Fleisch Pilze machen in dem Sud. Er ist auch weg von zuhause und hat sich aufgemacht, um zu jagen. Es ist unterschiedlich mit welchem Tier er nach Hause kommen wird. Ein oder zwei Hasen, ein Fasan oder gar ein Teil eines Wildschweins oder Rehs. Ich weiß es nicht, da muss ich mich überraschen lassen". Sie erschrak, als sie Wasser zwischen ihren Schulterblättern spürte, welches sich in der Krone sammelte und so im Überfluss den Baumstamm hinunterronn und die Erde erreicht, sowie sich Lisa umgedreht hat, um nachzuschauen welcher Streich ihr da gespielt wurde. Mit dem Wasser schwammen auch einige Blätter, stockend auf dem Boden des Waldes, zu ihren Füssen und an ihnen vorbei, in die kleine Niederung zwischen den Bäumen und dem felsigen Aufstieg des Schmulsberges. Auch unter dem Baum fand Lisa nun keinen Schutz mehr vor dem Schauer, der nun in seiner Stärke den Höhepunkt erreicht hat. Wieder füllten sich die Regenrinnen welche scheinbar in der Senke mündeten. Das Wasser lief dort zusammen und hob langsam aber stetig seinen Spiegel an. "Hmm ich habe Lust mich frei und nackt zu machen! Das Kleid welches auf meiner Haut klebt behindert mich nur bei jedem Schritt. Bevor es auf dem Waldboden verschmutzt werde ich es in den Baum hängen – oder ich verdecke damit den Korb und die Walderdbeeren und Brombeeren". Die Luft ist immer noch recht warm und das Gewitter zieht weiter. "Wunderschön", denkt Lisa, als sie zum Regenbogen über dem Moorland hinüberschaut und lächelt. "Hui, welch ein schöner Teich ist hier zusammengelaufen" und füßelt im Wasser. Mit einigen Schritten läuft sie tiefer in den Teich und hockt sich hin, um sich die Hände zu waschen. Vor sich breitet sie den Blätterteppich auseinander und legt sich auf den Rücken, während sie sich noch einmal leicht vom Grund abstößt, und gleitet mit dem Bauch und den Lungen voller Luft in die Mitte des Teiches. Weit breitet sie ihre Arme aus und lauscht unter Wasser und schaut in den Himmel und die Baumkronen.
Mit einigen Schritten in langsamen Trab erreicht ein Reiter das kleine Gewässer. Die Nüstern des Pferdes stoßen nebelige Luft aus. Lisa blickt überrascht zu ihnen. „Norman“ ruft sie aus, der sich von dem ausgewachsenen Hengst herunterschraubt und auf den Boden abspringt. Während Lisa sich aufrichtet und auf Norman zuwartet, holt Norman ein großes Handtuch aus seiner Satteltasche und reicht es der Schwimmerin. „Ich dachte nur kleine Quakfrösche schwimmen in den Tümpeln der Wälder und keine Lisas wie du“ scherzt Norman. „Das war richtig prima“, befand Lisa.
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Ronja Räubertochter lebt!
PertualanganDie Erwachsenen haben nur Unsinn im Kopf denken Lisa und Norman. Um den Streitereien in ihren Familien zu entfliehen, haben sie beschlossen von zu Hause weg zu gehen. Gemeinsam möchten sie nun auf sich alleine gestellt und in eigener Verantwortung i...