Kapitel 3

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Die Woche verging rasend schnell und ohne weitere besondere Begegnungen mit James, obwohl er fast wie ein Schatten an ihr klebte. Er ignorierte Elena wieder und sie verstand nicht wirklich wieso. Schließlich war er doch in Chemie sogar freundlich zu ihr gewesen.
Als es Freitag war, hatte sie schon damit abgeschlossen, allein zur Party zu gehen, als James auf sie zukam. "Ich hole dich um sieben ab, nicht vergessen." Ohne ein weiteres Gespräch ging er an ihr vorbei und ließ sich von den schlanken, blonden Mädchen aus ihrer Stufe angaffen. "Eingebildeter Idiot", dachte sie bei sich. Trotzdem war ihr die Verabredung ganz recht, schließlich musste sie so nicht allein fahren.
Auf dem Weg nach Hause überlegte sie, was sie anziehen könnte. Es sollte nicht zu sexy wirken, schließlich wollte sie nichts von James. Aber zu lodderig sollte es auch nicht sein, schließlich wollte sie auch für die Party gut aussehen.
Zu Hause angekommen, öffnete ihre Mutter ihr die Tür mit einer guten Neuigkeit. "Die Polizei hat eine Ahnung, wer deinen Vater entführt haben könnte, mein Schatz. Diesmal wird alles gut." Die Euphorie ihrer Mutter steckte Elena an. Trotzdem war ihr Vater immer noch nicht wieder da und bisher gab es auch noch keine Lösegeldforderung. Da trat ein junger Polizist von der Küche in den Flur. "Wir sind nah dran, ihren Vater zu finden und dann in Sicherheit zu bringen. Bisher haben wir nur die alten Verstecke dieser Anti-Regierungs-Organisation ausfindig machen können, welche jedoch alle verlassen waren. Es wird also ein neues Hauptquartier geben, in dem ihr Vater mit großer Wahrscheinlichkeit festgehalten wird", sagte er unvermittelt. Elena betrachtete ihn nur. Sein dunkelblond leuchtendes Haar rahmte sein unglaublich gut aussehendes Gesicht ein. Seine blaue Iris blitzte sie aus mit einem dichten Wimpernkranz umgebenen Augen an und erinnerte sie an das Meer. Die Uniform spannte leicht unter seinem muskulösen, aber nicht zu trainierten Körper und seine Unterarme waren von Adern durchzogen, die ihr den Atem raubten.
"Ähm ja, danke. Wer genau sind Sie?", brachte Elena ihren ersten klaren Gedanken zu Worten.
"Oh entschuldigen Sie, mein Name ist Officer Silver, Miss." Er blickte sie unschuldig an und lächelte. Elena starrte wie in Trance in seine Augen, als plötzlich ihre Mutter sich räusperte. "Elena, starr Officer Silver nicht so an. Du musst dich umziehen, schließlich wirst du doch gleich zu der Party abgeholt."
Peinlich berührt rannte Elena daraufhin die weiße Treppe hinauf und hinterließ dunkle Spuren auf ihr. In ihrem Zimmer kickte sie ihre UGGs in die Ecke und warf sich aufs Bett. Sie hatte sogar vergessen, dass sie scheinbar ihrer Mutter von der Verabredung mit James erzählt hatte."Wie verpeilt war ich denn bitte in letzter Zeit", fragte sie sich. Mit diesem Gedanken schlief sie ein. Zum Glück wachte sich um 5 auf, sodass sie noch genug Zeit hatte, um sich fertig zu machen.
Sie entschied sich für ein elegantes dunkelgrünes Kleid und goldene Ohrringe. Ihre Haare lockte sie ein wenig und trug zart schimmernden Lipgloss auf ihre vollen Lippen auf. Noch etwas Mascara und sie war fertig. Da sie sich vorher noch geduscht hatte, war es tatsächlich schon fünf Minuten vor um sieben. Sie rannte die Treppe runter und sah noch wie ihre Mutter sich mit James, der scheinbar in der Zwischenzeit schon gekommen war, im Wohnzimmer leise unterhielt. Als sie eintrat, brachen die Gespräche abrupt ab.
"Können wir?", fragte James an Elena gerichtet.
"Ja, auf geht's, aber ich brauche noch Schuhe"
Elenas Mutter wandte sich an James, während Elena hinter ihr aus dem Schrank ein paar schwarzer Pumps holte. "Es war schön Sie kennengelernt zu haben, James."
"Die Freude war ganz meinerseits." James lächelte sie freundlich an und Elena verdrehte die Augen. James erhob sich von der Couch und jetzt konnte Elena ihn richtig sehen. Sein T-Shirt war diesmal weiß und er trug eine dunkelgraue Hose. Er sah ziemlich gut aus, das musste sie zugeben.

Sie stiegen gemeinsam in seinem Land Rover. Er hielt das Steuer in der Hand und sah sie an. "Schnall dich an." Seine Stimme ließ keine Diskussion zu. Er fuhr los und es herrschte eine unheimliche Stille im Auto.  "Worüber haben du und meine Mom euch unterhalten?", fragte sie, um das Schweigen zu durchbrechen. "Sie hat mich gebeten, auf dich aufzupassen." Seine Mine war kalt wie zuvor, während Elena anfing zu lachen. "Das war doch wohl nicht ihr Ernst?!", prustete sie weiter. James warf ihr einen verwirrten Blick zu, sagte aber nichts. Die restliche Autofahrt schaltete er das Radio ein und sie sprachen nicht weiter miteinander.
Als sie endlich an Annas Haus ankamen, nahm er ihre Hand und zog sie mit zur Tür. Anna öffnete und sah atemberaubend aus. Sie trug ein weißes Kleid mit einem goldenen Gürtel. Ihre blonden langen Haare fielen locker über ihre Schultern und ihr Make-up war perfekt. "Hey süße und auch hey James", sagte sie, umarmte Elena freundlich und warf James einen verführerischen Blick zu, während sie ihn ebenfalls umarmte. Sie bat die beiden herein und augenblicklich ließ James ihre Hand los, als hätte er sich daran verbrannt.
Sie lief in den Keller, wo die Partys immer stattfanden und gesellte sich zu ihren Freunden. Sie tanzte mit Mike, trank mit allen möglichen, tanzte dann mit Lisa und gerade als sie sich einen Drink holen wollte, sah sie James. Er stand an die Wand gelehnt da und hatte seine großen Hände auf Annas Hüften gelegt. Ihre Gesichter klebten förmlich aneinander. Plötzlich packte ein seltsames Gefühl ihren Magen und drehte ihn um. Ihr war plötzlich schlecht, aber nicht weil sie zu viel getrunken hatte, sondern scheinbar, weil sie eifersüchtig war. Sie verstand nicht wieso und versuchte sich einzureden, dass sie eigentlich nichts von ihm wollte. Aber das klappte nicht so gut. Anna packte James' Hand und zog ihn die Treppe hinauf. Ihr war klar, was jetzt passieren würde, aber sie wollte eher nicht daran denken. Deshalb kehrte sie wieder zu den anderen zurück. Doch ihre Stimmung war gekippt. So war das nicht geplant.
Plötzlich hörte sie einen schrillen Schrei von oben. Alle rannten die Treppe hinauf und dort lag eine gute Freundin von ihr. Es war Anna. Blut rann aus ihrem Mund und sie atmete nicht mehr. Bevor Elena wusste, was passiert, ergriff James ihre Hand, der scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war und rannte mit ihr zum Auto. Einige Leute folgten ihnen, aber James drehte sich um und plötzlich schien seine Haut zu glühen und aufzubrechen. Er sah aus, als sei er verbrannt worden oder eher als würde er selbst ein Feuer sein. Die Leute hinter vor ihm rannten schnell zurück ins Haus und er packte Elena wieder und schob sie ins Auto, wo er sie einschloss.
Er holte ein Handy hervor und sprach hinein. "Sir, es gab einen Zwischenfall. Nein, sie lebt und ist hier bei mir, doch wir sind nicht sicher. Es gab einen Angriff auf ihre Freundin, da man dachte, das sei sie." Der Mann am Telefon antwortete und James sprach wieder: "In Ordnung Sir, informieren Sie ihre Mutter, wir treffen uns in 45 Minuten am abgemachten Ort." Er legte auf. Elena, welche die ganze Zeit in einer Art Schockstarre war, kam wieder zu sich. "Lass mich hier raus! Du hast sie umgebracht! Du! Was für ein kranker Mensch bist du? Lass mich gehen!" "Ich bin weder ein Mensch, noch kommst du hier raus, finde dich damit ab", antwortete er.

Gefährliche FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt