Kapitel 4

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Vielen Dank, dass ihr meine Geschichte lest
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„Was soll das heißen, du bist kein Mensch?" Elenas Gesicht spiegelte eine Mischung aus Verwunderung und Abstoßung wieder. „Ich bin ein sogenanntes Feuerwesen oder wie es in früheren Bezeichnungen auch heißt Dämon. Wir sind dafür bekannt das Böse zu sein und ebenfalls das Böse anzulocken. Oft werden wir auch als Kinder des Teufels bezeichnet, was jedoch nicht wirklich stimmt. Mein Aussehen zieht aber auch die sexuelle Begierde vieler Frauen auf sich." Er warf Elena einen Seitenblick zu, bevor er fortfuhr. „Wir gelten als sehr jähzornig und stark, weshalb mich deine Mutter auch beauftragt hat, auf dich aufzupassen." Elena blickte nun entgeistert in James' gebräuntes kantiges Gesicht mit den eisblauen Augen. „Um Gottes Willen, bist du total übergeschnappt? Du gehörst in die Psychiatrie! Niemand hat dich für irgendwas beauftragt und du bist auch ganz sicher kein übernatürliches Irgendwas. Wieso musste ich auch zustimmen, deine Begleitung zu sein?!" Verzweifelt ruckelte sie an der verschlossenen Autotür. Doch James ging überhaupt nicht darauf ein und schwieg wieder die restliche Fahrt lang unter Elenas starken Protesten.
Sie fuhren genau eine Dreiviertel Stunde. Vorbei an kleinen Dörfern, Wäldern, alten Industriegebieten mit riesigen grauen Bauten bis auf stillgelegtes Hafengelände. James zog den Zündschlüssel aus dem Schloss und öffnete die Fahrertür. Elena versuchte erneut ihre Tür zu öffnen, die jedoch weiterhin geschlossen blieb. Erst als James sie von außen öffnete, schnallte Elena sich ab und stieg aus. Sie blickte sich um, während James sich eine Sonnenbrille aufsetzte. Das Hafengelände war einfach flach und betoniert. Ab und an stand mal ein verrosteter Container rum, an dem der Wind über die Ecken pfiff. Alles war ansonsten leer und verlassen. Nur eine Limo kam auf die beiden zu.
Nahezu lautlos hielt sie an und zwei komplett in schwarz gekleidete Männer traten aus dem Inneren der Limo hinaus. Beide hatten kurze dunkle Haare und hatten ein Tattoo am Hals in Form einer Flamme. Sie schien die Farbe zu wechseln. Von schwarz zu rot und umgekehrt. Elena glaubte jedoch, dass ihre Fantasie ihr einen Streich spiele. Sie waren außerdem mit farblosen Kabeln versehen, die vom Inneren ihrer schwarzen Hemden bis zum Ohr reichten. Es sind scheinbar Bodyguards, dachte sich Elena. Sie hatte schon sehr viele gesehen, schließlich hatte ihr Vater eine hohe Position inne, aber diesmal schienen sie noch angsteinflößender zu sein, als alle, die sie bisher gesehen hatte. Die beiden Bodyguards standen nun an den Seiten der Limo, aus der jemand ausstieg. Es war eine Frau mit hellen blonden Haaren, die zu einem lockeren Dutt gebunden waren. Die Frau sah aus, wie Elenas Mutter, halt nein, das WAR ihre Mutter. Sofort rannte Elena los. „Mama, was ist hier los? Der Irre da hat mich versucht zu entführen und das Schlimmste... er hat Anna umgebracht!!" Zum ersten Mal realisierte Elena, dass ihre Freundin tatsächlich tot war. Nie wieder würde sie ihre weißen Zähne sehen, wenn sie sich vor Lachen krümmte, nie wieder sie in ihren Armen spüren, wenn sie wieder einmal betrunken ankam und eine Umarmung nötig hatte, nie wieder könnte sie überhaupt trinken oder Spaß haben. Genau wie Elenas Bruder Christoph. Der Schmerz über den Verlust von gleich zwei Menschen und weil ihr Vater entführt wurde, ließ sie in Tränen ausbrechen.
„Elena, Schatz... James hat Anna nicht umgebracht. Es war eine Vereinigung, die gegen deinen Vater arbeitet, mehr kann ich dir hier leider nicht erzählen, es ist einfach zu unsicher. Denn eigentlich solltest du getötet werden, nur hielten die wahren Mörder Anna für dich, da James seiner Pflicht leider oder eher glücklicherweise nicht sehr gut nachgekommen ist." Sie nahm Elena in den Arm, die sich aber umdrehte und zurück zu James sah. Er hatte zwar eine Sonnenbrille auf, aber trotzdem konnte Elena den schuldbewussten Blick erahnen, den er dahinter verbarg. Ihre Tränen versiegten. „Was für eine Aufgabe sollte James denn gehabt haben?" Elena zog die Augenbrauen fragend zusammen. „Dein Vater und ich haben mehrere Drohbriefe erhalten, in denen damit gedroht wurde, dich umzubringen. Wir beauftragten einen Bodyguard, der auf dich aufpassen sollte. James. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass er nicht ganz wie jemand aussieht, der die 12. Klasse besucht. Dann wurde dein Vater am gleichen Tag entführt und ich war umso sicherer, dass es die richtige Entscheidung war, dass du einen persönlichen Wachschutz bekommen hast." Elena befreite sich aus den Armen ihrer Mutter, die darauf reagierte, indem sie Elena bat in die Limo zu steigen. Ohne zu zögern, folgte Elena der Bitte ihrer Mutter und ließ sich auf die bequemen Sitze im Inneren fallen. James lief von seinem Land Rover bis zu der Limo und setzte sich neben sie. Ihre Mutter ging, begleitet vom Wachschutz, auf die andere Seite der Limo und stieg dort ein.
Der Innenraum war sehr geräumig. Es waren überall warme Lichter angebracht, die dafür sorgten, dass man sich durch die dunkle Verkleidung und die schwarzen eleganten Sitze nicht zu sehr fremd fühlte. Silberne Leisten an den Türen gaben dem Ganzen einen noch wertvolleren Touch.
James setzte seine Sonnenbrille ab und sprach zu Elenas Mutter. „Mrs. Jones, es tut mir unglaublich leid, dass ich meine Pflicht gegenüber Ihnen und Ihrer Tochter nicht gut genug wahrgenommen habe. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen und ich verspreche Ihnen, dass das nicht wieder vorkommt." Sein Gesicht zeigte tatsächlich Reue und so antwortete Elenas Mutter: „James, wir sollten froh sein, dass Sie nicht gut auf meine Tochter in diesem Moment aufgepasst haben, denn sonst wäre sie schließlich jetzt nicht mehr am Leben. Dennoch würde ich Sie bitten, dass Sie ab jetzt tatsächlich besser auf Elena Acht geben, dann wird unserer weiteren Zusammenarbeit nichts im Wege stehen." So förmlich hörte Elena ihre Mutter nur bei Telefonaten reden, bei dem jemand ihren Mann sprechen wollte.
Nachdem die beiden anderen Bodyguards eingestiegen waren, drehte der Chauffeur den Zündschlüssel im Schloss herum und startete den Motor.
„Macht es euch gemütlich, es steht eine lange Fahrt bevor", sagte Elenas Mutter mit einem solidarischen Lächeln.

Gefährliche FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt