Elena wusste nicht, wie viel Zeit schon vergangen ist, seit sie in die Limo gestiegen war. Sie versuchte die meiste Zeit zu schlafen oder aus dem Fenster zu starren, an dem die unterschiedlichsten Landschaften vorbeizogen. Unter jedem Umstand mied sie James' Blick, der wie Kaugummi an ihr zu kleben schien. „Meine Güte, kann er nicht mal woanders hinsehen?!", dachte sie bei sich, sprach es jedoch nicht aus, da ihre Mutter ebenfalls mit auf der Rücksitzbank saß und sie sie nicht verärgern wollte. In den seltenen Stops, die nur zum Tanken und als Pinkelpause dienten, nahm James seine Aufgabe ziemlich ernst und wollte sogar mit auf die Damentoilette, was Elena jedoch mit einem „Wag es ja nicht" verhindern konnte.
Sie fühlte sich schrecklich. Nicht nur, dass Anna tot war, nein, sie war ihretwegen gestorben. Aber eigentlich sollte sie selbst das Opfer sein, wodurch sie in eine emotionale Zwickmühle geriet, schließlich wollte sie nicht sterben, wollte aber auch nicht, dass eine ihrer Freundinnen stirbt. Sie dachte viel darüber nach und hasste es, dass sie dabei beobachtet wurde.
An der nächsten Tankstelle stieg Elena aus, um sich noch einmal frisch zu machen. James folgte ihr natürlich und sprach zum ersten Mal seit Beginn der Fahrt, die jetzt schon mehrere Tage dauerte, wieder mit ihr. „Ich hoffe, du weißt, dass es nicht deine Schuld ist, dass Anna ermordet wurde. Wenn jemand Schuld ist, dann ist es der Mörder und ich, da ich sie nicht beschützt habe. Ich sollte sie ja auch nicht beschützen, aber ich hätte es tun sollen. Schließlich hättest genauso gut du an meiner Seite stehen können." Sie sah ihn an. „Nein, hätte ich nicht, denn ich bin nicht so leicht zu haben und wäre deshalb auch nicht mit dir nach oben gegangen, um was weiß ich für Fantasien auszuleben. Aber trotzdem war sie meine Freundin und ich hätte getötet werden sollen, nicht sie. Das weißt du scheinbar sogar noch besser als ich selbst." Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie daran dachte, dass sie kurz vor Annas Tod noch eifersüchtig auf sie war. Jetzt verständlicherweise nicht mehr. Sie öffnete die Tür des dreckigen Tankstellenklos und ging hinein. James blieb davor stehen. Elena schaute sich im Spiegel an. Ihre Augen hatten trotz des vielen Schlafs dunkle Ringe und und waren rot unterlaufen. Ihr Rücken und ihr Po schmerzten vom ganzen Sitzen und sie hoffte inständig, dass sie bald ihr Ziel erreichen würden. Sie dachte zurück an den Abend, an dem alles so schnell geschah. James war so merkwürdig und faselte irgendwas mit Dämonen, so weit sie sich erinnern konnte. Schnell ging sie auf die Toilette und öffnete wieder die Tür zum Parkplatz. Ihr Bodyguard stand wie angegossen davor. Seine Augen fixierten sie und seine dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht. Er sah echt scharf aus. Ihr fiel wieder ein, wie er erwähnte, dass er viele Frauen anzog. Aber sie wollte nicht wie all die anderen Frauen und Mädchen sein, also schüttelte sie den Kopf und begann ihn auszufragen. „Was genau meintest du in der Nacht, als du von irgendwelchen Dämonen geredet hast?" Sie senkte den Blick, da sie peinlich berührt war, so etwas zu fragen. Ist doch eigentlich klar, dass das ein Scherz war, oder?!
Er presste seine Lippen zusammen, sodass sie nur noch ein schmaler Strich waren. „Das ist jetzt unwichtig. Falls du mehr darüber erfahren willst, dann warte bis wir an dem sicheren Ort angekommen sind und du nicht mehr dauernd neben deiner Mutter sitzt. Ich merke, dass dir diese Frage unangenehm ist und ich möchte dich nicht vor ihr in Verlegenheit bringen. Außerdem wirst du es eh nicht so leicht glauben." Elena gab sich mit der Antwort zwar nicht zufrieden, aber musste vorerst damit klarkommen, da sie das tatsächlich nicht vor ihrer Mutter besprechen wollte, denn es war ihr peinlich, das überhaupt zu fragen.
Froh über ein wenig Bewegung schlenderte sie zusammen mit James über den Parkplatz, um dann in die Tankstelle zu gehen, damit sich einige Snickers holen konnte. Schließlich musste sie die ganze Zeit vorgesetzte Mahlzeiten in der Limo essen. Der Süßigkeitenautomat der Schule fehlte ihr. Sie ging zur Kasse, an der ein älterer Mann stand. Seine Fingernägel waren blau lackiert und sahen aus wie ein stürmischer Ozean. „Coole Fingernägel", sagte Elena mit einem Lächeln. Der ältere Mann lächelte freundlich zurück, sagte jedoch nichts, während Elena ihre Riegel auf den Tresen legte. Sie blickte James an, da er das Geld von ihrer Mutter bekommen hatte, falls Elena sich was kaufen wollte. Seine Augen waren plötzlich rötlich. Die Sonne schien wohl komisch auf sie zu fallen, rote Augen haben nur Albinos und ihr Bodyguard litt wohl eher nicht an Albinismus. Still legte er die Summe auf die Geldschale und knurrte: „Behalten Sie den Rest". Der alte Mann nickte und wandte sich ab. „Was war das denn?", fragte sie James, als sich die Schiebetür automatisch öffnete und sie wieder an die frische Luft traten. „Schwer zu erklären, aber wie schon gesagt, warte einfach bis es sicher ist, dann werde ich dir alles erklären. Ach und erzähle deiner Mutter vielleicht nichts davon.", riet er ihr.
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Gefährliche Flammen
FantasiaElena, ein reiches und beliebtes Mädchen, wird aus ihrem alltäglichen Leben gerissen, als ihr Vater entführt wird und sie Bekanntschaft mit Wesen macht, von denen sie dachte, dass es sie nur in Geschichten und Schauermärchen gibt. Sie bekommt einen...