Kapitel 27

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Zusammen gingen wir in mein Zimmer, wo wir uns auf meinem Bett niederließen. Zuerst herrschte ein unangenehmes Schweigen, aber dann meinte Liam: "Es tut mir leid, dass ich heute einfach so abgehauen bin, aber ich habe dich einfach ganz anders in Erinnerung und dich dann so zu sehen... Das muss ich einfach erst einmal verdauen. Bitte sei nicht sauer auf mich!" Letzteres flehte er schon fast. Ich dachte einen Moment darüber nach, aber dann entschied ich mich dafür, dass Liam es nicht verdient hatte, dass ich aus so einem Grund böse auf in bin. Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich an seiner Stelle anders reagiert hätte. Er hatte mich schließlich Jahre lang nicht mehr gesehen und mich dann so stark verändert wieder aufzufinden muss ein ganz schöner Schock gewesen sein. Also lächelte ich meinen Bruder an und sagte: "Das ist schon okay. Ich kann dich ja verstehen. Mir ist nur wichtig, dass du mich so akzeptierst wie ich jetzt bin." "Das tue ich, Lucy. Das tue ich wirklich." Dies meinte Liam, worauf ich mich in seine Arme warf und mich einfach an ihn drückte. Welches Pferd mich da geritten hatte, weiß ich auch nicht so genau, aber irgendwie war ich in dem Moment total kuschelbedürftig.

Liam pov

Sie schmiegte sich an mich und ich muss ganz ehrlich zugeben: in diesem Moment war ich minimal überfordert. Also, nur minimal natürlich. Trotzdem schlang ich meine Arme um meine kleine Schwester und legte meinen Kopf auf ihrem ab. Ich hatte sie schon ziemlich vermisst und das schlechte Gewissen, mich nie gemeldet zu haben kam wieder in mir hoch. Natürlich hatte Mum mehr Schuld daran als ich, aber ich machte mir trotzdem Vorwürfe. Ich hätte einfach mal vorbeikommen müssen. Dann würde Jessie vielleicht auch noch leben. Ich merkte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, aber ich blinzelte sie schnell weg. Ein Junge hat nicht zu weinen. Zumindest kein Junge, wie ich und meine Kumpels. "Was ist los?"Fragte Lucy und löste sich von mir, um mir in die Augen schauen zu können. Ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht und versuchte möglichst glaubwürdig zu klingen. "Nichts. Es ist alles gut." Meine Schwester kniff die Augen zusammen und fragte: "Vertraust du mir so wenig, dass du es nötig hast mich anzulügen?" Ich riss meine Augen auf und sagte sofort: "Um Gottes Willen, nein! Ich vertraue dir Lucy. Ich will dich nur nicht mit meinen Problemen belasten." Jetzt zog meine Schwester eine Augenbraue nach oben und meinte: "Ich hatte in den letzten Jahren viele Belastungen und habe jetzt immer noch welche. Ich denke, auf eine mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht an." Ich seufzte und erzähle ihr dann, was ich gedacht hatte. Für einen Moment ist es still, aber dann sagte Lucy: " Weißt du, Liam. In den ganzen Jahren, in denen du nicht da warst habe ich dich für Jessies und meine Situation verantwortlich gemacht und als Jessie dann... naja du weißt schon... da habe ich einfach nur noch puren Hass für dich empfunden. Ich dachte du wüsstest genau, wie es hier abläuft und deine Schwestern sind dir einfach egal, aber nachdem du mir erzählt hast, wie das ganze wirklich abgelaufen ist, habe ich meine Meinung geändert. Ich denke, dass ich dich irgendwo sogar ein bisschen verstehen kann. Du hast dich auf deine Karriere konzentriert und dir wurde immer vorgegaukelt Jessie und mir würde es gut gehen. Mittlerweile mache ich nur noch Mum und ihren beschissenen Typen von Arschloch dafür verantwortlich, dass mein Leben bis jetzt so scheiße verlaufen ist. Du kannst nichts dafür, hörst du? Gar nichts!" Ich dachte einen Moment über das von meiner Schwester Gesagte nach und lächelte dann. Irgendwo in meinem Inneren hatte ich zwar immer noch ein schlechtes Gewissen, aber Lucys Worte hatten mir wirklich geholfen.   

Die Pause ist vorbei!
Das Kapitel ist zwar ziemlich kurz, aber ich finde das passt so irgendwie.
Ich werde zwar immer noch  nicht oft und regelmäßig updaten, aber immerhin geht es jetzt weiter!

LG
Nele

Bad Girl 1DWo Geschichten leben. Entdecke jetzt