Mit schnellen Schritten ging Blair über den Platz am Dom. Ihre offenen Haare wehten in der leichten Brise. Sie hatte gerade die Uni für heute hinter sich und musste auch nicht im Geschäft arbeiten, da Montag war. Und das Wetter war heute mit im Spiel, es waren einige Wolken am Himmel und verdeckten die heiße Sommersonne, die Temperaturen schwankten von zwanzig bis fünfundzwanzig Grad hin und her, was dann nur hieß: Zeit für einen weiteren Flashmob. Sie suchte sich dafür immer sehr besuchte Gegenden aus, jedoch sind sie meistens nur zufällig gewählt. Wie ein kleiner Platz in der Innenstadt oder weiter am Rande bei einem kleinen Restaurant. Dieser aber nicht. Sie war schon oft hier und hatte getanzt, hier war auch einer ihrer ersten "Überfälle", wie es die Bewohner auch gerne nannten. Und jedes Mal bettelten die Zuschauer schon um eine Zugabe von ihr. Dass sie ihr Talent noch einmal zeigen und ihren den Atem rauben würde und sie sie noch einmal mit ihren Moves fesseln würde. Und genau das war es, was ihr in ihrem alten Leben gefehlt hatte. Die Anerkennung, die sie hier für ihre Choreos bekam, existierte nicht in ihrem Heimatdorf. Dort wurde nur versucht ihr die Tanzerei auszureden, vor allem von ihren Eltern. Den Spießern ohnehin. Diese waren beide in einer Firma für Architektur tätig und wünschten sich dann natürlich, dass ihre Tochter ebenso einen anständigen Beruf erlernen würde. Anständig im Sinne von Büroarbeit oder sowas. Nur für Blair war diese Welt wie ein Gefängnis für sie. Große, herzlose Gebäude, wo alle Leute fein herausgeputzt sind und nur ihren Anweisungen folgen.
Im 'Auf andere hören' war Blair noch nie gut, sie war ein kleiner Rebell seit sie klein war. Aber immer, wenn es Ärger gegeben hatte, hatte sie immer einen Grund zum Lächeln gefunden. Diese Eigenschaft hat sie bis heute behalten. Ihren Stolz konnte ihr noch keiner nehmen und das würde auch so bleiben.
Gerade jetzt lief sie lächelnd an den Menschen vorbei. Dies war eines der wichtigsten Dinge für sie im Leben. So zeigte sie ihre fröhliche und kreative Aura und scheute sich aber auch nicht davor, selbst wenn man sie schief ansah. Jetzt jedoch steuerte sie auf den Kölner Dom zu, um sich in ihr Versteck zu begeben. An der rechten Seitenwand gab es eine große, hohle Stelle zwischen zwei Säulen, dort zog sie sich immer um und blieb auch weiterhin unentdeckt.
Mitten auf dem Platz blieb sie stehen und schulterte nochmal ihre große, rote Sporttasche, wo alles, was sie brauchte, drinnen war. Die meisten Menschen hier hatten Anzüge oder schicke Kleider an und ein Handy am Ohr. Wie immer sahen sie sehr gestresst aus. Als sie an der Seite angerempelt wurde, sah sie einen Mann, der vielleicht um die eins neunzig Meter war und sie genervt ansah. " Hey, kannst du nicht aufpassen!" schimpfte er im schroffen Ton und ging dann auch gleich weiter.
'Chill mal Kumpel' dachte sich Blair nur und ging augenverdrehend weiter. Manche Menschen waren einfach hoffnungslos. An der Treppe zum Dom saßen viele Teenager in Gruppen zusammen und erholten sich entweder von der Schule oder rauchten. Sie fragte sich echt, wie man in so einem jungen Alter schon rauchen konnte, denn die meisten sahen aus wie gerade mal vierzehn oder fünfzehn. Sie selber rauchte zwar auch, aber auch nur, wenn gerade wieder Stress in der Uni war und das war dann im Schnitt zwei im Monat. Aber okay, dachte sie sich, jeder für sich selbst.
Sie drängte sich an einer Gruppe vorbei, jedoch war daraufhin ein Pfiff zuhören und sie drehte sich um, jedoch weiterhin lächelnd. Ein paar Jungs, vielleicht um die sechzehn Jahre alt, sahen sie interessiert aber auch verschmitzt an. "Na Süße." sagte einer mit hellen, schon fast weiß gefärbten Haaren und dunklen Augen. Sie wackelte kurz mit den Augenbrauen und sagte nichts. Mal sehen was noch kommen würde. "Haste Bock mit uns einen draufzumachen?" fragte ein dunkelhaariger, welcher ebenfalls eine Zigarette in der Hand hat und dann auch gleich einen weiteren Zug nahm, um sie danach wie ein Depp anzugrinsen. Wohl um anzüglicher zu wirken. Mittlerweile musste sie sich echt das Lachen schon verkneifen, denn das war einfach nur lächerlich. So geschmeidig wie möglich bewegte sich Blair auf die vier Jungs zu und blieb vor den, mit den dunklen Haaren stehen.
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Dreamdancer
RomanceWas tust du, wenn du, egal wo du hingehst, beschattet und belästigt wirst? Diese Frage ist im Moment für Blair überlebenswichtig. Die anonyme Tänzerin flieht vor denen, die sie für sich haben wollen, dabei trifft sie auf Lyndon, einem jungen Mann mi...