5. Kapitel

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„Jacob, jetzt warte!" rief Lyndon seinem aufgeregten Neffen hinterher. Er hatte wohl das eine oder andere süße Zeug zu viel gegessen. Der heutige Tag bestand hauptsächlich für den jungen Studenten darin seinen Neffen im Schacht zu halten. Sie waren in einen Freizeitpark gewesen, da es sich der Junge so sehr gewünscht hatte und jetzt lief er, mit zwei Kuscheltieren unter dem Arm, in Richtung einer Videothek, da er sich einen Film seiner Wahl aussuchen durfte. Lyndon hatte Mühe mit dem durchgedrehten Knirps mitzuhalten, doch bevor er die Tür zum Laden aufreißen konnte, packte er ihn sanft a Arm und zog ihn zurück. "Onkel Lyndon ich will mir schnell den Film ausleihen, bevor er scho weg ist", meckerte Jacob. Lyndon sah ihn ernst an.

„Warte erstmal. Bevor du nun wie ein wildgewordener Affe darein stürmst. Du weißt, wie man sich benimmt. Nicht laut schreien und nicht alle Filme auf einmal anfassen oder sie aus ihren Hüllen nehmen. Sonst haben wir beide ein großes Problem und der Filmabend ist gegessen. Alles klar?" fragte er ihn und wartete geduldig auf eine Antwort, doch die bekam er so schnell, dass er sich wiederum Sorgen machte.

„Ja Onkel Lyndon, aber können wir jetzt endlich schnell den Film holen?" fragte er und hüpfte auf der Stelle auf und ab. Kopfschüttend machte der junge Mann die Tür auf und betrat einen Raum, welcher von vorne bis hinten mit Regalen von tausenden von Filmen bestückt war. Vorsichtshalber nahm er den Jungen an die Hand, damit er erst gar nicht auf die Idee kam hier einen Zirkus zu veranstalten. Er sah sowas nicht oft, weshalb er es bis ins kleinste Detail auskosten wollte.

„Wo sind hier die Kinderfilme?" fragte Jacob aufgeregt und konnte gar nicht ruhig auf der Stelle stehen bleiben. Lachend hob sein Onkel ihn hoch und setzte ihn auf seine Hüfte. „Jetzt bleib mal ganz ruhig, kleiner Mann. Deine Filme sind da ganz hinten."

Schnell stolzierte Lyndon zum Regal, wo er hoffte den Film zu finden, den sein Neffe wollte. Überfliegend ging er jedes Regal durch, bis er auch bei dem gesuchten Film stehen blieb.

„Jaa! Spiriiiitt!" rief er laut und riss den Film förmlich aus dem Regal und andere gleich mit.

„Jacob, nicht so laut", mahnte sein Onkel und sammelte schnell die Filme auf. Sein Neffe sah ihn ganz kurz entschuldigend an und rannte mit dem Film schon zur Kasse. „Jacob warte!" rief Lyndon hinterher, doch der Junge war schon um die Ecke verschwunden. „Oh Mann", flüsterte er leise, während er die Filme wieder richtig einordnete. Manchmal kam er sich wie eine Putzfrau vor, wenn der Kleine zu Bescuh war, doch dies nahm er für Jacob auch gerne in Kauf. Er kannte seine Schwester zu gut, um zu wissen, dass Jacob bei ihr nicht oft die Möglichkeit hatte nur einen Film zu gucken oder so was.

„Entschuldigen Sie bitte?" hörte er auf einmal eine Frauenstimme von der Seite. Lyndon drehte sich um und sah eine Frau um die Mitte dreißig oder vierzig vor sich stehen. Sie hatte eine schwarze Sakkohose mit passendem Jackett an und darunter ein dunkellilanes Hemd, welches an ein Faschingskostüm erinnerte. Die hellblonden Haare waren zu einem niedrigen Pferdeschwanz gebunden, das schmale Gesicht war frei von jeglichem Make Up.

„Ja?" fragte er planlos zurück, er hatte diese Frau noch nie gesehen. Sie sah ihn von oben bis unten abschätzig an, als wolle sie sicherstellen, dass er eindeutig schwächer war als sie. Abwarten sah Lyndon die Frau an, doch diese wandte sich zu den Filmen im Regal. Dabei entstand ein sehr schiefes Lächeln, was sie ziemlich unheimlich wirken ließ.

„Wird das ein Abend der Kindheitserinnerungen?" fragte sie mit spöttischer Stimme, welche sich auf einmal so tief wie eine Männerstimme anhörte und griff nach einem FIlm ohne Altersbeschränkung. Lyndons Augen ließen die Frau nicht aus den Augen, sie sah aus wie eine Kommissarin aus einer schlechten Serie.

„Wie bitte? Nein, nein. Aber dafür einer für meinen Neffen." Er deutete auf den kleinen Jungen, welcher vor den Kassen stand und den Film als auch die Kuscheltier an sich presste. Seine Augen waren ungeduldig auf seinen Onkel gerichtet. „Wenn das so ist. Ich will auch nicht lange stören, ich hätte da nur eine Frage an sie", fuhr die Frau fort, stellte den Film zurück ins Regal und holte einen kleinen Notizblock aus ihrer Jackentasche. „Und die wäre?" fragte Lyndon misstrauisch. Ohne zu ihm aufzusehen fragte sie: „Kennen sie eine gewisse Blair Genders?"

DreamdancerWhere stories live. Discover now