Kapitel 6

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- Jack -

Dylan wusste nun, dass ich schwul war. Klar, nachdem was Niall im McDonalds abgezogen hatte, war es mehr als offensichtlich. Und das war gut. Ich wollte nicht, dass Dylan ein Zeichen als freundschaftliche Geste missverstand. Denn irgendwas hatte er, das ich mochte. Nicht seine Art zu spielen, oder seine Hilfsbereitschaft. Irgendwas in ihm drinn, dessen Aura ich spürte aber noch nicht kannte, genau das wollte ich.

Nach dem essen beschlossen wir, uns in London umzusehen. Die Engländer zeigten uns Orte, die Touristen normalerweise nicht zu sehen bekamen. Zum Beispiel einen Tabakladen mit einem blinden Kassierer, der Dylan ohne zu zögern Bier verkaufte. Oder das Süsswarengeschäft, indem man Zigaretten kaufen konnte, ohne dabei einen Ausweis vorzeigen zu müssen. Wieder war Dylan der, den wir dafür am geeignetsten hielten. Klar, wir waren Sportler. Wir sollten unsere Lungen nicht verbauen. Aber es war unser freier Abend, wir waren mittlerweile nur noch sieben Teenager (die anderen waren irgendwo beim Buckingham palace) und wir hatten noch dreissig verdammt anstrengende Trainings zu überstehen. Also bitte, eine Zigarette sollte uns vergönnt sein.

Die Sonne ging bereits auf. Lachend und nicht mehr ganz nüchtern, schlenderten wir an der Themse entlang. Die Nacht war grossartig. Wir sassen an dem Fluss, tranken und rauchten. Zwischendurch wurden wir von Polizisten weggejagt, jedoch hielt uns das nicht davon ab, uns ein Stück weiter unten wieder niederzulassen. Und jetzt stanken wir. ,, Jungs, was machen wir gegen den Gestank? Coach Puma bringt uns um.", bemerkte ich und schnupperte an meinem Shirt. James grinste teuflisch. ,, Da gibt es nur eine Lösung." Mit diesen Worten schubste er mich in den Fluss. Eises Kälte drang in jede Faser meines Körpers. Schnell paddelte ich mit meinen Armen, um an die Oberfläche zu gelangen. Und ich sah gerade noch, wie Jimi einen lachenden Dylan zu mir herabstiess und beinahe auf mir landete. Er sag gut aus, als er auftauchte. Die Wassertropfen tropften von seinen nassen Strähnen und landete auf seinen Wangen. Wir alle lachten. Und als wir uns davon erholt hatten, riss Dylan seine Augen auf und rief: ,, Wie spät ist es? Sam, wie spät ist es?" Der Big Ben verriet es uns. 6:00 uhr. ,, Fuck, ich muss zurück!" Schnell schwamm er zum Flussufer und zog sich hoch. Pitschnass zog er an Samuels Ärmel. ,, Ich habe es verpasst! Ich habe das Training verpasst!" Verwirrt schwamm ich ebenfalls zum Ufer und tat es ihm gleich. ,, Das Training fängt in einer Stunde an, das schaffen wir noch.", sagte ich beruhigend. Doch Samuel schüttelte seinen Kopf. ,, Nein. Er hat jeden morgen um 4:30 bis 6:00 uhr ein Spezialtraining. Das wird grossen ärger geben."

Bedrücktes schweigen herrschte, als wir von der letzten Busstation bis zur Schule liefen. In zwei Minuten begann das Training. Dylan hatte seines bereits verpasst. Wie hart arbeitete er eigentlich? Als wir, Dylan und ich noch immer nass, in der Arena standen, die anderen ausgeruht neben uns, hätte mich am liebsten auf den Boden gelegt und eschlafen. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie hungrig und kalt mir war. Und dann kamen sie. Unsere Coaches. Coach Anne, Dylans Mutter, war wütend. Sehr wütend. Während Coach Puma und Coach Newton sich vor uns aufstellten, raste sie zu uns, und verpasste ihrem Sohn eine schallende Ohrfeige. ,, Wo. Warst. Du." Ihre Stimme war bedrohlich, Dylan sah zu Boden. ,, In London.", antwortete er schlicht. Erneut eine Ohrfeige. ,, Du warst nicht im Training, warst die ganze Nacht weg, tauchst hier wie ein Strassenköter auf und nimmst dir die Frechheit so mit mir zu reden?" Ihre Stimme wurde immer lauter. Sie packte seine Haare und zog sein Gesicht zu sich ran. ,, Dylan Michael Olsen, du wirst dich jetzt umziehen, in die Trainingshalle gehen und den ganzen verdammten Tag gegen die Wand spielen! Hast du mich verstanden?" Ihr Griff wurde fester. ,, Verstanden." Sie schubste ihn grob weg und zeigte auf die Tür, die zu den Duschen und Umkleiden führte.

Und er ging.

Und keiner tat etwas

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