And so it begins

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London, Februar 1817

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Die vier eleganten Herren, die in dem exklusiven Club „Brooks" gemeinsam zu Abend aßen, feierten mit viel Champagner die unerwartete Erbschaft ihres Freundes, Lord Leonard Morland, der nun der achte Earl of Henley war. Lord Morland hatte vor vier Monaten den Titel von seinem älteren Cousin geerbt. Dieser war mit seiner Frau und seinem einzigen Sohn bei einem Kutschunfall ums Leben gekommen, und da er keinen näheren Verwandten hatte, fiel der Titel an Leonard, was ihm eigentlich nicht sonderlich behagt hatte, da er vorher schon sehr wohlhabend gewesen war und der neue Titel eigentlich nur eine zusätzliche Belastung darstellte, auf die er gut und gerne hätte verzichten können.
Die Feier galt auch Lord Morlands Rückkehr in die Gesellschaft, da er diverse geschäftliche Angelegenheiten auf dem Landsitz der Henleys zu erledigen gehabt hatte. Die vier Freunde verbrachten seit der gemeinsamen Studienzeit in Oxford oft ihre Zeit miteinander, so dass sie in Londons Beau Monde nur als das „Kleeblatt" bekannt waren. Zum „Kleeblatt" gehörten Lord Robert Allenby, genannt „Paris", weil ihn die Damen für die Verkörperung eines griechischen Gottes hielten, er war der jüngste mit 28 Jahren und der zukünftige Erbe des Earl of Bedford, Lord Richard Lawrence Baron Devonham („Joker"), der Spaßvogel unter ihnen, Charles Deverell Viscount Stratton („Beast"), ein provozierender Charakter und Lord Leonard Morland („Lion"), ihr unangefochtener Anführer, wegen seiner dunkelblonden Lockenpracht und den honigfarbenen Augen hatte er von seinen Freunden den Beinamen „Lion" erhalten.

„Stellt euch vor, meine Nachbarn haben schon angefangen, mir ihre unverheirateten Töchter aufzudrängen! Deshalb bin ich schon etwas früher aufgebrochen. Ich muss mit euch Kriegsrat abhalten, Freunde. Als Träger des Earl-Titels werde ich mich um die Erbfolge kümmern müssen."

Leonard sah seine Freunde durch halbgesenkte Lider an, da er zu Recht einen Heiterkeitsausbruch ihrerseits erwartete. Schließlich galten die vier als erfahrene Lebemänner mit beachtlichen Erfolgen in der leichtlebigen Damenwelt und als entsprechend ehescheu.

Charles erfreute sich innerlich an Lions misslicher Lage und lachte am lautesten. „Es geschieht dir recht! Du hast uns schon zu oft eine begehrenswerte Dame vor unserer Nase weggeschnappt. Das ist die Strafe Gottes."

Robert hingegen drückte sein tiefstes Mitgefühl aus, weil er selbst durch seine Jugend nicht unter dem Druck stand, allzu schnell in den Stand der Ehe zu treten, auch wenn er früher oder später eine Verbindung einzugehen gedachte.

„Was wird dann aus unserem „Kleeblatt"? Ehefrauen sehen es nicht gerne, wenn ihre Ehemänner sich mit Junggesellen herumtreiben." Richards Einwand war durchaus berechtigt.

„Deswegen wollte ich mich mit euch zusammensetzen, vielleicht fällt uns gemeinsam eine Lösung für dieses Problem ein.", antwortete Leonard, dessen Blick sich mit dem seines besten Freundes und zugleich größten Konkurrenten kreuzte.

Charles grinste spöttisch. „Sicher! Du brauchst eine ehrbare Frau, die dir Erben schenkt und uns - und nicht zu vergessen die göttliche Séraphine - sozusagen als Beigabe akzeptiert. Das ist unmöglich!"

Wieder lachten alle und der diensteifrige Kellner goss ihnen Champagner nach. Lady Séraphine, die den Beinamen die „Göttliche" seit ihrer Einführung in die Gesellschaft trug und ihn auch nicht durch die Heirat mit dem viel älteren Duke of Hamilton abgelegt hatte, war mit Lord Morland seit mehreren Jahren in einer Art Hassliebe gefangen. Die beiden eigensinnigen Persönlichkeiten kamen nicht voneinander los, obwohl Séraphine jetzt seit zwei Jahren mit dem Duke verheiratet war, der sich allerdings wenig um seine junge und anspruchsvolle Frau kümmerte.

Die Unterhaltung kreiste nun mehr oder weniger ernsthaft um Leonards zukünftige Braut und als der Cognac gereicht wurde gipfelte Charles das Ganze, indem er eine Wette vorschlug, wie sie es oft taten, wenn eine neue Schönheit in ihren Wirkungskreis trat. Nur diesmal waren nicht alle vier zur „Jagd" zugelassen, und es würde nicht um eine von ihnen begehrte Schönheit gehen.

Bet the Lion and tame the BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt