The Waltz of her Dreams

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Alexias gesellschaftlicher Stern leuchtete schon nach einer Woche strahlend hell am Himmel der Londoner Beau Monde. Nicht nur ihrer Schönheit wegen, Alexia hatte ein so liebreizendes Wesen, dass sie jeden sofort für sich einzunehmen verstand. Sie drängte sich nie in den Vordergrund und war auch zu den älteren Mitgliedern des Tons immer sehr zuvorkommend. So war es nicht verwunderlich, dass sie bei ihrem zweiten Ball Freundschaft mit Lord Moreleys ältester Tochter, Brittany, schloss.

Brittany Moreley war eine kecke rotblonde Schönheit, in deren grünen Augen beständig der Schalk blitzte, mit ihrer temperamentvollen Art ergänzte sie perfekt Alexias ausgeglichenes Wesen. Heute Abend wurde Brittanys Einführung zu Ehren ein Ball in der Moreley-Residenz gegeben, zu dem natürlich auch die Damen Burnham und Harper eingeladen waren.

Brittany und Alexia waren die Sensation des Abends, Leonore beobachtete die beiden sehnsüchtig, wie sie in ihren Kreationen aus strahlender weißer Seide von ihren Verehrern über die Tanzfläche gewirbelt und angehimmelt wurden. Die beiden standen auch im Zentrum des Interesses, weil alle Mitglieder des Kleeblattes mit ihnen tanzten, das steigerte das Interesse an den beiden jungen Damen natürlich enorm.

Einen Moment meinte Leonore, keine Luft mehr zu bekommen, sie schluckte schwer und erhob sich mit blassem Gesicht. Sicher würde niemandem auffallen, wenn sie kurz auf die Terrasse hinaustrat. Mit zitternden Schritten verließ sie den Ballsaal durch eine der offenstehenden beinahe deckenhohen Türen. Leonore ging ein Stück die Balustrade entlang und starrte dann hinauf in den nächtlichen Sternenhimmel.

'Du hättest nicht in die Stadt kommen dürfen! Dein größter Wunsch hat sich erfüllt und es zerreißt Dir fast das Herz. Du hättest wissen müssen, dass es im wirklichen Leben keine Märchen gibt.', flüsterte mit trauriger Stimme.

Leonore atmete tief die kühle Nachtluft ein und versuchte mit aller Kraft, die traurigen Gedanken wegzuwischen. Aber seit sie in London war, verließ ihre eiserne Selbstbeherrschung, die ihr das Leben bei ihrem Onkel erträglich gemacht hatte, immer öfter. Sie fühlte sich schäbig, weil sie ihre Cousine Alexia beneidete, um ihren Erfolg, um ihr sorgloses Leben, um ihr anziehendes Wesen und doch war ihr Leonore von Herzen zugetan. Mit eigenen Augen miterleben zu müssen, wie anders ihr Leben hätte verlaufen können, war beinahe mehr, als sie ertragen konnte.

„Lady Harper? Ich habe Sie schon überall gesucht. Würden Sie mir die Ehre dieses Tanzes erweisen?"

Unbemerkt war der Earl of Henley hinter sie getreten. Er war nicht ganz ehrlich gewesen, schließlich hatte er beobachtet, mit welchem Gesichtsausdruck sie die Cousine angesehen hatte. Ebenso hatte er ihre geflüsterten Worte gehört und eigenartigerweise hatte ihn ihr Ringen um Haltung angerührt. Nun starrten ihn ihre großen, dunklen Augen einen Augenblick fassungslos an, dann glitt die wohleinstudierte Maske wieder über ihr Gesicht, hinter der sie sich beständig versteckte.

„Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, aber ich sollte jetzt wieder nach meiner Cousine sehen, ich war schon viel zu lange hier draußen."

Sie senkte den Blick, damit er ihre Verlegenheit nicht bemerkte.

„Sie werden nach Ihrer Cousine sehen können, während wir tanzen. Außerdem bin ich mir sicher, dass sie einen Tanz lang auf Ihre Argusaugen verzichten kann."

Leonards Stimme hatte etwas schärfer als beabsichtigt geklungen, da er normalerweise von Damen der Gesellschaft keine Körbe erhielt, was nun seinen nicht unbeträchtlichen Stolz verletzte.

Er nahm schon ihre Hand, um sie unter seinen Arm zu ziehen, so dass Leonore keine andere Wahl blieb, jedenfalls fiel ihr keine andere ein, als ihm die Wahrheit zu sagen.

Bet the Lion and tame the BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt