Neue Schule, neues Glück

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Der nächste Morgen bewies mir das Gegenteil. Rohkostfrühstück, kalte Dusche und jede Menge Müdigkeit und Rückenschmerzen plagten meinen Tagesbeginn. Dann war da die Sache mit dem Schulweg. Carly kam erst nächstes Jahr in die High School und die Junior High, auf die sie ging, war auf der anderen Seite der Stadt. Ich hatte noch keinen Führerschein, weshalb ich mich kurzerhand auf meinen Drahtesel schwang und losradelte. Ich wusste die ungefähre Richtung und irgendwann müsste ich einfach nur noch den Angeber-Kids mit ihren Prolloautos folgen. Ich war der festen Überzeugung, der einzige Mensch auf einem Fahrrad zu sein, aber ich sah doch ein oder zwei Leute mit dem Rad. Ich fand die Schule pünktlich und meldete mich wie abgesprochen im Büro des Schulleiters. (Das hatte meine Mom mir heute morgen kurz angebunden gesagt.) Der Schulleiter hieß mich herzlich willkommen und stellte mir meine Patenschülerin vor.

„Hallo,ich heiße Rose Fitzsimmons" stellte sie sich mit strahlendem Lächeln vor.

„Ähm,ich bin Elizabeth Foster, also Lizzie, hi." Sie schüttelte meine Hand. Sie hatte schwarze Locken und ein freundliches Gesicht.

„Wie willst du lieber genannt werden?" fragte sie.

„Ähm, ich glaube Lizzie."

„Du glaubst?" Sie schien belustigt.

„Nein,ja, also... Ja, Lizzie wäre besser." Ich lächelte schief. Rose zog mich zurück in die belebten Schulgänge, zeigte mir meinen Spind und brachte mich in mein Klassenzimmer.

„Wir haben ziemlich viele Kurse zusammen, diesen allerdings nicht. Warte nach der Stunde einfach vor der Tür. Ich hol dich dann ab, in Ordnung?" Ich nickte und schon verschwand sie aus dem Raum. Langsam ließ ich mich auf einen Platz sinken und legte meine Bücher auf den Tisch. Ich versuchte, unaufällig zu bleiben und es klappte. Keiner schien mir besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Perfekt! Eine Frau mit dunklen Haaren betrat den Raum. Sie schien die Lehrerin zu sein,denn die Schüler setzten sich langsam auf ihre Plätze.

„Ist denn Ms Foster schon da?" fragte sie und sah sich im Raum um. In diesem Moment beschloss ich, sie zu hassen. Ich meldete mich unaufällig, doch sie sah mich trotzdem.

„Dann kommen Sie doch mal nach vorne." Ich stand auf und ging zur Tafel.

„Das ist eure neue Mitschülerin und ich denke, am besten erzählt sieselbst, wer sie ist." Sie sah mich aufmunternd an. Gott, ich hasste sie.

„Ja,also", ich räusperte mich, „Ich bin Lizzie Foster und ich bin gestern hier her gezogen." Als ob das irgendwen interessierte. Doch die Lehrerin schien so, als könnte ich gar nicht genug erzählen.

„Ach,gestern erst? Ist das nicht total spannend und nervenaufreibend?"

„Ähm, naja, also-"

„Ms. Blake ist so langweilig" seufzte jemand genervt und ich hörte auf,zu reden. Verwirrt blinzelte ich in die Klasse, aber das schien keinen zu interessieren. Nicht mal Ms. Blake sagte etwas. Alles schien, als wäre das nie passiert.

„Alles in Ordnung?" fragte Ms Blake.

„Ja, natürlich. Ja, also, sehr, sehr spannend... Ähm, dürfte ich mich wieder setzen?"

„Wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt.." Sie blickte in die Klasse und die schien erleichtert. Ganz ehrlich, ich würde mir selbst nicht zuhören.

„Das ist Lizzie, sie ist neu" hätte doch wohl vollkommen gereicht,oder? Oder einfach gar nichts. Würde es irgendwen interessieren,hätte er wohl gefragt. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und fragte mich den Rest der Englischstunde, wer gesagt hatte, Ms Blake sei langweilig, denn ich war es nicht. Ich wusste, dass es jemand anders gesagt hatte und dass ich die einzige war, die es gehört hatte.


Der erste Schultag war eigentlich ganz gut gelaufen. Rose hatte mich gut rumgeführt und mich ihren Freunden vorgestellt. So oft, dass der Satz „Hey, das ist Lizzie Foster, sie ist neu hier" immer noch in meinem Kopf herumschallte. Zuhause gab es Nudeln und ich hörte, dass Carlys Tag noch besser gelaufen war.

„Hier nennen mich jetzt übrigens alle CJ. Wäre also schön, wenn du mich auch so nennen könntest, wenn meine Freunde da sind."

„CJ?Von Carlotta-Jo? Ich dachte, du ignorierst deinen Zweitnamen." Ich lachte.

„Das klingt besser, finde ich. CJ ist besser als Carly" sagte Carly. Ich schmunzelte.

„Ich werde dich niemals CJ nennen. Für mich bleibst du immer noch meine kleine Carly." Sie verdrehte die Augen.

„Ich hab dich lieb, Elizabeth."

„Ich dich auch, Carles, ich dich auch." Und damit gingen wir in den Garten.


„Carly, sagst du Mom, dass ich erst später wiederkomme?"


„Okay." Ich zog mir eine Jacke über und stolperte aus dem Haus an die Abendluft. Ich ging durch die Straße, in der wir jetzt lebten und ging auf eines der Häuser zu. Es stach nicht wirklich heraus, nur die Tür stand offen. Ich trat ein und sah mich um. Der Flur war leer, im Wohnzimmer schlief eine alte Dame in einem Sessel. Ihre Augen waren geöffnet. Sie schlief nicht. Sie atmete auch nicht. Sie war tot.

Die Banshee SchwesternWhere stories live. Discover now