Wie jeden Tag nach der Arbeit, verließ ich das Büro und machte mich auf dem Weg nach Hause. Die Wolken hingen tief an diesem Nachmittag, als würden sie etwas grausames ankündigen. Ich zog meine Jacke zu und blickte gen Himmel. Es würde sicherlich noch regnen, das war nur eine Frage der Zeit.
Ich setzte mich in Bewegung und verließ die Stadt, ich wohnte außerhalb. Dieses außerhalb lag nah genug, dass ich keine Verkehrsmittel nehmen musste. Nach 20 Minuten Gehweg war ich bereits in meiner Straße angekommen. Es war eine endlos scheinende Straße.
Während ich so ging, fiel es mir erst gar nicht auf. Ich war mit meinen Gedanken wo ganz anders, bei der Arbeit, bei der Frage was esse ich gleich und wie verbringe ich den Rest des Tages.
Doch dann wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, ein Blick auf den Boden reichte. Mit Schrecken musste ich feststellen, dass es bereits wieder so weit war.
Vor mir erstreckte sich das Grauen. Vor mir diese toten Körper, die auf dem Boden lagen und vor sich hin vegetierten.
Ich ging weiter, bannte mir einen Weg durch die leblosen Körper. Jeder von uns wusste, dass die Zeit kommen würde und mit ihr der Tod, der sein grausames kaltes Gesicht zeigte.
Wir konnten daran nichts ändern und nahmen es hin.
Auch ich konnte nichts daran ändern und ging weiter meines Weges.
Es war ab und an gar nicht möglich an den Leichen vorbei zu kommen. Sie waren einfach zu viele und niemand würde es interessieren. Niemand würde Hilferufe im Fernsehen oder Radio aussende. Wir würden keine Plakate an den Ampeln und Straßenlaternen hängen, auf denen man nach Vermissten und Toten suchte. Es würde keine Beerdigungen geben und es würde niemand um sie trauern.
Auch ich würde es vergessen so wie jeder der hier entlang ging.
Man beschwerte sich vielmehr darüber warum hier warum vor meinem Haus. Unverständnis der Sachen an sich gegenüber. Ich fühlte Demut und mir taten diese bedeutungslosen Wesen leid. Ich machte große Schritte und doch kam ich nicht um sie herum. Ich hatte alles von ihnen an meiner Schuhsohle kleben. Ich würde sie mit ins Haus nehmen und noch tagelang mit mir mitschleppen. Sie aber würden verschwinden und keiner wusste wohin.
Ich fragte mich oft wie sie einfach verschwinden konnten.
Wurden sie aufgefressen von herumlaufenden Tieren? Trocknete die Sonne alles weg oder würde der Regen sein Übriges erledigen?
Über mir brach die Wolkendecke auf und die Sonne strahlte auf die Erde hinab, als wäre nichts passiert als wären das Geschehene ohne Relevanz.
Ich hatte die Strecke hinter mich gebracht und blieb stehen. Ich drehte mich um und sah noch einmal zurück.
Ich blickte auf die Körper herab und wusste, dass niemand um Schnecken trauern würde.
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Illusion
General FictionNichts ist, wie es scheint. Nichts scheint, wie es ist. Vielleicht habt ihr ja auch mal Lust zu raten worum es in den Texten geht ;). Viel Spaß :)