Ich befand mich auf etwas Weichem, doch das bequem zu nennen, wäre übertrieben gewesen. Worauf ich auch immer lag: Es pikste durch meine Sachen. Außerdem war es kalt. So kalt, dass sich eine Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete und in mir das Bedürfnis nach einem warmen Tee geweckt wurde.
Wo zur Hölle war ich und wo gab es die nächste Heizung?
Ich fühlte mich schlapp und müde. Meine Glieder waren schwer.
Ich öffnete meine Augen.
Was ich nun sah, konnte ich mir nicht erklären.
Das konnte doch nicht sein.
Wieso wusste ich nicht, wie ich hierhergekommen war?
So etwas war mir noch nie passiert. Auch nicht unter Alkoholeinfluss.
Über mir waren Spinnweben und alte Ziegel, durch die Tageslicht fiel. Wo immer ich auch war: Dieses Gebäude sollte dringend mal durch die Baubehörde geprüft werden! Alles wirkte alt und instabil.
Langsam richtete ich mich auf und sah um mich herum rote Backsteine, die jedoch schon zerbröselten und ebenfalls Sonnenstrahlen nach innen ließen.
Noch mehr wunderte ich mich über die Tatsache, dass ich auf einem Strohhaufen saß. Eigentlich mochte ich den Geruch von Stroh und Heu, doch im Moment roch es mehr nach den Ausscheidungen einer Kuh als nach der Heusauna, in die ich mit meiner Mutter jeden ersten Sonntag im Monat ging.
Verzweifelt suchte ich in meinem Gehirn nach einem geplanten Bauernhofbesuch oder etwas Ähnlichem, doch es blieb erfolglos.
Noch verschwommen konnte ich mich erinnern, dass ich im Archiv gewesen war. Doch es wollte mir einfach nicht einfallen, wie ich plötzlich in einer alten Scheune gelandet war. Woher kam dieses Blackout?
Ich stand auf und spürte erst jetzt, dass ich etwas in der Hand hielt. Es war eine Taschenuhr und ein vertrautes Gefühl machte sich in mir breit. Ich drehte sie in meiner Hand und wusste instinktiv, dass sie etwas mit meiner jetzigen Situation zu tun hatte. Doch noch immer fiel der Groschen nicht.
Unschlüssig machte ich einen Schritt nach vorne.
Nachdenklich biss ich auf meine Unterlippe. Das konnte doch nicht sein! Wieso sollte ich mich überhaupt bei dieser Kälte in einen Strohhaufen legen?
Ich zuckte zusammen als ich sah wie eine Maus schnell ins Mauerwerk huschte.
Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte sofort Antworten haben. Das Gefühl der Unwissenheit machte mir Angst.
Mein Atem war deutlich sichtbar, was mir sagte, dass ich mir die Kälte nicht nur einbildete.
Ich rubbelte mit meinen Handflächen über meine Oberarme, um etwas Wärme zu erzeugen. Ich hatte nur eine dünne Strickjacke an. Wie war ich auf die Idee gekommen bei diesen Temperaturen nur eine Strickjacke anzuziehen?
Langsam schlich sich bei mir der Gedanke ein, dass das hier vielleicht eine Straftat war, der ich zum Opfer gefallen war. Vielleicht hatte man mich ja mit Chloroform betäubt und hielt mich hier nun fest.
Das Gefühl der Panik begann bei mir immer größer zu werden.
So musste es sein! Jemand hatte mich hierher gebracht!
Ich bemerkte, dass die Scheunentür offenstand. Ich konnte ein paar Bäume und Schnee sehen. Mehr nicht. Keine Häuser, keine Menschen, nichts.
Es war still. Lediglich das Stroh raschelte unter meinen Füßen.
„Hallo?", rief ich schließlich ins Nichts hinein.
Ob das ein kluger Schachzug war, wusste ich nicht. Sollte ich wirklich entführt worden sein, wäre es wohl schlauer einfach zu rennen. Doch es war kalt und bei diesen Temperaturen würde ich im Wald schnell erfrieren.
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Vor meiner Zeit
RomanceAdam lebt im Jahr 1942, Ida im Jahr 2016. Durch eine zufällige Entdeckung während ihres Studiums kann Ida in der Zeit zurückreisen. So lernt sie Adam kennen und lieben. Doch ihre Reisen zu Adam werden zunehmend gefährlich, denn um ihn herum tobt der...
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