#23 Ich bin fassungslos.

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"Süsse, wir haben ein Strandhaus in dem wir ungestört sind und niemanden nerven. Ich liebe dich"

Samanthas Sicht:

Am nächsten Morgen fuhr ich alleine mit dem Bus zu mir nach Hause. Jack bestand eigentlich darauf mitzukommen, doch ich wollte einen weiteren Streitpunkt mit meiner Mutter vermeiden. Eins war klar, heute wird es knallen und ich muss mir einiges gehören lassen. Wie ich meine Mutter kannte, wird sie mich nicht einfach so gehen lassen und ich werde lange mit ihr diskutieren müssen, um wenigstens in Frieden aus dem Haus zu ziehen. Wenn das überhaupt möglich war. Naja, mal sehen. Auf jeden Fall werde ich heute meine Sachen packen und ausziehen. Ob meine Mutter will oder nicht. Ich war schliesslich genug alt, um auf meinen eigenen Füssen zu stehen. Natürlich, ich ging noch zur Schule doch durch Jack hatten wir keine Finanziellen Probleme. Er hatte noch einige Geldmünzen in seinen Mantelsäcken und so weit ich weiss, bekam man für solche alten Münzen einen grossen Geldbetrag. Ich durfte also auf keinen Fall die Kiste vergessen, in dem seine alten Kleider und seinen Kompass lagen. Und oh, das zauberhafte Buch lag auch noch darin.

Vor der Haustür atmete ich nochmals tief durch und trat dann ein.

"Hi Mom, ich bin hier. Wo bist du?" rief ich durchs Haus.

"Sam? Bist du das? Ich bin in der Küche! Komm doch hier her. Ich kann jetzt nicht weg sonst brennt mir das Risotto an." Rief sie und schien noch nicht verärgert. So zog ich meine Schuhe aus und lief in die Küche. Ich fand meine Mutter, mit einer Schürze bekleidet, am Herd stehen. Ich umarmte sie zur Begrüssung und begann dann zu sprechen. Ich nahm mir vor, nicht zu lange um den heissen Brei zu reden.

"Mom, ich weiss, ich war in den letzten paar Monaten nicht die einfachste Tochter. Ich war fast nie zu Hause, vernachlässigte die Schule und war auch nicht gerade nett zu dir. Doch was ich jetzt sagen werde, wird dich wahrscheinlich noch mehr stören oder verletzen. Aber ich kann es nicht umgehen. Jack und ich haben uns ein Strandhaus in der Nähe von Opa gemietet. Ich werde heute noch meine Sachen packen und den grössten Teil mitnehmen. Ich habe schon einen Lieferwagen kommen lassen. Ich weiss, das kommt jetzt sehr plötzlich, doch Jack und mir war es einfach nicht recht, immer bei dir oder Opa wohnen zu müssen." Ich sah ihr direkt in die Augen und konnte Erstaunen und Schock erkennen. Meine arme Mutter, sie wird mit mir als Tochter wohl einmal einen Herzinfarkt erleiden. 

"Samantha, ich weiss echt nicht, was ich sagen soll. Es macht mich sprachlos, dass du einfach ohne mich nur anzurufen, ein Haus gemietet hast. Und dann auch noch mit Jack! Ich finde ja, er scheint ein netter Mann zu sein, aber wie lange kennst du ihn schon? Einen Monat? Das ist doch noch viel zu früh um mit einem Mann zusammen zu ziehen."

"Mom ich kenne ihn schon länger! Ausserdem vertraue ich ihm vollkommen und weisst du, ich habe einfach das Gefühl, er ist der Richtige. Das kennst du sicher auch von Dad. Und auch wenn Jack nicht der Richtige wäre, ich bin verliebt, und ich will endlich mal etwas erleben in meinem Leben, Ausserdem ist dieses Haus ja nur gemietet, wenn es also zwischen mir und Jack nicht mehr klappen würde, könnte ich den Vertrag sofort kündigen und komme dann wieder zu dir." sagte ich achselzuckend.

"Ja genau Fräulein! Dann kommst du wieder zu Mama und sie kümmert sich wieder um alles! Nein ganz bestimmt nicht! Du kannst zwar immer gerne zu mir kommen aber ich bin nicht einfach ein Hotel in dem man einziehen kann wann man will. Ist das klar? Wenn man einmal ausgezogen ist, dann kommt man nicht einfach wieder zu Mama zurück. Ausserdem, wie willst du das ganze bezahlen? Du verdienst noch kein Geld. Hat dann Jack einen Job?" fragte sie während sie in der Pfanne rührt. Uh, jetzt sass ich in der Patsche. Natürlich hatte Jack noch keinen Job, doch das konnte ich meiner Mutter unmöglich sagen. Also musste wieder eine Lüge her.

"Ja Mom, er hat einen Job und das Haus ist auch nicht sehr teuer. Wir haben finanziell alles geregelt. Da musst du dir keine Sorgen machen, dass wir irgendwann zu dir rennen. Sonst haben wir auch schon alles geregelt. Wie gesagt, ich bin nur noch hier um meine Sachen zu holen."

"Sam, ich weiss ja nicht wie du dir das vorstellst, aber ich lasse dich sicher nicht einfach gehen! Ich werde dir meine Erlaubnis zum Auszug nicht geben. Für mich bist du immer noch zu unselbständig und zu jung. Ausserdem kenne ich Jack nicht mal richtig und wie soll ich ihm da vertrauen? Ich weiss, du bist gesetzlich alt genug um auszuziehen und deswegen kann ich dich nicht aufhalten, doch ich halte es für eine schlechte Idee. Dein Dad wird sicher auch nicht einverstanden sein." 

"Mom, Dad stand schon immer auf meiner Seite und sicher würde er es mir auch erlauben auszuziehen!"

" DAD IST ABER NICHT HIER OKEI?" Schrie meine Mutter mich an und ich erschrak. Von oben hörte man wie eine Tür geöffnet wurde. Raus trat meine Schwester, die ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Ich stürmte die Treppe hinauf und umarmte sie.

"Sam lass mich los. Ich bin nicht dein Knuddelbär! Ah und übrigens habe ich deinen pinken Nagellack, den ich ausgeliehen hatte, wieder in dein Zimmer gelegt." Ich verdrehte die Augen. Pubertierende Mädchen wollten nie gedrückt werden.

"Danke Keira! Das ist nett von dir. Du hör mal, ich habe mit Jack ein Strandhaus gemietet und ich werde noch heute meine Sachen packen und dort hin ziehen." Sie riss die Augen auf.

"Wer ist Jack" fragte sie mich. Ach du heilige Scheisse, sie kannte Jack ja noch gar nicht.

"Jack ist mein Freund und wenn du willst kannst du mal einmal an einem Wochenende zu uns kommen und dann kannst du ihn und das Haus kennenlernen. Glaub mir, es ist wunderschön mit einem eigenen Segelschiff und einer privaten Bucht. Was glaubst du?" Sie dachte einen kurzen Augenblick nach und nickte dann:

"Du lässt mich hier einfach alleine?" fragte sie traurig.

"Ach Keira, ich wäre so oder so irgendwann ausgezogen und du kommst hier sicher super alleine zurecht." sagte ich leicht traurig. Keira war sicher die Person die ich in meinem Haus am meisten vermissen werde. So drehte ich mich wortlos um und ging in mein Zimmer. Es sah noch genau so aus wie ich es verlassen hatte. Schnell fing ich an, mein Hab und Gut in Kartonschachteln zu packen. Als ich bei der Holzkiste ankam, öffnete ich sie langsam und sofort schlug mir der Duft von Jack entgegen. Doch nicht so wie er jetzt roch, sondern der alte Jack, der Pirat. Sorgfältig nahm ich seine Piratenklamotten, seine Waffe und seinen Kompass heraus und betrachtete sie. Die Kleider waren nicht mehr so schmutzig, da ich sie gewaschen hatte, doch trotzdem sahen sie noch sehr abgenutzt aus. Als ich Jack Kompass öffnete drehte die Nadel zuerst nur im Kreis, bis sie dann stehen blieb. Westen. Ich musste lächeln, denn im Westen lag unser Strandhaus und somit auch Jack.

Sorgfältig legte ich alles wieder in die Truhe und sah noch nach, ob mein Buch auch in der Truhe lag. Das tat es und so schleppte ich zuerst de Kisten nach unten und dann die Truhe. Meine Möbel werde ich noch im Zimmer lassen, da ich nicht genug Platz im Lieferwagen hatte. Dann werde ich sie halt morgen holen müssen, doch dann werde ich Jack mitnehmen, der mir beim tragen helfen kann.

Mit Hilfe von dem netten Lieferwagenfahrer, lud ich all meine Kartons in den Kofferraum und ging nochmal ins Haus um mich zu verabschieden. Zuerst sagte ich Keira Lebewohl und versprach ihr, dass sie gleich nächstes Wochenende zu mir kommen durfte. Dann ging ich zu Mom.

"Mom, ich gehe dann mal. Ich hoffe wir sehen uns bald. Bitte sei nicht zu sauer auf mich, du musst mich doch auch verstehen"

"Machs gut Samantha. Ich hoffe du begehst nicht einen grossen Fehler aber du willst ja nicht auf deine Mutter hören. Ich brauche jetzt  Zeit um das zu verarbeiten. Das musst du akzeptieren. Ciao Sam." sagte sie niedergeschlagen und gab mir ein Küsschen auf meine Backe. Dann verliess ich das Haus und liess so ein Stück von meinem alten Leben hinter mir.

Newcomer || Johnny Depp FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt