Kapitel 1

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Er hatte nicht überlebt. Morganas Heer war geschlagen worden. Diese Worte hallten Brianna noch immer in den Ohren. Bei allem, was sie tat, zu jeder Stunde.

Morgana hatte ihrem Mann und erfahrenen Krieger Eric viel Gold dafür geboten, dass er für sie in die Schlacht zog, sodass er fortging und seine Familie zurückließ. Erst hatte er sie nicht verlassen wollen, doch Brianna hatte ihn dazu gedrängt. Was kann schon groß passieren, hatte sie gedacht. Morgana ist doch bei ihm und sie ist doch schließlich eine Hexe. Sie wird schon auf ihn aufpassen. Doch so kam es nicht. Brianna hatte von einem der wenigen Augenzeugen erfahren, dass Morgana sich in einer Gruft weitab des Geschehens einen Kampf mit einem noch mächtigeren Zauberer, als sie es war, geliefert hatte. Währenddessen waren ihre Gefolgsleute von den Rittern des dortigen Königs Arthur Pendragon in die Enge getrieben worden. Sie hatten keine Chance gehabt.

Brianna hatte tagelang mit ihrem Sohn Alexander auf dem Schoß dagesessen und auf Erics Rückkehr gewartet. Zwischendurch war sie zum Fenster gelaufen und hatte darauf gehofft, dass er dem Tod noch einmal entkommen und jetzt wohlbehalten am Horizont zu sehen war. Doch nichts geschah. Hatte sie sich anfangs noch damit zu beruhigen versucht, dass Morgana ihr versprochen hatte, dass er gesund und mit den Taschen voller Gold zurückkehren würde, war sie dessen immer unzuversichtlicher geworden, je mehr Zeit verstrich.

In der Schlacht von Camelot hatte sie nicht nur ihn, sondern auch ihre beste Freundin verloren. Es gingen Gerüchte um, dass Morgana den Kampf überlebt hatte, jedoch war sie nach jenem Tag nicht mehr bei Brianna aufgetaucht, was diese daran zweifeln ließ. Warum war sie damals nur so dumm gewesen und hatte die beiden gehen lassen? Warum hatte sie nicht-

„Wir bezahlen dich nicht für's Nichtstun", riss Theodora sie aus den Gedanken.

„Natürlich, Herrin", murmelte Brianna und tunkte den Schrubber in den Wassereimer. Dann machte sie sich weiter am Fußboden zu schaffen.

Die Tür wurde aufgestoßen und einer von Theodoras Söhnen rannte mit seinem selbstgeschnitzten Schwert einmal brüllend durch den Raum, bevor er von seiner Mutter wieder auf den Hof gejagt wurde. Von dem Lärm war Alexander aufgewacht, der sich nun schreiend auf seiner Decke wandte. Seine Mutter legte schnell den Schrubber beiseite und eilte zu ihm, um ihn in ihren Armen zu wiegen. Seit dem Tod seines Vaters war erst ein halbes Jahr vergangen, doch Brianna kam es vor, als sei er schon ewig fort. Kurz nachdem feststand, dass er nicht mehr zurückkehren würde, erklärte sich ihr Bruder William bereit, sie bei sich aufzunehmen. Natürlich nicht ohne einen Hintergedanken: Alle lästigen Arbeiten, die anfielen, musste Brianna nun übernehmen, aber das war okay. Hauptsache, sie hatte ein Dach über dem Kopf und genug zu essen.

Sie wollte sich gerade wieder an die Arbeit machen, da stapfte William wutentbrannt in die Küche. „Kannst du mir das erklären?", schrie er aufgebracht, während er mit einem Brief in der Hand wedelte. Auf dem Umschlag erkannte sie die krakelige Schrift ihres älteren Bruders Gwaine.

Unwillkürlich begann sie zu zittern. „Das..."

Ein stechender Schmerz zuckte durch ihre Wange, als seine Handfläche sie traf. „Ich habe Gwaine nicht geschrieben", presste sie hervor.

„Warum sollte unser Bruder sonst wissen, dass du hier bist?"

Wieder holte er aus und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Doch sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben, zu wimmern oder ähnliches, und riss sich zusammen. Mit zusammengebissenen Zähnen fixierte sie ihn.

„Also... Warum zum Teufel hast du ihm geschrieben?"

„Ich musste wissen, ob er überlebt hat." Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch er musste sie gehört haben, denn er brach in schallendes Gelächter aus.

„Die Schlacht meinst du? In der er für Arthur gekämpft hat?"

Sie nickte zaghaft.

„Er hätte Eric ruhig in den Tod begleiten können! Die beiden Nichtsnutze hätte niemand vermisst."

„Eric war ein guter Mann", entgegnete sie und ärgerte sich, dass ihre Stimme doch nicht so fest war wie beabsichtigt. Sie kämpfte die Tränen, die ihn ihr aufzusteigen drohten runter und fügte hinzu: „Und Gwaine auch."

„Gwaine ist ein Mistkerl", entgegnete er mit vor Zorn verengten Augen.

„Ich halte es hier nicht länger aus", murmelte sie und schnappte sich Alexander. Mit ihm auf dem Arm stürzte sie zur Tür, riss sie auf und wollte gerade hinausrennen, da tauchte aus dem Nichts eine Feuerwand im Türrahmen auf und versperrte Brianna den Weg. Sie drehte sich zu ihrem Bruder um und sagte mit zitternder Stimme: „Lass das."

Statt zu gehorchen sagte William nur mit kalter Stimme: „Du gehst nirgendwo hin."

„Darüber kannst du nicht entscheiden."

„Ich kann dich aber dazu zwingen. Ich bin dein großer Bruder und derjenige von uns beiden, der zaubern kann - schon vergessen?"

Verzweifelt musste sie zuschauen, wie er etwas flüsterte, seine Augen dann kurz golden aufflammten, ihr Alexander von einer unsichtbaren Kraft aus dem Arm gerissen wurde und auf William zuflog. Dieser fing den kleinen Jungen geschickt auf und begann erneut etwas zu murmeln.

Brianna wollte auf ihren Sohn zustürmen, ihn aus den Fängen dieses Monsters reißen, doch sie konnte keinen Schritt tun, da entflammte auch vor ihr eine Feuerwand.

Alexander hatte mittlerweile wieder zu schreien begonnen. Zu Recht, denn nach jedem weiteren Aufblitzen von Williams Augen jagten schwarze Wellen durch seinen Körper, bis sie schließlich abebbten und sich nur noch manchmal ein schwarzer Kringel über seine Haut zog und dann wieder verschwand.

William grinste sie hämisch an und sagte dann triumphierend: „Du kommst hier nicht weg, es sei denn, du lässt ihn zurück. Aber so eine fürsorgliche Mutter, wie du es bist, macht das sicherlich nicht. Mitnehmen kannst du ihn auch nicht, einen Ritt wird er wohl kaum überleben, bei dem hohen Fieber, das er hat. Und denk daran, ich kann jederzeit dafür sorgen, dass es ihm noch sehr viel schlechter geht."

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Merlin und das verfluchte KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt