Kapitel 7

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Ein markerschütternder Schrei tönte aus den Kerkern zu Gwaine und ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Brianna. Er konnte nur erahnen, was sie dort unten alles mit ihr anstellten. Seine Muskeln waren angespannt, bereit loszulaufen und seiner Schwester zu Hilfe zu eilen.

Nervös schlich er den Gang rauf und runter. Wo war nur dieser verdammte Zauberer, den Brianna suchte? Vielleicht könnte er sie aus dem Kerker befreien.

Gwaine hatte dafür schon alles in seiner Macht stehende versucht. Hatte Arthur davon überzeugen wollen, dass er einen großen Fehler beging und Brianna lieber freiließe. Doch das hatte nichts gebracht. Ganz im Gegenteil: Der König hatte ihn bis auf weiteres vom Ritterdienst entlassen, da er „ihm nicht mehr trauen" konnte.

Wieder erfüllte ihr Schrei die Luft. Wo blieb Merlin nur? Er hatte doch versprochen zu kommen.

Da hörte er Schritte auf der Treppe zu seiner Rechten, die hinunterführte. Sofort erstarrte er und blickte zur Treppe. Merlin tauchte keuchend vor ihm auf und sagte dann, als er Gwaines erwartenden Blick sah: „Sie foltern sie, in der Hoffnung, dass sie redet."

„Das weiß ich selbst. Aber wie geht es ihr?"

Merlin schaute nervös auf den Boden, dann antwortete er mit zittriger Stimme: „Sie mussten Gaius kommen lassen, als sie gemerkt haben, dass sie das Bewusstsein verloren hat. Ich weiß nicht, warum Arthur das macht. Jemanden foltern... So ist er doch sonst nicht!"

„Das dachte ich bisher auch. Hat wohl Angst vor Morgana gekriegt."

„Aber das haben wir doch alle." Merlin machte eine kurze Pause, dann fragte er: „Was will Brianna eigentlich von Emrys? Und was hat Morgana damit zu tun?"

„Briannas und mein älterer Bruder hat, als sie gehen wollte, - warum auch immer - ihren Sohn Alexander verflucht. Ihre ehemals beste Freundin Morgana hat sich dazu bereit erklärt, ihn zu heilen. Aber dafür braucht sie die Hilfe eines Mannes namens Emrys, den sie hier in Camelot finden will."

„Soll das heißen, dass dein Bruder einen Fluch auf Alexander gelegt hat? Er kann zaubern??"

„Wenn du's so sagst... Ja."

„Wie lange haben wir noch Zeit, um ihn zu retten?"

„Ich weiß es nicht. Je früher desto besser natürlich."

„Ich habe schon einen Plan. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier."

„Was hast du vor?", rief Gwaine, doch Merlin war schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.

*

Merlin rannte durch die langen Korridore. Seine Lunge brannte, doch er zwang sich, weiterzulaufen. Er musste etwas unternehmen, um Brianna zu helfen. Anscheinend geschah ihr Unrecht und sie war gar nicht auf Morganas Seite. Jedenfalls half sie ihr nicht, erneut Camelot an sich zu reißen. Und jetzt war Arthur gerade mit ihr dort unten und ließ sie foltern, um irgendetwas herauszufinden, was sie ihm überhaupt nicht sagen konnte!

Merlin rannte die Treppen hinunter und über den Hof ins Dorf. Er riss die Tür zu Gaius' Haus auf. Die Zeit drängte. Er ließ seinen Blick über die Regale schweifen, in denen Gaius seine Pülverchen und diverse andere Mixturen aufbewahrte. Wo waren nur die Kräuter, wegen denen sich Merlin immer noch so benommen fühlte?

Da! Da standen sie. Ganz oben im Regal, gleich neben den unzähligen Büchern über Alchemie, die der ältere Hofarzt besaß. Merlin schnappte sich den Schemel, der an dem kleinen Holztisch nahe des Fensters stand, stellte ihn vor das Regal und sah in Richtung Tür. Gaius was noch nicht von den Kerkern zurück. Er hoffte, er würde noch ein bisschen dafür brauchen, Brianna wieder zu Bewusstsein zu bringen.

Merlin stieg auf den Hocker und fasste nach dem kleinen Gläschen mit Kräutern.

„Was machst du da?", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Merlin konnte gerade noch das Gläschen in seine Tasche gleiten lassen, bevor er sich zu Gaius umwandte.

„Staub", sagte er entschuldigend, während er in die skeptisch dreinblickenden Augen des alten Mannes sah. „Überall Staub, wo man auch hinsieht. Und deshalb..." Er sprang vom Hocker und ging auf Gaius zu. „Werde ich schnell im Schloss einen Besen holen gehen."

Er wollte am Hofarzt vorbeigehen, doch dieser versperrte ihm den Weg. „Merlin, wir haben auch einen. Also was hast du vor?", fragte er eindringlich.

„Ich muss Brianna helfen. Arthur weiß nicht, was er da tut", platzte es aus dem Jungen heraus. Dann stürmte er an Gaius vorbei. Ja, er hatte einen Plan. Er wusste nur noch nicht, ob er gut genug war.

Merlin und das verfluchte KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt