7. Geheimnisse

184 10 1
                                    

Erschöpft schließe ich Hollys Wohnungstür auf und trete ein. Eddie wollte unbedingt mit mir nachhause laufen und diesmal nicht die Bahn benutzen. Wir haben mindestens eine halbe Stunde gebraucht. Seine genauen Worte waren: „Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen." Im Grunde will ich das auch, aber nicht, wenn es heißt, dass man eine Ewigkeit durch die Kälte laufen muss.

Meine Beine sind so entkräftet, dass ich sofort in die Küche gehe und mir heißes Wasser für einen Tee mache. Ich frage mich, ob Holly immer noch schläft und beschließe dann, auch ihr einen Tee zu bringen. Kamille.

Gemächlich schlurfe ich zu ihrem Zimmer, doch kurz bevor ich klopfe, höre ich ihre Stimme. Nur ganz leise. Ich bin mir dennoch sicher, dass sie telefoniert. „Eddie, wir müssen es ihr sagen!"

Eddie? Neugierig horche ich an der Tür, aber hören kann ich nichts mehr. Sie hat wohl aufgelegt.

Ich zögere einen Moment, klopfe dann aber doch.

„Ja?"

Vorsichtig schaue ich in ihr Zimmer. „Hey Holly, ich habe dir Tee gemacht. Geht's dir besser?" Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen.

„Ja, vielen Dank!"

„Und, was hast du den ganzen Tag so gemacht?"

„Hauptsächlich geschlafen. Und geduscht." Sie nippt an der Tasse. „Wie war dein erster Tag an der Uni?", fragt sie interessiert.

„Normal würde ich sagen. Und ich habe wen kennengelernt." Beim Gedanken an Shawn werden meine Wangen rot.

„Uhhhhh!", flötet Holly.

Ich verpasse ihr einen Knauf in den Oberarm und lache. „Sein Name ist Shawn und er ist echt nett."

„Und Eddie? Bist du über ihn schon hinweg?"

Überrascht schaue ich ihr in die grauen Augen. Wieso spricht sie Eddie an? Es ist ja nicht so als wären wir schon ein Paar. Noch nicht.

„Schade eigentlich, ihr habt echt gut zusammengepasst", murmelt sie.

Ich schlucke. Meine Gedanken spielen verrückt, ich habe das Gefühl Holly verschweigt mir etwas. Genauso wie Eddie. „Du, Holly... Woher kennst du Eddie nochmal?"

„Aus der Schule. Hab ich dir doch schon erzählt."

„Du lügst." Urplötzlich wird meine Stimme kälter, meine Fäuste ballen sich.

„Was meinst du?" Merkwürdig mustert sie mich.

„Eddie war auf einer Jungenschule. Also kannst du ihn nur danach in der Uni getroffen haben."

„Dann kenne ich ihn eben aus der Uni. Warum willst du das denn unbedingt wissen?", sagt sie genervt.

„Und warum lügst du mich an?" Vollkommen ernst starre ich sie an. Warte auf eine Antwort, die nicht kommt. Für einen Moment ist es ganz still. „Ich habe einen Schlüssel für deine Wohnung gefunden. Bei ihm."

„Ja und? Den habe ich ihm halt irgendwann mal gegeben! Jess, du verhältst dich merkwürdig."

„Nicht nur ich", murmele ich.

Ich stehe auf und schaue sie nochmal enttäuscht an, bevor ich die Tür hinter mir schließe und wütend in mein Zimmer stapfe. Wieso lügt sie mich an? Wieso sagt sie denn nicht einfach die Wahrheit? Ein schrecklicher Verdacht überkommt mich. Was wenn...

Das Vibrieren meines Handys bringt mich in die Realität zurück. Zwei Nachrichten.

14.55, von: Shawn Möchtest du dich am Freitag vielleicht mit mir treffen? Wir könnten ins Kino und danach essen gehen, ich würde mich sehr freuen!

14.56, von: Eddiiiiee Hey Jess! Am Freitag würde ich gerne was mit dir unternehmen, hast du Lust?

British & Colourblind (Eddie Redmayne - Fanfiction, German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt