2. Kapitel

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"Plue! Herr Miyazono ist immer noch krank, lass uns doch nach der Schule dieses tolle neue Konbini ausprobieren!" Ich drehte mich um und sofort sprang mir eine kleinere Gestalt in die Arme und schaute mir mit einem schrecklichen Hundeblick in die Augen. "Ja, können wir machen, Momo. Aber bitte, schrei mitten auf dem Schulflur nicht so rum. Wir werden angestarrt. Als Antwort bekam ich jedoch nur ein freches Grinsen. "Aber die Leute sollen doch sehen, was für eine tolle Freundin ich habe!" Darauf konnte ich einfach nicht anders, als zu grinsen. Gott, ich hatte wirklich den niedlichsten Freund, den man haben konnte. "Aber das muss doch nicht jeder wissen. Es reicht, wenn du das weißt." Alles was er tat, war schmollen. "Ach Momo, du weißt doch wie ich es meine." Sein Schmollen wurde langsam immer unsicherer, bis er irgendwann ein breites Grinsen auf dem Gesicht hatte. "Man Plue, du bist gemein!", erwiderte er und lachte los. "Du weißt wie ich das meine." Nun lachte ich wieder. "Ja, das weiß ich und dafür liebe ich dich."

"Yukie, komm doch zu uns!", riefen zwei Mädchen am anderen Ende des Klassenzimmers und winkten mir zu. Ich wäre nur zu gerne zu ihnen gegangen, aber leider hatte ich etwas zu tun. "Tschuldige, muss Hausaufgaben machen!", rief ich als Antwort zurück und widmete mich wieder den Schriftzeichen unter mir. "Man, Momo könnte mir hier bestimmt helfen." Ich seufzte und ließ den Stift auf den Block fallen, der darauf einen Moment lang auf diesem hin und her rollte.

"Das kann nicht so schwer sein, wie du immer sagst. Gib her!" So schnell wie mir mein Block aus der Hand gerissen wurde, konnte ich nicht mal realisieren, wer da vor mir steht. Lucy und Hinata. Hinata hatte mir den Block aus der Hand gerissen und schaute nun auf die Aufgaben. Ihr Blick wurde immer schockierter, bis sie mir den Block einfach wieder zurück gab. "Dir ist nicht mehr zu helfen, tut mir leid."

Ich schaute sie nur mit einem giftigen Blick an und machte mich daran, weiter die Schriftzeichen hinzukritzeln, so falsch sie doch sein mochten. "Hey, Yukie, wieder keine Hausaufgaben?", fragte nun die Stimme, die ich am wenigsten hören wollte. Als ich zu meiner Rechten sah, stand dort der Typ mit den verrücktesten Haaren der Welt.

"Ah, Hi Kuroo. Wie lief das Training?", fragte ich, während er mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte. "Na ja, wie soll ichs sagen. Die Moral im Team ist seit einiger Zeit gesunken. Kannst dir schon denken woran das liegt." Ich nickte. Klar, es war sicher frustrierend, ein Teammitglied zu verlieren. Und noch eher, wenn dieses Mitglied vielleicht stirbt.

"Warst du gestern eigentlich am Abend nochmal bei ihm?" Ich nickte wieder. "Nachdem ich dich gestern Mittag nach Hause gebracht hab, bin ich nochmal bis abends geblieben."

Er nickte immer wieder, schob dann einen Stuhl vor meinen Tisch und setzte sich vor mich. "Ich hab mal gehört, wenn eine Person zu lange im Koma liegt, werden irgendwann die Maschinen, die die Person am Leben erhalten, ausgeschaltet." Darauf gab ich nur ein undefinierbares Geräusch als Antwort. Ich wollte es nicht hören, ich wollte nicht hören, dass er sterben könnte. Da hat er schon so einen schrecklichen Unfall überlebt und dann soll er im Krankenhaus sterben? In meinem Kopf machte das einfach keinen Sinn und so blieb ich stur und hörte nicht zu.

"Wir müssen uns wirklich damit befassen, dass so etwas durchaus geschehen kann, Yukie hörst du mir überhaupt zu?" Wieder machte ich ein genervt es Geräusch. Ich hatte es gehört, jedoch wollte ich einfach nichts dazu sagen. "Hör mal, ich weiß, das ist ein schweres Thema und du redest nicht gerne darüber, aber es wird Zeit, dass wir-" Ich streckte meine Hand nach seinem Kopf aus und begann seine abstehenden Haare platt zu drücken. War wohl eher eine Ablenkung des Themas, als eine Notwendigkeit.

"Yukie! Bitte, es geht um die Zukunft deines Freundes!", fuhr er mich an und schlug mit der flachen Handfläche auf meinen Tisch, was die Aufmerksamkeit einiger anderer Schüler im Raum auf uns lenkte. Einige begannen zu tuscheln, andere schauten einfach nur erschrocken auf die Szene.

"Na gut." Ich räusperte mich und sprach dann weiter. "In meinem Kopf macht es einfach keinen Sinn, dass er einen so schrecklichen Unfall überlebt und das Krankenhaus in quasi einfach sterben lassen. Das ist wie, wenn du in meinen Armen liegen würdest, mit einer Vergiftung die dich töten würde und ich habe das Gegengift in der Hand, schmeiß es dann einfach so weit wie möglich weg. Wie schon gesagt, es macht keinen Sinn."

Er seufzte, legte seinen Kopf auf meinen Tisch und spielte mit dem Saum des Ärmels meiner Schuluniform. "Aber so wie ich die Ärzte einschätze, wissen die nicht einmal, wie man die Maschinen ausmacht", meinte Kuroo. Darauf musste ich lachen. Ja, genau so schätzte ich die Ärzte um ehrlich zu sein auch ein.

"Aber weißt du was?", fragte ich, bekam dadurch Kuroos Aufmerksamkeit, indem er seinen Blick erhöhte um mir in die Augen zu schauen. "Ich denke er wird aufwachen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einen Kampf verliert. So ist er nicht. So kann er einfach nicht sein."

Liebe um zu lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt