Der nächste Morgen beginnt für mich um halb vier Uhr nachts. Ich jammere kläglich und falle auf den Teppich vor meinem Bett. Ich habe so unglaublich gut geschlafen, aber um halb vier ist die Nacht einfach noch nicht vorbei und ich würde gern weiterhin gut schlafen. Vielleicht so bis um neun Uhr.
Ob der Fürst wohl auch am Wochenende ein Bad nimmt? Welcher Wochentag ist heute eigentlich?
Ich schalte den Wecker mit meinem neuen Lieblingswort Aus aus und rapple mich langsam vom Boden. Dann tapse ich zu meinem Bad, wasche mich unter den Achseln und putze mir die Zähne. Ich summe, als ich die Sachen von gestern anziehe, die über dem Stuhl am Fenster hänge, wo ich sie gestern gelassen hatte.
Ich ziehe mir meine Schuhe über und verlasse mein Zimmer. Seufzend blicke ich noch ein letztes Mal auf mein Bett, dass ich noch nicht gemacht habe.
Nun folgt das was ich mir äußerst unangenehm und lästig vorgestellt hatte: Ich muss an einem schlafendem Harry vorbei, um in sein Bad zu kommen und ihm das Wasser einzulassen und das ganze Badezimmer zu erhitzen.
Ich überlege, ob ich an seiner Tür klopfen soll oder einfach eintreten sollte.
Ich entscheide mich für letzteres und bereue es sofort.
Ich rüttle an der Tür. Sie ist verschlossen.
Ich seufze und dann klopfe ich.
Drinnen höre ich Gemurmel und Geraschel. Es dreht sich ein Schlüssel im Schloss und dann macht ein verschlafener Harry mir die Tür auf.
„Junge, habe ich dir nicht schon einen Schlüssel für dieses Zimmer gegeben?", krächzt er.
Ich schüttle den Kopf, Augen groß und dann krame ich in meinem Gehirn. Hat er das vielleicht doch und ich habe es vergessen?
Doch, nein. Harry hat mir noch keinen Schlüssel gegeben. So etwas hätte ich voller Stolz in mein Tagebuch geschrieben.
Harry seufzt genervt und verschwindet hinter der Tür. Dann kommt er wieder hervor. Diesmal einen Schlüssel in seiner Hand haltend.
Ich nicke und nehme ihn dankend an.
„Ich werde mich wieder hinlegen. Lass du das Bad ein, Junge. Und vergiss die Fliesen nicht."
Es scheint ihn wohl ziemlich genervt zu haben, dass es Greg vergessen hat.
„Ja, Sir", meine ich lächelnd und ziehe mir vor der Tür, die ins Badezimmer führt, die Schuhe aus.
Im Bad muss ich mich eine Weile orientieren. Es ist noch früh und ich habe schon lange kein Bad mehr eingelassen. Ich sitze eine Ewigkeit neben der Badewanne und bemühe mich die perfekte Temperatur herauszufinden. Dann stelle ich die Heizung für die Fliesen an.
Um halb fünf betritt Harry im Bademantel das Bad. Ich habe es geschafft das Bad einzulassen und den Boden warm zu kriegen und selbst schwitze ich vor Nervosität und Aufregung.
Harry sieht mich müde und belustigt an. „Der Boden ist warm."
Ich rapple mich auf und verbeuge mich übermütig. „Immer zu Euren Diensten."
Er lacht verhalten und schüttelt den Kopf.
„Mach dich frisch, Louis. Und um acht Uhr gibt es Frühstück. Ich erwarte dich dann im Esszimmer."
Ich torkle wieder zurück in mein Zimmer und lasse mich ins Bett fallen. Ich schließe die Augen und stelle mir meinen Wecker auf sieben Uhr. Dann habe ich eine Stunde Zeit mich fertig und frisch zu machen.
Um sieben Uhr, als ich nackt im Bad stehe, mir zum zweiten Mal die Zähne putze, fällt es mir ein: Ich habe keine Kleidung. Ich habe nur die von gestern und die ist total zerknittert, weil ich gerade in ihnen geschlafen habe.
Ich ziehe sie mir erneut locker über und husche so schnell es geht zum Raum, in dem ich mir gestern meine Sachen ausgesucht habe.
Ich schaue durch die Kartons, finde ein dunkelblaues Hemd und eine ähnlich aussehende Hose. Zum Glück passt mir beides und so sitze ich um Punkt acht Uhr am Frühstückstisch bei der Adelsfamilie.
Harry kommt als letztes und nimmt zwischen mir und Carmen Platz.
„Das hier ist mein Vater, Louis. Und das dort sind Carmens Eltern", murmelt Harry, während er sich Tee einschenkt.
Er riecht nach frischer Luft und etwas nach Pferd, stelle ich fest.
Mir macht es wirklich nichts aus.
So gar nichts. Es ist eher so positiv, dass ich mich in meine Gedanken fallen lasse.
Ich denke daran wie es wohl ist mit Harry im Wald Sex zu haben.
„Louis?"
„Er hat Tourette, Harry. Lass ihn", meint Carmen und nimmt Harrys Hand von meinem Gesicht weg.
Ich schrecke auf und starre in die Runde. Die Runde starrt währenddessen auf mich.
„Also... Mein Name ist Louis Tomlinson, ich sollte einmal Musiklehrer werden, aber ich habe Tourette, also wurde das nichts...", fange ich an.
Harry räuspert sich.
Ich schaue verwirrt zu ihm. „Wie bitte, Sir?"
„Ich wollte wissen, ob du Milch in deinen Tee nimmst."
****
Sich von so einer deftigen Peinlichkeit zu erholen fiel mir schonmal einfacher. Ich habe einmal einen Lehrer beim Namen meines kleinen Geschwisterchens genannt. Und selbst das fiel mir leichter danach wieder auf die Beine zu kommen.
Aber anzufangen meine Lebensgeschichte zu erzählen, die noch nicht einmal wahr ist, wo mich Harry nur fragte, ob ich Milch in meinen Tee nehme, ist eine neue Leistung.
Ich bin deswegen äußerst froh, dass mir Harry den restlichen Vormittag frei gibt. Er sagt mir ich solle mir mehr Kleidung aussuchen und etwas durchs Schloss schlendern, um mich mit dem Ort bekannt zu machen.
Nick kleidet mich weiter ein und genießt es. Ich finde es etwas komisch, dass mir mein Uronkel erklärt was angesagt ist und was der Fürst gern sieht.
In meinen Gedanken bin ich aber sowieso noch bei Harry und bei meinem Ursprungsproblem: Meiner Tankfüllung.
Ich überlege sogar in meiner freien Zeit nach draußen in den Wald zu gehen und mich für eine Minute in die 76389 zu setzen. Nur mal so... Um auszuprobieren wie es wohl wäre, wenn ich weg kommen würde...
Doch ich lasse es und schlendere zusammen mit Josh und Tyler durch das Schloss. Diese erklären mir welcher Raum für was ist und wer wo wohnt.
Ich bin bei allem nur halb dabei, denn ich weiß was heute Nachmittag kommt.
Der Kuhstall. Die Milch des Fürsten. Das ist jetzt meine Aufgabe und das wird das erste Mal nach meiner Beförderung sein, dass ich Niall wieder sehe.
Ich schlucke schon bei dem Gedanken.
was meint ihr: wird louis je nach hause kommen? jamie xx
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lost time | larry ✔
Fanfiction[Band 1 der Trilogie] Eine Zeitmaschine, eine falsche Landung, ein Zeitreisender und ein Adeliger. Und eine Portion Geheimnisse.