*43 "Dann müssen wir eben stärker sein!"

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Vorsicht! Will's Sicht!

Will's P.O.V.

3 Wochen

Ich wachte aus einem traumlosen, schlechten Schlaf auf und sofort sah ich neben mich. Aber Five lag nicht wie sonst neben mir im Bett. Ich seufzte und schloss meine Augen wieder. Die Luft in meinem Schlafzimmer war stickig und warm, doch ich traute mich nicht zu Lüften, aus Angst, dass Five's Geruch damit verschwinden würde. Mit stechendem Herzen quälte ich mich aus dem Bett, saß kurz auf der Bettkante und schleppte mich dann zum Schrank. Ich zog zwei Jogginghosen und zwei Pullover heraus, zog jeweils eins davon an und trug die anderen Klamotten mi erschöpftem Lächeln die Treppe runter.

3 Wochen waren vergangen, seit Five in Jay's Raum einfach umgekippt war. Wir hatten sofort reagiert und ihn auf die Liege in dem Raum gelegt, damit Jay ihm helfen konnte, doch als er Five's Shirt auszog, um an seinen Brustkorb zu kommen, war der Wächterkristall schon am erlischen. Jay sah mich besorgt an, während meine Gedanken durchdrehten. "Du... du hast doch gesagt, du wüsstest, was wir tun können?", fragte ich ihn verzweifelt und fuhr mir durch die Haare. Das kann nicht das Ende sein, nicht einfach so!, raste es durch meinen Kopf.

Ich kam unten an, wo meine Schwester und Luke schon in der Küche standen und redeten. Als Ami mich kommen hörte, drehte sie sich sofort um und nahm mich in den Arm. "Morgen, Will.", flüsterte sie und ich schloss kurz die Augen. Mein Herz schmerzte bei jedem Schlag, was alle in meiner Umgebung mitbekamen. Ich versprühte eine dunkle, traurige Aura, weshalb die Stimmung hier seit Wochen gedrückt war. Sie ließ mich los und sah die Klamotten in meinen Händen. "Gehst du zu ihm?" Ich nickte wortlos und verfestigte meinen Griff um die Klamotten. "Ich will, dass der Schmerz aufhört. Das tut er nur bei ihm." Amelia blies leicht ihre Backen auf und nickte dann. Damit war das Gespräch beendet, wie sonst auch. Es war die selbe Konversation, tagtäglich, immer wieder.

Nachdem Five bei Jay auf der Liege lag und zu sterben drohte, rasten meine Gedanken. Ich brauchte eine Lösung, schnell. In diesem Moment linkte mich Hannah.

Will! Wir spüren die anderen Wächter nicht mehr! Was ist passiert?

Ich sah Jay an, ohne die Frage der Wächterin zu beantworten. "Jay, warum sind Hannah und Septim nicht... so wie Five?" Jay sah mich ernst an und schnappte sich sein Notizbuch. "Das ist das, was ich gerade sagen wollte: Kyle hält Noah am Leben, weil er ihr Gefährte ist. Was ist, wenn ihr Gefährten die Wächter retten könnt?" Ich sah ihn starr an. "Wie?" Er zuckte hektisch mit den Schultern und blätterte durch das Buch. "Ich weiß nicht, das war nur eine Idee! Kyle, wie hältst du Noah hier?" Kyle stand neben ihr an dem Glaskäfig. Er war der Einzige, der vollkommen ruhig war. Wie gefesselt sah er sich die Seele des Mädchens an. "Ich... Mein innerer Wolf. Er hält ihre Seele fest. Aber... Das reicht nicht. Sonst würden die Wächter enden wie Noah: Nur leere Hüllen, unfähig, das Diesseits zu verlassen."

Ich drehte mich um und ging mit den Klamotten in der Hand zur Kellertreppe. Dabei atmete ich tief durch. Umso näher ich Jay's Raum kam, desto intensiver wurde dieser Geruch, diese spürbare Anwesenheit. Langsam verging der Schmerz in meinem Herzen, mit jeder Treppenstufe, die ich hinab stieg, wurde mein innerer Wolf ruhiger.

Jay hatte mich vor drei Wochen ratlos angesehen. Wir waren der Lösung so nah, das spürte ich. Das musste einfach so sein. Plötzlich zuckte ein Schmerz durch meine Brust. Erschrocken sah ich zu Five, dessen Kristall vollkommen erlosch. "Nein!", schrie ich und packte Five an den Schultern. "Bleib hier! Bleib bei mir! Five!" Mit Tränen in den Augen sah ich zu Kyle und schrie: "Warum? Wieso kannst du Noah nicht retten? Was fehlt?" Überfordert und selbst den Tränen nahe sah er mich an. "I-ich... Ich weiß nicht-" "Wieso funktioniert es nicht?", schrie ich erneut und Jay legte mir eine Hand auf die Schulter um mir zu signalisieren, dass Kyle nichts dafür konnte. Kyle sah zu Noah. "Ich bin einfach nicht stark genug." Ich sah zu Five. Dann nochmal zu Noah und Kyle. Und schließlich zu Jay, der mich auf einmal ganz aufgeregt ansah. "Dann müssen wir eben stärker sein!", meinte ich dann entschlossen und Jay hastete sofort zu seinem Regal, während ich die restlichen Gefährten linkte. Dann Griff ich nach Five's kühler Hand und atmete tief durch. Ich spürte, wie sein innerer Wolf sich schmerzhaft von meinem trennte. Sofort kämpfte ich dagegen an und zog ihn zurück. "Du kriegst mich nicht los.", murmelte ich und drückte seine Hand fester. Jay hatte gefunden, was er gesucht hatte und murmelte einen Spruch vor sich hin. Ich kämpfte. Ich spürte die anderen Gefährten kämpfen. Hannah und Septim kämpften gemeinsam füreinander und für die halbtoten Wächter, die immer mehr ins Jenseits gezogen zu werden schienen. Ich schrie. Ich kämpfte. Ich litt. Ich verzweifelte. Doch das Gefühl, dass keiner von uns aufgab, dass wir gemeinsam um das Leben unserer geliebten kämpften, stärkte uns. Jay half uns, unsere innere Stärke zu bewahren, indem er einen Schutzzauber aussprach, der uns vor der dunklen Magie schützen sollte. Ich tat alles, was ich tun könnte, es war mir egal, ob mich die halbe Nachbarschaft hören konnte. Es ging um Five's Leben. Das würde ich nicht kampflos aufgeben. Nein, ich würde es nie aufgeben!

Ich öffnete langsam die Tür von Jay's Raum. Jay lächelte mich vorsichtig an. "Hey." Ich erwiderte ruhiger. Das Glasgebilde, in dem Noah eingesperrt war, war verschwunden, so wie Noah auch. Stattdessen stand genau dort nun ein Krankenbett mit Monitoren und anderen Geräten außen herum, die ein beruhigendes "Piep. Saug. Pump. Piep. Saug. Pump." von sich gaben. "Hey Five.", lächelte ich sanft und setzte mich neben meinen Gefährten, der in dem Bett lag. Ein paar der Geräte war er diese Woche schon wieder losgeworden, was Hoffnung machte, dass er bald aufwachen würde. Jay verließ das Zimmer. "Ich habe Neuigkeiten von Julian: Jana ist aufgewacht! Jetzt sind es also schon Jana, Julian und Hannah... Septim ist zwar seit gestern auch wach, aber noch lange nicht so komplett wie die anderen. Du weißt ja, sie braucht noch etwas, um komplett zu sich zu kommen." Vorsichtig strich ich ihm über die Wange. "Hier, ich habe frische Klamotten dabei.", sagte ich dann und legte den Stoffhaufen auf das Bett.

Plötzlich zeigte das Gerät, das seine Atemfrequenz aufzeichnete, einen höheren Ausschlag als sonst an. Schnell sah ich wieder zu Five. Braun trifft rot. So wunderschönes tief-dunkel- rot, dass es mir im ersten Moment die Sprache verschlägt. Auf einmal war alles wieder da: Ich spürte unseren Link und wie unsere Emotionen dadurch übertragen wurden. Ich spürte, wie Five meine Hand drückte. Ich hörte, wie er sanft sagte: "Ich liebe dich." Ich sah, wie er lächele und auf seine Unterlippe biss. Ich spürte mein Herz klopfen. "Five.", war alles, was ich über dir Lippen bekam, bevor ich mich vorbeugte und ihn küsste. Der beste und erste Kuss seit langem.

~~

Unkontrolliert!

Aber ich mag das Kapitel :)

Grüße aus meinem Bett,

ArtOfFantasy

Five (Werwolf boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt