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PoV Cia
Am nächsten Tag muss ich mich aus dem Bett quälen. Mein Kopf tut weh wie sonst was und ich muss ständig husten. Aber ich habe meine eigene kleine Mission heute, also muss ich mich jetzt fertig machen. Ich mache meinen Kopf klar und ignoriere meine Schmerzen. Das ist kein Problem mehr, war es früher ja auch nicht. Die Anderen haben mich schwach gemacht. Jetzt bin ich wieder ich selbst. Stark und kalt. Ein Blick auf meinen Wecker bestätigt mir, das ich länger geschlafen hab als ich sollte. Nachdem ich heute morgen um sechs eingeschlafen war ist es auch kein Wunder das es jetzt schon 18 Uhr ist. Schlafrythmus zerstört. Geil. Wie ich das liebe. Zum ersten Mal seit langem ziehe ich die Söldnerkleidung aus meinem Schrank an. Die Jacke ist an den Ärmeln etwas zu kurz, aber glücklicherweise gehören zu der Uniform dieselben Bänder für die Handgelenke, die uns vor Verstauchungen schützen sollen, die ich selber sowieso benutze. Ich schiebe die Ärmel so, dass die Länge oder besser gesagt die nicht vorhandene Länge nicht weiter auffällt und ziehe dann die Stiefel an. Die Kapuze rutscht mir glücklicherweise sowieso immer wieder über die Augen und den Rest meines Gesichts verdecke ich mit einem Halstuch. Auch das sollte grundsätzlich keinem der Söldner komisch vorkommen. Ich werfe nur einen kurzen Blick in den Spiegel. Mich sollte niemand erkennen.
Ich warte in einem der Gänge bis ein paar Söldner auf dem Weg zu der Versammlung vorbeikommen. Ich schließe mich ihnen unauffällig an.
Sonst habe ich jeden Wechsel in der Besetzung für die Missionen und jede andere Veränderung sofort mitgekriegt, jetzt, obwohl erst knappe achtzehn Stunden seit meinem "Aussetzer" vergangen sind,  weiß ich gar nichts mehr. Umso überraschter bin ich als ich dann endlich merke, wer mich in nächster Zeit ersetzen soll: Taddheus Tjarks. Taddl. Es ist nicht so, dass er nicht dafür geeignet ist, es überrascht mich einfach nur. Ohne wirklich hinzuhören warte ich auf das Ende seiner "Motivationsrede". Es ist immer noch wahrscheinlich das ich entdeckt werde und das will ich unter keinen Umständen riskieren. Endlich hört er auf zu sabbeln und wir laufen zu den Autos. Mein Glück, das wir noch nie nachgezählt haben. Ich halte den Blick während der Fahrt gesenkt, versuche herauszufinden zu wem wir fahren. Irgendwann fangen die Söldner an über die Mission zu sprechen. Rewinside. Na das kann ja was werden. Die Fahrt ist viel kürzer als zu Paluten und wir fahren in die entgegengesetzte Richtung, weshalb wir schneller auf eine befahrbare Straße gelangen. Die Fahrt über bin ich still und lausche den Wortfetzen die von Taddls leisen Befehlen zu mir durchdringen.
Ich halte mich zurück, während die Söldner in die Wohnung eindringen. Auffallen war immer noch nicht so gut. Also beobachte ich einfach. Das ist auch der Grund weshalb mir schließlich der bleiche Söldner neben Taddl auffällt. Er sieht aus als ob er gleich zusammenklappt. Oder als ob das hier der letzte Ort wäre, an dem er sein wollte. Ich betrachte ihn mit gerunzelter Stirn. Die Tür wird geöffnet und wir rücken langsam vor. Das ist der Zeitpunkt ab dem alles schief geht. Direkt vor der Tüe steht Rewi. Und starrt den blassen Söldner direkt an. "Felix?!"
Mein erster Gedanke ist einfach: Felix heißt der Typ also. Aha.
Und dann: WAS ZUR HÖLLE? WOHER KENNT DER IDIOT SEINEN NAMEN?
"Was soll das?!", fragt Rewi und ich sehe genau das sein Gehirn zwischen wütend, verwirrt und ängstlich schwankt. "Hi",sagt dieser Felix und hört sich an als würde er gleich ersticken. Warum tut denn keiner was? Ich brauche meine Hand am Gewehr nur minimal zu bewegen, bis alle aus ihrer Starre aufwachen und endlich reagieren. Zwei stürzen sich auf Rewi und packen ihn während er schreit und zappelt, flucht und spuckt. Wenn er so weiter macht hats sich das mit geheim und unentdeckt, dann rufen irgendwelche bescheuerten Nachbarn die Polizei, im besten Fall wegen Lärmbelästigung. Taddheus hat das Ganze offensichtlich bestens unter Kontrolle. Ich habe keine Ahnung wie, aber schließlich schafft Rewinside es sich aus der Umklammerung der Söldner zu winden und stürzt sich auf Felix, den er mit zu Boden reißt. In der darauf folgenden Rangelei, ist schwer zu erkennen wer die Oberhand hat, aber schließlich schafft Rewi es anscheinend Fekix in den Würgegriff zu nehmen und hält ihn wie einen Schild vor sich. Die Söldner bleiben still stehen. Sie wissen das Rewi keine Chance hat. Hätte. Normalerweise. Normalerweise hätte er Felix auch nicht besiegen können. Aber der scheint immer noch etwas brain afk. Er hängt wie ein nasser Sack in Rewis Armen und atmet so flach, dass man befürchten muss ihn nicht mehr lange unter den Lebenden weilen zu sehen. Nicht das mich das stören würde aber...Verdammt. Dann muss ich wohl oder übel... Ich trete langsam vor um Rewi nicht zu verärgern und knie mich vor ihm kurz hin um meine Waffe hinzulegen. "Rewi", sage ich ruhig. Ganz schlechte Idee. Denn meine Verkleidung hält offenbar einer genaueren Betrachtung nicht wirklich stand und jeder der eins und eins zusammenzählen kann und mir noch dazu zumindest manchmal zuhört weiß wer ich bin. Jedenfalls habe ich spätestens jetzt keine Wahl mehr. Entweder die scheiße durchziehen oder umdrehen und in die nächste blöde Situation. Keine Frage welche Wahl ich treffe. Mein nächster Schritt bringt mich noch näher an den auf dem Boden hockenden Rewinside heran. Taddheus und der Haufen von Idioten um mich herum haben uns in diese Situation gebracht und einer muss uns wieder rausbringen. Und das wird weder Taddheus noch Felix sein. Ich spüre sowohl Rewis als auch die Blicke der Söldner auf mir als ich noch näher herangehe. "Zurück", knurrt er, aber ich sehe das er Angst hat. Ich gehe sehr langsam aber ich bleibe nicht stehen. Beinah unbewusst richte ich die Tücher um meine Handgelenke. Das habe ich schon immer gemacht. Es beruhigt mich wenn zumindest ein Teil in meinem Leben seine Ordnung hat, auch wenn es nur ein winziger wie die richtige Wickelung der Tücher ist. Mein Gesicht zeigt keine Emotionen; wie auch, wenn es auch in meinem Inneren keine mehr gibt. "Rewi", sage ich erneut immer noch ruhig und meine Stimme könnte beinah als freundlich gelten. Beinahe. "Nimm die Hände von seinem Hals". Er schüttelt trotzig den Kopf aber seine Stimme zittert als er sagt: "Nein! Ihr werdet mir nichts antun! Nicht so wie Paluten!" Ich lächele gefaket. "Paluten? Wie kommst du denn darauf?"
"Das ist ja wohl logisch!", behauptet er. "Die Polizei sucht nach ihm. Nach Zombey auch. Ich will nicht der Nächste sein! Sie werden euch alle kriegen!" Ich lächele ihn immer noch an,während ein Teil von mir im in die Fresse schlagen möchte und ein anderer  besorgt ist, dass die Polizei jetzt schon eingeschaltet ist, obwohl mir das eigentlich von vornerein hätte klar sein müssen. Dem Maskenmann muss es klar gewesen sein,aber aus irgendeinem Grund muss es ihm das wohl wert gewesen sein. Genauso wie er es aus irgendeinem Grund für richtig hielt mir nichts davon zu erzählen, mich zu belügen. So viel zum Thema er würde mir vertrauen. Aber das ist jetzt sowieso egal. Ich beiße die Zähne zusammen und antworte so nett wie möglich:"Aber nein. Wie kommst du darauf, das wir dir etwas antun möchten? Wir wollen dich doch nicht verletzen". "Wirklich?", fragt er misstrauisch. "Wieso seid ihr dann hier?" "Nein wirklich nicht",sage ich nur ohne auf seine zweite Frage einzugehen. Ich stehe knapp vor ihm und ich merke wie meine vorgegebene Ruhe wie geplant auf ihn übergreift. Er entspannt sich kaum merklich und lockert seinen Griff um Felix' Hals. Mein Gott ist er naiv. Ich springe vor, packe Felix und befreie ihn mit einem Ruck aus Rewis Griff. Dann greife ich Rewi am Halsauschnitt seines     T-Shirts und ziehe ihn mit Schwung nach oben, während sich meine zweite Hand um seinen Hals schließt. Statt zu versuchen sich aus meinem Griff zu befreien, was nebenbei bemerkt sinnlos wäre, versucht er in Panik meine Hände von seinem Hals zu lösen, die normale Reaktion eines Menschen bei einem Würgegriff. Meine Stimme ist jetzt eiskalt als ich ihm zuzische: "Erste Regel fürs Überleben: Vertraue niemals Fremden, schon gar nicht wenn sie ein Gewehr haben und deine Wohnung stürmen". Mit diesen Worten steche ich meinen Finger in einen der Druckpunkte in seinem Nacken und sein Körper verweigert seinen Dienst. Er sackt zusammen und ich halte ihn am Oberkörper fest. "Nehmt ihn mit", sage ich beinah teilnahmslos während ich ihn vor zwei Söldnern ablege. Ich habe nichtmal mehr das Kommando, sollte wegen meines "Hausarrests" in meinem Zimmer sitzen und trotzdem hören sie auf mich. Keiner will sich mit mir anlegen, oder jahrelange Gewohnheiten lassen sich nicjt so einfach abschütteln. Taddheus jedenfalls steht bedröppelt in der Ecke und starrt auf den zusammengesunkenen Rewi, ein Zeuge seines Versagens. Ich verlasse den Raum. Langsam, obwohl ich so schnell wie möglich wegrennen will. Kaum bin ich außer Sichtweite, renne ich los. Das Adrenalin schießt berauschend durch meine Adern während ich mir endlich das Halstuch runterreiße und frei atme. Sie haben nichtmal eine Wache am Auto zurückgelassen. Eine Taube flattert erschrocken auf als ich um die Ecke sprinte. Von hier bis zum Hauptquartier sind es mit dem Auto 15 Minuten. Ungefähr 15 Kilometer, bei einer Geschwindigkeit von 60km/h. Mein Rekord auf dieser Strecke ohne Zwischenstops liegt bei 42,05 minuten. Während ich laufe kann ich abschalten und denke einfach an nichts. Mein Gewehr, das ich fast automatisch und geistesabwesend aufgehoben habe, drückt etwas an meinem Rücken, die kleine halbautomatische Pistole scklackert an meinen rechten Oberschenkel. Sie ist so befestigt, das ich sie sofort ziehen kann. Ich bin von Geburt an rechtshänder, aber ich schieße mit links, alles eine Folge jahrelangen Trainings. Genau genommen ist es mir aber vollkommen egal mit welcher Hand ich töte. Hauptsache ich kann es überhaupt machen.
Ich brauche 44 Minuten für die Strecke, aber ich ärgere mich nicht. Ärger ist auch ein Gefühl, zwar kein starkes, aber es ist trotzdem eins, und darauf habe ich keine Lust. Zur Hölle damit. Das Tor ist zu, natürlich, der Lastwagen ist schließlich längst da. Diesmal ist der unfreiwillige Mitfahrer nicht verletzt. Ich trete an den Zaun um das Hauptquartier und hake mich mit meinen Händen fest. Die Tücher ziehe bis über die Fingerkuppen, um meine Haut vor weiteren Schnittwunden zu bewahren. Eine lange Narbe auf meiner Handinnenseite zeugt von einem sehr unglücklichen Unfall mit ebendiesem Zaun als achtjährige, und ja, was soll ich sagen, ich habe aus meinem Fehler gelernt. Der Zaun wackelt leicht als ich meinen linken Fuß auf das Gatter stelle und mich hochdrücke. Ein weiterer Schritt und ich bin oben. Ich schwinge mich über das Geländer und lasse mich fallen, lande trotz abrollen hart auf den Füßen, in der Hocke, mit einer Hand abgestützt, und sehe mich schnell um. Niemand zu sehen, der Hof liegt vollkommen im Dunkeln. Ich sprinte über den leeren Vorplatz zu einer Nebentür, die nie bewacht ist, weil sie gesichert ist. Sein sollte. Ist sie nämlich nicht. Mit einer kleinen Nadel und einem winzigen Moment Konzentration ist das Schloss blitzschnell offen und ich schlüpfe hindurch. Und erstarre mitten in der Bewegung. Eine Millisekunde später zieht meine linke Hand automatisch die Handfeuerwaffe aus meinem Gürtel und richtet sie auf die Männer vor mir, die mit ihren Automatikgewehren auf mich zielen. Wow, die Mühe hat sich definitiv gelohnt.Der Gang ist hell erleuchtet und ich bin immer noch geblendet, also kann ich ihre Gesichter nicht sehen. Mit einer kleine Bewegung spanne ich den Hahn und entsichere meine Waffe, obwohl meine Chancen quasi bei Null stehen. "Das", sagt da eine sehr bekannte Stimme, "wäre keine wirklich gute Idee".

So nach Jahren den Teil endlich fertig. Nächsten gibts wie immer bei Jaz xyoutubemaedchenx

PrisonersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt