11

244 23 13
                                    

PoV Cia
Ich höre auf zu atmen, als die Schritte näher kommen. Die Schritte bleiben aus, genau wie mein Herzschlag. Von einer Sekunde auf die andere werde ich von einer vollkommen irrationalen Angst erfüllt. In dem Moment steht die Person vor mir und ich rühre mich nicht, bewege mich kein Stück obwohl ich müsste und die Kugel fliegt auf mein Bauch zu und.... SCHMERZ.... und dann...

...wache ich auf und huste vor Schmerzen. Mein ganzer Körper fühlt sich an, als wäre er unter eine Walze gekommen. So schnell es geht haste ich ins Bad und stütze mich stöhnend auf das Waschbecken. Meine Wundnaht ist vermutlich aufgerissen. Der Verband, der Rest meiner Klamotten und wahrscheinlich auch mein Bettlaken sind blutgetränkt. Wir kann eine gottverdammte Wunde soviel bluten? Ich stoße einen Fluch zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und entferne den Verband während mir der Schweiß an der Stirn hinabläuft. Und warum zur Hölle tut mir alles, alles, weh? Verdammte Scheiße! Die Wunde sieht ekelhaft aus, tiefer als erwartet aber wie erwartet aufgerissen. Ich lege den Kopf in den Nacken und zische als ich ein sauberes Tuch auf die Wunde presse um das Blut vorübergehend zu entfernen. Es bleibt an der Wunde kleben und ich schreie fast beim Abziehen. Ich suche einhändig das Desinfektionsmittel und kippe die halbe Flasche drüber. Der Schweiß tropft mir vom Kinn und ein kurzer Blick in dem Spiegel verrät mir, dass ich, mit dunklen Augenringen und leichenblasser verschwitzter Haut, genauso schlimm aussehe wie ich mich fühle. Vielleicht habe ich Fieber. Ich habe grad nicht die Nerven mich selber zu nähen, abgesehen davon bin ich kurz vorm Kotzen, also wickele ich so gut es geht ein dickes Stück Verband drumherum und klebe es mit Tesafilm fest. Meine unverletzte Hand zittert unkontrolliert und ich atme hektisch. Mit letzter Kraft lasse ich mich auf mein Bett sinken. Und springe mit einem Schrei wieder auf. Beinah entleert sich mein Mageninhalt wirklich auf den Boden. Verdammt, was? Mit zitternden Finger hebe ich meinen Pulli an, aber er klebt. Ich lasse los, als ich merke das das Blut auf den Boden tropft. Soviel Blut konnte eben nicht nur aus einem sauberen Armschuss kommen."Scheiße, scheiße, scheiße!", schreie ich und merke selber wie verzweifelt sich das anhört. Ich versuche an gestern zu denken, aber der Schmerz legt einen schwarzen Schleier über die Erinnerung und ich würge. Was ist passiert? Fieberhaft versuche ich nachzudenken, bis etwas vor meinem inneren Auge aufblitzt.
Die Kugel fliegt wie in Zeitlupe auf mich zu,trifft meinen Arm....
Nein, davor...
Sie schießen. Ich habe keine Ahnung wen oder was die Kugel trifft, und es ist mir auch egal.
Hätte ich nur ein verdammtes Mal in meinem Leben nachgedacht! Aber wieso verdammt sollte ich sowas nicht merken? Was zur Hölle läuft falsch mit mir? Ich taumele zum Schreibtisch und nehme mir die Schere. In dem Moment klopft es an der Tür. Vor Schreck lasse ich die Schere fallen. Ich antworte nicht, hoffe das die Person einfach geht. Es klopft erneut, dann öffnet jemand einfach. Es ist Maudado. "Verdammt, Cia, was ist los? Ich hab dich schreien gehört und.... Ach du Scheiße!" Den letzten Satz schreit er mir fast entgegen und ich zucke zusammen. "Nichts so schlimm", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Nicht so schlimm?", wiederholt er ungläubig. "Dein Oberteil kann man fast auswringen... und ich bin mir 100%ig sicher das das kein Wasser ist. Lass mich mal sehen" Ich schüttele erst den Kopf aber ich fühle mich wie in Watte eingepackt und kann mich kaum noch bewegen. Maudado wirft einen schnellen Blick über den Gang, bevor er die Tür abschließt und zum Verbandkasten eilt. "Leg dich hin!", befielt er mir im Gehen. Ich bleibe stehen. Als er wieder aus dem Bad kommt, stoppt er kurz, sieht mich kopfschüttelnd an und stellt den Verbandskoffer ab. "Hey. Alles wird gut. Ich sorge dafür das du wieder in Ordnung kommst" Er kommt vorsichtig auf mich zu. Ich merke erst jetzt das ich weine. Er fasst mich am Arm, legt erst ein Handtuch und dann mich aufs Bett. Ich schließe die Augen. Ich bin sooo müde... ein kleines Schläfchen würde mir guttun... Ein Schlag reißt mich zurück in die Realität. Meine Wange brennt. "Verdammt, Cia! Nicht einschlafen! Du musst wach bleiben hörst du!" Ich nicke benommen und versuche die Augen offenzuhalten indem ich gucke was er macht. Er hebt die Schere vom Boden auf, nachdem er,wie ich vorher, bemerkt, dass mein Oberteil nicht abzukriegen ist. Er schneidet es an beiden Seiten auf und nimmt es ab. Darunter trage ich ein Top. Nach einem entschuldigenden Blick zu mir, schiebt er es hoch. Ich musste ihm trotz meiner misslichen Lage zugute halten, dass er es offenbar eher unangenehm fand, anders als die meisten Jungs, die so eine Situation eher ausgenutzt hätten. Als er einen Blick auf meinen Bauch wirft, wird er blass. Ich zucke zusammen und keuche erschrocken, als er anfängt, mit einem kalten Lappen das Blut wegzuwischen. "Alles wird gut. Alles wird gut", murmelt er wie ein Mantra vor sich hin, als müsste er sich erst selbst davon überzeugen. Er reißt eine sterile Nadel aus der Verpackung. Das ist nicht schlimm, ich wurde so oft genäht, dass es mir nichts ausmacht. Ich sehe wie er den Faden einfädelt und die Nadel ansetzt.
Maudado setzt den ersten Stich und dann ist da nichts mehr.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 12, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

PrisonersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt