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Samstag, 4. März

Für Anfang März war es noch ziemlich kalt, auch wenn es für London nicht verwunderlich war, dass es kälter war als ich es von Deutschland gewohnt war. Trotzdem - ich mochte die Kälte überhaupt nicht. Warum ich aber gerade ein Land für mein Auslandssemester ausgesucht hatte was bekannt für Regen und Kälte war? England und vorallem London hatte mich schon immer fasziniert. Ich war fasziniert von der Sprache, dem Land, den Menschen. Ich fühlte mich hier auch pudelwohl, obwohl ich so weit entfernt von Zuhause war und immer wenn ich einen Anflug von Heimweh bekam sagte ich zu mir selber: Lina, du lebst deinen Traum. Du schaffst das.

Ich war froh, als ich an diesem Tag endlich meinen Lieblingscoffeshop betrat, und davon hatte London viele, und der Kälte entkommen konnte. Wie immer bestellte ich einen Latte Machiato mit ein bisschen Haselnusssirup und setzte mich in die letzte Ecke ans Fenster. Ich holte mein Laptop heraus und fing an zu schreiben. Ich studierte Kommunikationswissenschaften und Journalismus und war wie gesagt gerade hier für ein Auslandssemester. Für die Uni sollte ich einen Beitrag für die Unizeitung schreiben. Natürlich war mein Englisch kein Muttersprachenniveau aber das musste es auch nicht und ich kam Prima mit meinem Englisch zurecht - außerdem wurden die Texte die veröffentlicht wurden immer nochmal Korrektur gelesen.
Ich konnte mich stundenland in diesem Cafe aufhalten. Es lag fast direkt im Zentrum Londons, war aber trotzdem nie überfüllt und ich fand immer einen Platz und manchmal, wenn ich Glück hatte war mein Lieblingsplatz noch frei. Von hier aus konnte man perfekt auf die Straße sehen. Natürlich wurde ich des öfteren dadurch von meiner Arbeit abgelenkt aber ich wollte so viel von hier mitnehmen wie ich konnte.

Es wurde schon dunkel, als ich schließlich meinen Laptop zuklappte und den letzten Schluck aus meinem Glas austrank. Ich sah mich im Cafe um und bemerkte dass ich eine der letzten war, dabei war es erst halb sechs. Zum Glück war es Freitag und ich hatte am Wochenende nichts für die Uni zu tun, da ich schon alles fertig hatte.
Ich steckte meinen Laptop in meine Tasche, zog meine Jacke an und schnappte mir mein Handy. Dann lief ich zum Ausgang. Doch ich kam garnicht bis zur Türe. Plötzlich stellte sich mir eine Person in den Weg, besser gesagt sie lief fast in mich hinein. Ich blieb abbrubt stehen und konnte einen Zusammenknall verhindern. "Woah.", sagte der Junge mir gegenüber und ich sah ihm in die Augen. Sie waren strahlend blau. "Sorry.", sagte ich und hoffte dass ich nicht wirklich so leise gesprochen hatte, wie ich es sich für mich angehört hatte. Der Junge kam mir bekannt vor und ich schob es auf meinen 'Schock' dass ich so lange brauchte bis ich ihn erkannte. Mir stand einer meiner Lieblingsyoutuber Jack Maynard gegenüber. Ich bekam natürlich kein Wort raus. Shit, passierte das gerade wirklich?
"Don't be sorry. 50 percent of it was my fault.", grinste er mich an.
Ich lächelte auch, sagte aber nichts. Lina, tu was bevor er einfach weitergeht.
"Ehmm, can I take a picture with you?", kam es in dem Moment aus mir heraus.
Toll, jetzt dachte er du wärst ein verrückter Fan.
Er grinste noch mehr, wenn das überhaupt möglich war. "Sure. Whats your name by the way?"
"I'm Lina." Er stutze. "That doesn't sound very english." Ich lächelte während mein Herz laut pochte. "It's german. I am from germany." Er hob die Augenbrauen. "Really? What are you doing in London then?"
"I'm here for a semester abroad." "Thats cool. You enjoy it?" Ich nickte. "Yeah, I always dreamed of being in London for more than just the vacations."
"I am Jack by the way.", sagte er und jetzt musste ich grinsen. "Yeah I know. I know your videos and stuff." "Oh yeah sure. The picture!", fiel es ihm wieder ein. Wir machten ein Foto und ich war überglücklich dass ich es nicht verkackt hatte.
"It was really nice to meet you Lina.", sagte er und 'Lina' hörte sich ein bisschen wie 'Laina' an. "Really nice to meet you too. And thanks for the photo.", sagte ich und deutete auf mein Handy. "You're more than welcome." In diesem Moment klingelte mein Handy. Ich sah auf den Bildschirm. Anni rief an. "Have a nice evening.", sagte er als er es bemerkte und lächelte nochmal dieses Lächeln das ich sonst nur vom Bildschirm kannte. Ich bedankte mich und verabschiedete mich von ihm.
"Anni, du glaubst nicht was gerade passiert ist." Ich hatte Anni hier in London kennengelernt. Sie kam auch aus Deutschland aber wohnte hier für ihre ganze Studienzeit bei ihrem Vater, der hier wohnte. Wir hatten uns in der Uni kennengelernt und direkt angefreundet.
"Habt ihr Nummern ausgetauscht?", fragte sie nachdem ich ihr alles erzählt hatte. "Anni quatsch. Der ist ein YouTuber mit sau vielen Followern. Der kann jede haben.", lachte ich. "Ich bin erstmal froh dass ich ihn überhaupt getroffen hab. Ich kanns garnicht glauben. Oh Gott."
"Hat doch nichts damit zu tun. Abhändig von seinen Followern kann er dich doch trotzdem gut finden.", sagte Anni noch aber ich beschloss auf die Diskussion nicht einzugehen weil wir sicher anderer Meinung wären. Ich verabredete mich mit ihr für Abends bei mir in der WG.
Ich wohnte etwas außerhalb von London aber mit der U-Bahn war ich in 15 Minuten in der WG.
Eine halbe Stunde später war auch Anni bei mir.
"Also, hast du ihm schon geschrieben?", sagte sie, nachdem sie sich auf mein Bett geschmissen hatte.
Ich lachte. "Wo denn?".
"Lina, in welcher Welt lebst du? Twitter?"
Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. "Weil er mich da ja auch sieht gell?"
"Probiers doch einfach mal aus.", sagte Anni und irgendwie hatte sie Recht. Ich hatte ja nix zu verlieren.
Also öffnete ich meine Twitter App. Ich lud das Foto mit ihm hoch, schrieb: 'Thanks for the picture. Can't believe this actually happened.' dazu und markierte ihn.
"Meinst du nicht dass ich zu viel wenn ich mich wie ein Fan aufführe?"
"Du bist ein Fan. Und das kann er doch ruhig wissen. Jungs mögen es umschwärmt zu werden.", sagte Anni und wackelte mit den Augenbrauen. Ich grinste. "Ach scheiß drauf.", sagte ich und postete es. Jetzt hieß es abwarten.


Montag, 6. März

Am Montag Morgen in der Uni war die Sache mit Jack fast vergessen. Natürlich nicht komplett und ich sah mir ab und zu das Foto an und musste immer grinsen und mich erinnern dass es wirklich passiert war aber das mit Twitter hatte ich aufgegeben. Ich sollte froh sein dass ich ihn überhaupt getroffen hatte.

Die Woche ging schnell vorbei und endlich hatten wir wieder Wochenende.
Und Anni, die Partymaus hatte mich überredet am Freitag feiern zu gehen.



Freitag, 10. März

"Lina, bist du endlich fertig?", fragte Anni die auf meinem Bett lag und auf ihrem Handy scrollte.
"Ja, ich mach ja schon.", sagte ich, zog mir meine Schuhe an und betrachtete mich nochmal im Spiegel.
Als wir endlich die Wohnung verließen stieß und die Kälte ins Gesicht und ich wäre am liebsten wieder umgedreht aber Anni hakte sich bei mir ein und zog mich mit sich. Wir fuhren mit der U-Bahn da wir beide schon was getrunken hatten, sonst wären wir mit Annis Auto gefahren, welches sie von ihrem Vater bekomme hatte.
Eine halbe Stunde später waren wir endlich im Club.
Die Musik war laut und es war relativ dunkel. Ich ging sofort mit Anni zur Bar. Wir hatten zwar schon vorgeglüht aber wir holten uns trotzdem noch etwas zum trinken. Nachdem wir uns Mut angetrunken hatten gingen wir auf die Tanzfläche, ich griff nach Annis Hand, schloss die Augen und ließ mich in die Musik fallen.
Anni und ich hatten Spaß, sangen und tanzten. Irgendwann sah Anni Chris, ein Typ aus unserer Uni den sie gut fand und sie ließ mich alleine auf der Tanzfläche. Ich grinste sie an. "Geh nur." Ich hatte so viel Alkohol intus, dass es mich wirklich nicht störte. Ich tanzte weiter und bewegte mich zur Musik. Kurz darauf spürte ich einen Körper, der sich von hinten an mich drückte. Ich drehte mich um. Der Typ hinter mir grinste mich an. Kurzerhand ging ich einfach ein Stück von ihm weg und tanzte weiter. Aber ein paar Minuten später tanzte der Typ mich wieder an. Dann berührten seine Hände meine Hüften. Ich fühlte mich unwohl und versuchte ihn wegzuschrieben. Ich sah mich um, suchte nach einem Ausweg aber die Leute um uns herum tanzten eng und ich hatte das Gefühl gefangen zu sein. Der Griff um meine Hüften wurde stärker und in diesem Moment konnte ich wieder komplett klar denken.
"Fuck off.", sagte ich laut und schubste ihn von mir weg. Er grinste nur und kam wieder auf mich zu. Mein Herz pochte schnell. Merkte denn niemand was?
Dann spürte ich eine andere Hand um meinen Arm, die mich zurück zog. Ich versuchte mich dem Griff zu entreißen. "Hey. It's okay.", hörte ich eine mir bekannte Stimme an meinem Ohr. Es war Jack. Ich beruhigte mich sofort, als er sich vor mich stellte und kurz mit dem Typ redete, welcher kurz darauf verschwand. "Let's go.", sagte Jack, sah mir in die Augen und griff nach meiner Hand. Er zog mich mit nach draußen vor den Club.
"Are you okay?", sagte er nachdem er seine Bomberjacke ausgezogen hatte und sie mir um die Schulter gelegt hatte. Ich konnte nicht ruhig stehen bleiben und lief auf und ab. "Yes. Thanks Jack. Oh God how did this happen?", ich versuchte mich zu beruhigen aber bei dem Gedanken was hätte passieren können ging das ziemlich schwer.
Ich stand ein Stück weit weg von Jack aber er kam auf mich zu und legte seine Hände auf meine Schultern. "You're fine now okay? He was just some douchbag. You're fine."
"Thank you Jack.", sagte ich und fuhr mir immernoch zitternd durch die Haare. "Sorry for making this a bigger deal than it is. It's just the first time something like that happened to me."
Jack schüttelte den Kopf. "Don't be sorry. Really. I understand it."
Jack legte eine Hand auf meine Schulter und führte mich zu einer Bank, die in der Nähe stand. Wir setzten uns.
"Well, that happens when you drink too much.", sagte ich und in diesem Moment bereute ich es überhaupt hierher gekommen zu sein. "Well, speaking of drinking too much. I know how that is.", sagte er und grinste.
"I always regret it afterwards.", sagte ich lächelnd.
"Lina, verdammt nochmal da bist du ja. Alles okay?", hörte ich in dem Moment Annis Stimme.
Als ich sie sah stand ich auf und umarmte sie kurz und gab ihr die Kurzfassung. "Oh Scheiße, tut mir leid dass ich nicht da war."
"Ist okay.", sagte ich und deutete mit den Augen hinter meinen Rücken wo Jack saß. "Ohhh verstehe.", sagte sie, dann lief sie an mir vorbei und streckte Jack die Hand entgegen. "I am Anni. Nice to meet you Jack." Sie unterhielten sich kurz dann verabschiedete sich Anni wieder von uns.
"I think I have enough for today.", sagte ich und lächelte Jack an.
"I'll walk you home.", sagte Jack entschlossen. Ich war zu müde um zu protestieren. Also sagte ich Anni bescheid, die Freunde aus der Uni getroffen hatte und sich mit ihnen ein Taxi teilen würde, und machte mich mit Jack auf den Weg.


Got You On My Mind (Jack Maynard Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt