EXPEDITION NORDPOL

Dienstag, 16. Januar

8h 50

Oh Mann, ich hab verschlafen!!!! Ich bin so blöd! Wenn kein funktionierender Wecker da ist, ist das auch kein Wunder, aber daran hab ich gestern Abend einfach nicht mehr gedacht. Tja, selbst Schuld, kann man da nur sagen...Aber ich hab jetzt wirklich keine Zeit mich noch mehr über mich selbst aufzuregen, du willst doch das Wesentliche wissen, nämlich wie es kommt, dass ich jetzt doch wach bin!

Ich schäme mich schon in Grund und Boden, wenn ich nur daran denke, was ich dir nun erzählen werde.

Wie du weißt hat ja mein verdammter Wecker nicht geklingelt, weil ich ihn gestern etwas unsanft zum Schweigen gebracht habe... ja, also schlief ich seelenruhig weiter und hätte es auch jetzt noch getan, wenn es nicht jemandem aufgefallen wäre, dass ich nicht zum Frühstück erschienen bin... Wer? Na mein Dad! Er weiß, dass ich nur unter sehr seltenen Umständen die Gelegenheit auf eine Mahlzeit auslasse. Ich meine, was geht schon über Essen? Richtig! - Schlafen! Und genau das hat sich mein Dad dann zusammengereimt. Bis hierhin: Danke Dad, du kennst mich besser als jeder andere! Doch nach dieser genialen Schlussfolgerung hört mein Dank auf. Denn dein nächster Einfall war alles andere als genial, um nicht zu sagen, der mieseste, den du seit deinem Entschluss eine Expedition zum Nordpol zu machen, hattest!!!

Wen schickt also mein allerliebster Dad, um mich zu wecken? Niemand anderen als Daniel McTay!!! Der war wahrscheinlich auch alles andere als begeistert, wo es doch sein Lebensziel geworden war, mich zu ignorieren!

So kam es dann, dass ein lautes energisches Klopfen an der Tür aus meinem Schlaf riss. Und als ob es nicht noch schlimmer kommen könnte, steckte Daniel gerade in dem Moment als ich mit einem riesigen Gähnen die Augen aufschlug, seinen Kopf durch die leicht geöffnete Tür.

Vor Schreck verschluckte ich mich bei seinem Anblick und bekam einen Hustenanfall. Warum begegneten wir uns auch immer in den peinlichsten Situationen.

"Dein Vater schickt mich, er denkt, du hast-", fing Daniel an und blickte mit höhnischem Blick auf mich und dann auf mein Bett, "verschlafen." endete er und konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen.

Ich hatte mich mittlerweile von dem Hustenanfall erholt und konnte nicht anders und streckte ihm die Zunge raus. "Ja genau! Ich und verschlafen! Du brauchst doch nur einen Grund-" Dann fiel mein Blick auf die Armbanduhr auf meinem Nachtisch, die direkt neben meinem defekten Wecker lag. Und es traf mich fast der Schlag. Daniel hatte Recht.

Im Nachhinein kann ich mich nur verfluchen, wie dumm ich gewesen war. Weswegen hätte mich Daniel sonst aufsuchen sollen? Er versuchte doch die ganze Zeit mir aus dem Weg zu gehen!

So verlief das Geschehen dann weiter:

Daniel verdrehte die Augen und sagte mit Sarkasmus in der Stimme: "Ich brauche ja nur einen Grund für was? Dich beim Schlafen zu beobachten? Nein danke da habe ich besseres zu tun!" Damit wandte er sich um und wollte die Tür wieder schließen, als ihm noch etwas einfiel: "Ach übrigens: dein Unterricht beginnt in zehn Minuten. An deiner Stelle würde ich meine Zeit nicht damit vertrödeln wie ein bedäppertes Schaf auf dem Bett rumzusitzen und in der Gegend rumzustarren!" Dann fiel die Tür hinter ihm zu.

Aaaaarrrrr...So ein Mistkerl!!!!

Ich muss jetzt Schluss machen, denn in einem hat er Recht, nämlich das ich mich jetzt wirklich beeilen muss. Es ist schon fünf vor und ich hab mich noch nicht angezogen oder mich sonst irgendwie fertig gemacht. Manchmal stiehlst du mir echt die Zeit, liebes Tagebuch. Aber davon musste ich dir einfach sofort berichten!

Mittagspause

Gerade noch pünktlich zum Unterricht erschienen! Mein Dad war wenigstens so geistesgegenwärtig und hatte ihn schon für mich hochgefahren. Nach dem Schnell-Anziehen, wobei ich mindestens einen Weltrekord aufgestellt habe und meinem Olympiasprint in den Aufenthaltsraum saß ich dann also außer Atem vor dem Bildschirm, als Mrs Malcoy den Unterricht eröffnete. Daniels feixendes Gesicht in der Ecke des Raumes, blendete ich schlichtweg aus.