Vier

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Ich saß gelangweilt neben Tamara im Unterricht. Was der Lehrer erzählte wusste ich alles schon! Tja, das kommt davon, wenn man vorarbeitet. Endlich klingelte es. Die Klingel war so laut, dass ich erstmal zusammenzuckte. Tamara hatte mir in der Stunde gesagt, dass sie mir ein paar Leute aus der Klasse vorstellen wollte. Sie führte mich auf das Dach, von dem man einen schönen Ausblick auf die Stadt und den Strand hatte. Ich wäre am liebsten losgeflogen, aber ich riss mich zusammen. Die Leute würden komisch gucken. Unbekanntes Flugobjekt!

Auf der anderen Seite des Daches saßen drei Schülerinnen, die ich schon in der Klasse gesehen hatte, auf einer schwarzen Decke. Tamara ging zu ihnen rüber und ich hinterher.

"Darf ich euch vorstellen? Die Neue.", verkündete Tamara.

"Hi, ich bin Vera, wie ihr vielleicht wisst.", sagte ich.

Whoo, potenzielle Freunde! Ich hatte schließlich noch nie so richtig Freunde gehabt.

"Hallo. Ich bin Alice.", sagte ein Mädchen mit lockigem blondem Haar und eisblauen Augen.

"Ich bin Jessica.", sagte das Mädchen daneben. Sie hatte feuerrote Haare.

"Und ich bin Cat.", sagte ein weiteres Mädchen.

Ich fand es nicht komisch, aber für menschliche Standards sah sie seltsam aus. Jedenfalls ihre Haare. Sie waren nämlich violett.

"Sind die gefärbt?", fragte ich ganz dreist.

Ich hatte nämlich in einer Zeitschrift gelesen, dass man mit so einer Flüssigkeit den Haaren jede beliebige Farbe geben konnte.

Cat schüttelte den Kopf: "Die waren schon immer so. Die Ärtze sagen es ist ein Gendefekt."

Ich nickte.

"Woher kommst du eigentlich?", fragte Jessica.

Mist. Ausgerechnet DAS hatte ich nicht mit meiner Tante besprochen. Irgenteine englischsprachige Region...

"London in England! Meine Eltern sind bei einem Unfall gestorben und ich bin mit meiner Tante hierher gezogen.", sagte ich schnell.

"Das mit deinen Eltern tut mir leid.", sagte Alice.

"Ich kannte sie ja gar nicht. Ich war ein Jahr alt, als sie starben.", zitierte ich meine erfundene Geschichte.

"Trotzdem ist es schlimm.", sagte Alice entschlossen.

Ich nickte einfach und kramte in meiner Tasche nach meinem Frühstück, was mir Lisee gemacht hatte. In der großen Box befanden sich sechs Schokoladencupcakes mit bunten Streusseln, zwei Sandwitches mit Hinterschinken und Eisbergsalat und eine kleine Box mit Obstsalat(bestehend aus Birnen, Äpfeln, Kirschen, Trauben, Kiwis, Erdbeeren und Bananen). Meine Tante neigte dazu zu übertreiben... Die Anderen staunten nicht schlecht.

"Ich kann die Cupcakes auf keinen Fall alleine essen. Bedient euch!", sagte ich.

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. In de Cupcakes war eine Weiße-Schokoladen-Cremefüllung, die mir fast auf den Rock tropfte. Den letzten Cupcake wollte ich mir aufheben.

Fünf Minuten bevor die Klingel ertönte, machten wir uns auf den Weg zum Raum. Ich trug die Box offen in meinen Händen, wärend wir zum Biologie-Raum gingen. Plötzlich griff mir eine Hand über die Schulter und schnappte sich den letzten Cupcake. Ich wirbelte empört herum. Da stand ein Typ mit schwarzen Haaren, der gerade herzhaft in MEINEN Cupcake hineinbiss. Den Typen hatte ich zuvor schon flüchtig in meiner Klasse gesehen.

"Was fällt dir eigentlich ein mein Essen zu klauen?", fragte ich aufgebracht.

"Beruhige dich. Es war doch nur ein Cupcake. Außerdem sind wir doch jetzt Klassenkameraden.", antwortete er gespielt erschrocken.

"So was nennt man Mundraub.", sagte ich wieder gefasst. Hoffentlich sind nicht viele Menschen so.

"Und was willst du jetzt tun?", fragte er mich leicht lächelnd.

"Dich bis an dein Lebensende hassen? Man, was denkst du denn?", schnaubte ich und ging weiter. Der Typ regte mich so dermaßen auf!

In diesem Kapitel geht es hauptsächlich um Cupcakes :P

SoulstreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt