Kapitel 17

4.1K 293 5
                                    

Ich habe weder Ahnung wie spät es ist, noch wie lange ich hier schon liege.
Die Kraft auf die Uhr zu schauen habe ich nicht. Gerade jetzt ertrinken ich einfach so in meinem Tränen.
Ob weinen ab einem bestimmten Zeitpunkt ungesund sein kann?
Sehr spät kann es jedoch nicht sein. Die Sonne scheint noch und Adrian ist noch nicht da.
Bis heute frage ich mich, warum wir auf getrennte Schulen gehen.
Hat das einen Sinn?

Ich seufze ehe ich mich aufrappel. Ich darf nicht einfach so in meiner Trauer versinken. Max, noch andere würden das wollen.
Also stehe ich auf und gehe nach unten.
Wie ich schon geahnt habe, ist selbst mein Vater noch nicht da.
Doch plötzlich höre ich wie die Tür aufgeht und bleibe stehen.

Es gibt zwei Optionen wer das sein könnte.
Ein fröhliches pfeifen ertönt und die Tür geht wieder zu.
Das muss Adrian sein.
Gerade will ich die Treppe wieder hochgehen, damit er mich nicht so sieht. Jedoch hält er mich auf. ,,Zach?", Fragt er mit einem verwunderten Unterton. ,,Hast du nicht heute länger Schule?", Genervt seufze ich.
,,Was geht dich das an?", Antworte ich zähneknirschend und gehe wieder in mein Zimmer.

Ich schließe die Tür ab, damit er ja nicht reinkommen kann.
Wie erwartet klopft es nach wenigen Sekunden an meiner Tür.
,,Was?!", Rufe ich sichtlich genervt.
,,Alles ok?". Unerwartet klingt seine Stimme sanft und beruhigend.
,,Wonach sieht es aus?". ,,Lass mich rein", Fordert er.

Ich schlucke ehe ich zur Tür gehe und sie langsam wieder aufschließe. Keine Ahnung woher ich auf einmal so viel Vertrauen zu meinem Bruder habe.
Nach all den Jahren, sollte ich ihn eigentlich genauso behandeln wie er mich.
,,Geht doch", Grinst er dumm und ich lasse ihn an mir vorbei.

,,Was ist los?", Ohne Erlaubnis setzt er sich auf mein Bett und stützt seinen Kopf mit einem Arm ab. Abwartend schaut er mich an.
Ich starre den Boden vor mir an und schließe die Tür.
,,Ist es wegen Max?", Fragt er. Meine Kinnlade fällt nach unten. ,,Woher?", Stelle ich ihm eine Gegenfrage.
,,Er war früher jeden Tag hier." Antwortet er.
,,Außerdem tut es mir echt leid...", Fügt er leise hinzu.

,,Was tut dir leid?", Verwirrt schaue ich ihn an.
,,Das mit Max.. Was passiert ist". ,,Woher weißt du davon?", Ich habe niemandem etwas von Max erzählt. Zumindestens nicht von unserer Beziehung und dem Vorfall. Außer seiner Familie, weiß er wirklich keiner.
,,Ich hätte das nicht tun dürfen... Aber vor einiger Zeit habe ich deine Sachen geschüttelt und die Schachtel gefunden", Gibt er stotternd zu. ,,DU HAST WAS?!", Schreie ich aufgebracht, was ihn zusammen zucken lässt.

Beschämt nickt er.
,,Warum?", Flüster ich Tränen unterdrückt.
,,Denkst du ernsthaft, ich hätte nicht bemerkt, dass mein Bruder sich seit ein an halb Jahren in den Schlaf weint?! Ich musste es tun!", Ich schüttel meinen Kopf und beiße mir dabei auf die Lippe.
Ich wollte nicht, dass es irgendjemand erfährt. Es sollte geheim bleiben.
,,Du hast das falsche getan", Flüster ich, während mir bereits die ersten Tränen die Wange runterollen.
,,Ich hasse dich!", Rufe ich ihm hinterher, ehe ich schnell nach unten renne.

,,Zach warte!", Höre ich noch, bevor ich wütend nach draußen renne.
,,Wo willst du hin?". ,,Weg!", Antworte ich und bin bereits auf der Straße.

Gerade will ich einfach nur weg. Weg von allen. Ich laufe einfach nur gerade aus. Wenn ich so weiter laufe, weiß ich wo ich landen werde. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich dorthin will.

Zielstrebig verfolge ich mein Ziel, bis ich an der großen Brücke angekommen bin.
Hier habe ich Max das erste mal getroffen.
Es war im Winter und es war eiskalt gewesen. Er und ich waren beide spazieren und so trafen wir uns. Ich kann mich noch genau drann erinnern, dass Max geweint hatte.

Er sagte mir, es liege an seinem Vater. Mehr wollte er mich nicht erzählen.
Ich gab ihm meine Jacke, weil er selber keine hatte und ziemlich am frieren war.
Daraufhin lernten wir uns kennen.
Dieser Tag ist immer noch einer der schönsten in meinem Leben.
Ich lächel und schaue von der Brücke herab.
Am besten, sollte ich wie er mir sagte, immer in die Zukunft schauen. Max würde mich nicht so sehen wollen.

Langsam weiß ich noch nicht mal mehr, wie er genau aussieht. Nur die wenigen Fotos die ich habe, helfen mir, ihn nicht zu vergessen.
Vielleicht sollte ich ihn aber am besten vergessen und die Vergangenheit einfach hinter mir lassen?
In letzter Zeit, ist mir etwas aufgefallen. Dank Tyler, habe ich kaum mehr an ihn gedacht.

Dieser Junge ist so wunderbar und dank ihm, schaffe ich es wirklich, Max zu vergessen.

Er würde wollen, dass ich glücklich bin. Und ich weiß, dass ich das nur sein kann, wenn ich bei Tyler bin. Selbst wenn ich ihn erst seit ein paar Tagen richtig kenne. Und nun weiß ich nicht, ob ich es mit dem Kuss vermasselt habe. Dannach schien er irgendwie ängstlich oder... Ach keine Ahnung was!

Auf jedenfall weiß ich, dass es ihm nicht gefallen hat. Das er es nicht wollte.

Nach einer längeren Zeit die ich hier stehe, mache ich mich auf den Weg zurück.
Jedoch, würde ich das wieder bereuen.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt