5. - Amerika

2.7K 58 26
                                    

Nachdem das Flugzeug nicht mehr weiter stieg verkrochen Charlie und ich uns in die letzten Sitze des Passagierraums. Im Flüsterton unterhielten wir uns über unsere Situation und machten uns gegenseitig Mut. Durch das Fenster sahen wir die Landschaft an uns vorbeiziehen. Bald überflogen wir das Meer und man sah nichts als Wasser und Himmel. Vereinzelt konnte man auch kleine Inseln sehen, aber das wars dann auch schon mit dem Land. "Wo...wohin fliegen wir?", wandte ich mich ängstlich an Beta. "Eigentlich geht euch das ja nichts an, aber früher oder später würdet ihr es sowieso erfahren. Unsere Reise geht naaach...AMERIKA!", antwortete er und an seiner Stimme konnte ich mir vorstellen dass er im Augenblick hämisch grinste. Geschockt sah ich ihn an. Wir entfernten uns immer weiter von unserem Zuhause in Deutschland und mir kam es vor, als entfernten wir uns damit auch von der Möglichkeit jemals wieder nach Hause zu kommen. Auf einmal spürte ich etwas Nasses auf meiner Wange. Ich hatte gar nicht bemerkt dass ich angefangen hatte zu weinen. Charlie bemerkte die Tränen und nahm mich sofort in die Arme. "Shh, alles wird gut", flüsterte sie mir leise ins Ohr, genau so wie ich es wenige Stunden zuvor bei ihr getan hatte. Ich versuchte mich zu beruhigen und wischte mir die Tränen weg. Als auch mein Schluchtzen nachgelassen hatte richtete ich mich im Sitz wieder etwas auf und lehnte mich an meine beste Freundin, die mir beruhigend über die Haare strich.

~

Einige Stunden später, Beta hatte sich gelangweilt in einen Sitz geflätzt während Charlie und ich weiter aus dem Fenster blickten, sahen wir endlich Festland. Nicht dass ich mich auf Amerika freute, obwohl ich schon immer mal dorthin wollte, es war einfach stinklangweilig im Flugzeug und ich wollte unbedingt wissen was nun mit uns geschah. Ich hoffte sehnlichst dass wir nicht Sklaven spielen mussten oder gefoltert wurden. Oder sogar getötet. In meinem Kopf spielten sich die wildesten Szenarien ab, Eine schlimmer als die Andere. Ein Schauer lief mir über dem Rücken.
Mit einem Mal wurde die Cockpittür aufgestoßen und Gamma trat heraus. "Wir landen in einer halben Stunde. Du sollst sie reisefähig verschnüren", wandte er sich an Beta. Dieser brummte nur genervt und stand auf um uns zu fesseln. Gamma ging wieder ins Cockpit, während Beta von irgendwo her Stricke gezaubert hatte.  Er band unsere Hände vor dem Bauch zusammen, wieder so eng dass die Seile in meine Handgelenke schnitten. Danach mussten wir uns hinsetzen und er schnallte uns an. Gerade als auch er sich hingesetzt und angeschnallt hatte ging das Flugzeug in den  Sinkflug. Ich schaute aus dem Fenster und schrie auf: vor uns war kein Flughafen oder etwas derartiges, nein, da waren einfach nur Berge. Berge auf die wir gerade zuflogen und in die wir jeden Augenblick reindonnern würden. Im letzten Moment wurde das Flugzeug nach rechts gelenkt, und man konnte eine Landebahn erkennen. Das Flugzeug setzte auf und rollte aus, doch durch meine Adern strömte weiterhin Adrenalin. Dieser kurze Augenblick als ich dachte wir würden gleich sterben war einfach furchtbar.
Auf einmal hörte ich ein Lachen. Beta schien es urkomisch zu finden dass ich mich so erschrocken hatte. "Nicht so schreckhaft Kleine", brachte er hervor.
In diesem Moment wurde die Cockpittür erneut aufgerissen und Alpha und Gamma kamen heraus. Beta schnallte uns ab und zerrte uns von den Sitzen. Alpha hatte währenddessen die Flugzeugtür geöffnet und mit Hilfe von Gamma eine Leiter runtergelassen, die er soeben hinunter stieg. Draußen war es inzwischen stockfinster und Alpha knipste eine Taschenlampe an. Als nächstes wurden wir nacheinander die Leiter hinunter gezwungen. Beta empfing uns unten und hielt unsere Handgelenke fest umklammert, damit wir auch ja nicht auf falsche Ideen kamen. Nicht dass ich mich in dieser Situation irgendetwas heroisches getraut hätte. Ich meine es war ja nicht nur so dass wir in einem fremden Land mitten in der Nacht irgendwo im Nirgendwo waren, nein, diese ganzen Leute hier hatten auch alle Pistolen und bestimmt keine Angst sie zu benutzen. Als auch Gamma aus  dem Flugzeug draußen war schloss sich die Tür wieder und das Flugzeug rollte auf eine Lagerhalle zu die mir bis dahin noch gar nicht aufgefallen war und deren Tore sperrangelweit offen standen. Wir blieben für einige Minuten einfach auf der Stelle stehen, bis auch Delta zu uns kam. Gemeinsam gingen wir an den Rand der Landebahn. Als wir näher kamen konnte ich drei schwarze Geländewagen erkennen. "Sofort stehen bleiben! Wie lautet das Passwort?", rief eine Person die ich in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte. "Der Adler ist gelandet!", rief Alpha dem Unbekannten zu. Dieser fing an herzlich zu lachen: "Na Boss, alles gut gegangen?"

~

Wir wurden von sechs schwarz gekleideten Personen empfangen, die auch alle Skimasken trugen. Alpha und Beta stiegen in den mittleren Geländewagen, Gamma und Delta in den Vorderen und Charlie und ich wurden in den Hinteren gezerrt. Die restlichen Männer verteilten sich auf die Wagen.  Bevor wir los fuhren kam ein Mann zu Charlie und mir, verband uns die Augen und steckte uns Ohrstöpsel in die Ohren. Ich kam mir noch hilfloser vor als zuvor, aber es war nur logisch dass sie das machten. So konnten wir der Polizei später keine Hinweise zum Aufenthaltsort der Verbrecher geben. Das wiederum hieß aber, dass sie vorhatten uns irgendwann wieder frei zu lassen. Diese Erkenntnis löste ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch aus. Ich wollte sofort Charlie davon erzählen aber das ging natürlich nicht.

~

Nach gefühlten Stunden merkte ich endlich wie das Auto langsamer wurde und schließlich mit einem kleinen Ruck stehen blieb. Ich spürte wie zwei Autotüren kurz hintereinander zuschlugen und auf einmal fasste mich eine Hand am Arm und zog mich aus dem Wagen. Das passierte so schnell dass ich stolperte. Ich schrie erschrocken auf, doch bevor mein Gesicht Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte wurde ich an der Schulter gepackt und aufrecht hingestellt. Mir wurden die Ohrstöpsel aus den Ohren genommen und mit einer Hand im Rücken wurde ich vorwärts dirigiert. "Achtung Stufen", sagte eine Stimme nah hinter mir, die ich als die von Beta erkannte. Ich suchte mit meinen Füßen vor mir nach Untergrund und merkte dass die Treppe nach oben führen musste. Ich hob meine Beine an und tastete nach der ersten Stufe. So ging das 15 Stufen weiter und ich kam nur langsam voran. Mehr als einmal wäre ich fast gestolpert, und mehr als einmal hörte ich ein genervtes schnauben hinter mir. Dann war die Treppe endlich geschafft und ich wurde weiter geschubst. Kurz darauf hielten wir aber schon wieder und ich hörte wie eine Türe geöffnet wurde. Beta schob mich in das Zimmer und nach einigen Sekunden kam Charlie auch rein. Die Tür wurde geschlossen und jemand zog mir das Tuch von den Augen.

1117 Wörter
4. Februar 2017

Sorry dass so lange nichts mehr kam, aber dafür jetzt ein etwas längeres Kapitel.
Eure Liv ♥

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 04, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

MafiageiselWo Geschichten leben. Entdecke jetzt