Ein Job bei „Marxen&Leusch". Eins der Dinge, zu denen niemand nein sagen könnte, auch nicht ich. Dank meinem Vater hatte ich die Möglichkeit erhalten, während des Studiums ein Praktikum bei „Marxen&Leusch" zu absolvieren. Nun hatte ich mein Studium abgeschlossen und bekam die Chance auf einen Job, als Assistentin an der Seite des Juniorchefs, Herr Marxen.
Mit pochendem Herzen stand ich vor meinem Spiegel und betrachtete mich ein letztes Mal prüfend. Die blonden Haare hatte ich hochgesteckt, die blauen Augen strahlten mir nervös entgegen. Heute würde ich meinen ersten Arbeitstag bestreiten. Hätte ich vorher gewusst, was auf mich zukommen wird, wäre ich wohl heute Morgen in meinem Bett geblieben. Ich zog mir meine Jacke über, schnappte mir meine Tasche und verließ meine kleine Einzimmerwohnung. Erst vor kurzem war ich nach Frankfurt ins Bahnhofsviertel gezogen. Es war sehr imposant, direkt in der Innenstadt nahe der Hochhäuser zu wohnen, und doch vermisste ich die Ruhe der Vorstadt. Ein großer Vorteil war jedoch, dass ich keine 100 Meter bis zur Willy-Brandt U-Bahn-Station hatte. Vorbei an den ganzen Touristen, die beeindruckt den Main Tower nach oben sahen, und aus dem Staunen nicht mehr rauskamen. In Gedanken versunken, was wohl auf mich zukommen wird, wollte ich die Straße überqueren. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich einen großen Schatten, als es bereits zu spät war, und ich einen großen Mann anrempelte. Natürlich musste sich der Kaffee, den er eben noch in der Hand hielt, über seinen - wahrscheinlich - maßgeschneiderten Anzug entleeren. Durch den Zusammenstoß kam ich ins straucheln. Einzig der schnellen Reaktion des Mannes war es zu verdanken, dass ich nicht auf meinem Hintern landete, da er mich auffing. „Verdammt!", vernahm ich den Fluch meines Gegenübers. „Oh Gott es tut mir so leid!" Warum musste ich auch immer so tollpatschig sein? „Können Sie nicht aufpassen, wo Sie hinlaufen? Wie dumm kann man bitte sein?", abschätzig wurde ich von dem Mann gemustert. Als ich ihn genauer betrachtete, fiel mir auf, dass er nicht allzu alt war, Anfang 30 vielleicht. Er war mindestens zwei Köpfe größer als ich und wirkte mehr als wütend. „Es tut mir leid! I-Ich übernehme natürlich die Reinigung und..." Er schnaubte: „Vergessen Sie es. Sowas können Sie sich sicher nicht leisten!" Mir fiel die Kinnlade nach unten. Bitte was? Sprachlos ließ der Mann mich stehen und begab sich zu einer Limousine, die am Straßenrand gewartet hatte. Was ein eingebildeter Schnösel! Ich wagte einen Blick auf meine Uhr. Na toll! Meine Bahn hatte ich verpasst. Schnell hastete ich zur U-Bahn-Station, um nicht allzu spät zu kommen. Zum Glück bekam ich noch knapp die nächste Bahn, sodass ich abgehetzt und 5 Minuten zu spät bei meinem neuen Arbeitsplatz ankam. „Entschuldigung?", außer Atem meldete ich mich bei der steifen Empfangsdame, die mich abwertend musterte. „Ich bin die neue Assistentin von Herr Marxen".
„Melden Sie sich bei der Sekretärin im 25. Stock. Und ich würde an Ihrer Stelle noch einmal in den Spiegel schauen!" Mit ihrem selbstgefälligen Grinsen wendete ich mich ab und lief in Richtung der Aufzüge. Zum Glück war ich alleine im Aufzug -ich hasste enge Räume -und hatte einen Moment, um mich zu sammeln. Als ich mich zur Spiegelwand drehte, merkte ich, was die Empfangsdame gemeint hatte. Ein riesiger Kaffeefleck zierte meine Bluse. Mist! Natürlich hatte ich keine Zeit mehr, um diesen zu beseitigen. Notdürftig versuchte ich diesen mit meinem Schal zu kaschieren. Warum musste das ausgerechnet heute passieren?
Als sich die Aufzugtüren öffneten, hielt ich kurz inne. Ich war im obersten Stockwerk und hier sah alles luxuriös aus: Marmorboden, helle Wände, riesige Fenster. Der Empfangsbereich war modern gestaltet, doch imposanter war die dahinterliegende Fensterfront, die einen unglaublichen Blick auf die Hochhäuser von Frankfurt ermöglichte. Ich lief auf den Empfangstresen zu, wo ich bereits erwartet wurde „Frau Kemner?" Die Sekretärin, die hier saß, sah wesentlich freundlicher aus. Sie war etwas älter
und hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen „ Ja?" Sie erhob sich „ Bitte folgen Sie mir!" Am Empfangstresen teilte sich der Flur und sie brachte mich nach rechts, in ein relativ großes Büro, in dem man auch einen unglaublichen Ausblick genießen konnte „Ihr neues Büro. Das Ihres Chefs ist direkt nebenan" „Mein Büro?", sprachlos sah ich sie an und sie nickte mir lächelnd zu. „Herr Marxen wird bald zu Ihnen kommen.", damit verließ sie den Raum.
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Kurzgeschichten
Short StoryHier werde ich One Shots über alles mögliche hochladen. Kleine Geschichten, die mir einfallen, aber zu klein für ganze Bücher sind oder auch kleine Bonuskapitel zu Military Love oder anderen Büchern, die noch folgen werden. Viel Spaß beim Lesen! :) ...