Kapitel 36

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Karol P.O.V

Nachdem ich noch einige Zeit mit Michael gesprochen hatte, verabschiedete ich mich von ihm und ging zu Ruggero.

Ich klopfte an der Tür und schon nach nicht mal einer Sekunde, bat er mich herein.

''Hey Babe.'' Ruggero lag auf seinem Bett und schaute mich an. ''Was wollte Michael?''

Ich setzte mich auf die Kante seines Bettes und drehte mein Kopf in seine Richtung. ''Nichts besonderes. Er wollte einfach mal wieder mit mir reden und wir wollen morgen was zusammen unternehmen.''

Ich wusste nicht genau wieso, aber Ruggeros Miene änderte sich innerhalb von Millisekunden. Eben noch hatte er gelächelt und auf einmal zog er seine Augenbrauen zusammen und seine Pupillen wurden riesig. ''Ihr alleine?''

''Ja wir alleine, wieso?'', fragend schaute ich in seine Augen, die mittlerweile so dunkel waren, dass ich richtig Angst bekam. Was war sein Problem? Michael war mein bester Freund und das schon seit vielen Jahren und eigentlich wusste Ruggero das auch.

''Warum fragst du mich nicht vorher? Vielleicht hatte ich schon was geplant für morgen.'' Sein Blick war immer noch düster.

''Du hast was geplant?'' Ich riss die Augen auf. Warum hatte er mir davon nicht erzählt?

''Nein, habe ich nicht. Aber ich meine ja nur, stell dir vor ich hätte was geplant. Nächstes mal frag mich einfach vorher.''

''Achso, ich soll dich jetzt also immer erst fragen, bevor ich was mit meinen Freunden unternehme oder was?'' Langsam zogen sich auch meine Augenbrauen zusammen. Wo waren wir denn jetzt gelandet? Er verhielt sich wie ein verdammter Neandertaler. Hätte ich für morgen etwas mit Valu geplant, dann wäre er ganz bestimmt nicht so abgegangen.

''Vielleicht wäre das besser, ja.'' Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und setzte sich gerade hin. Das machte er immer, wenn er nervös oder sauer war.

''Vielleicht wäre es besser, wenn du mir mal mehr vertraust. Michael ist mein bester Freund und ich lasse mir nicht vorschreiben mit wem ich wann etwas unternehmen kann.'' In meinem Bauch fing sich an alles zu drehen. So fühlte es sich jedenfalls an.

''Du bist manchmal so ein Kind.'' Nachdem Ruggero das gesagt hatte, riss er seine Augen auf und seine böse Miene, wurde sofort weich und entschuldigend. Er beugte sich nach vorne um meine Hände zu nehmen aber ich stand ruckartig auf.

''Lass es einfach gut sein.'', krächzte ich. Meine Stimme war auf einmal heiser, wahrscheinlich weil in meinem Hals ein riesiger Kloß steckte.

''Karol, ich wollte nicht.... es tut mir leid.''

Aber ich ignorierte was er sagte und stürmte aus seinem Zimmer.

Als ich in Valu's und meinem Raum angekommen war, schmiss ich mich auf's Bett und schrie in mein Kopfkissen. Das half immer um Wut abzulassen und in mir herrschte gerade ein ganzer Tornado. Ruggero wusste, wie sehr es mich verletzte, wenn er mich als 'Kind' bezeichnete. Denn im Grunde genommen war ich genau das.

Ein Kind.

''Alles gut, Karol?'' Ich merkte wie sich mein Bett neben mir senkte. Anscheinend hatte Valu sich gerade neben mich gesetzt.

Langsam hob ich meinen Kopf und setzte mich in Schneidersitz vor ihr hin.

''Nichts ist gut. Ruggero ist so ein Arsch.'' Wütend schmiss ich das Kissen, in dem ich eben noch reingeschrien hatte, quer durch den ganzen Raum.

''Was hat er diesmal angestellt?'' Vorsichtig legte Valu ihre Hand auf mein Oberschenkel und machte eine beruhigende Geste.

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte und sie grinste. Ich verstand das überhaupt nicht. Die Situation war alles andere als witzig.

''Aww, Rugge ist eifersüchtig. Das ist doch süß.'' Sie lächelte mich an.

''Mir geht es doch nichtmal darum Valu. Er hat mich mal wieder als Kind bezeichnet. Komischerweise behandelt er mich nicht wie ein Kind wenn er mir seine Zunge in den Hals steckt.''

Valu's Augen weiteten sich. ''Karol, solche Ausdrücke kenne ich von dir ja gar nicht.'' Dann lachte sie.

Auf einmal musste ich auch grinsen. ''Aber ist doch wahr.''

''Weißt du, Rugge sagt oft Dinge, ohne vorher darüber nachzudenken, aber er liebt dich, das würde sogar Jenna von Pretty Little Liars sehen und die ist immerhin blind.''

Über die Aussage musste ich dann wirklich richtig lachen. ''Oh mein Gott, du schaust auch Pretty Little Liars?''

Sie zog ihre Augenbrauen hoch und hob dann ihre Hand um mit mir einzuklatschen.

Auf einmal war meine Wut wie weggeblasen und wir unterhielten uns noch einige Zeit über Pll und stellten die verrücktesten Theorien auf.

Irgendwann vielen mir dann aber die Augen zu und ich viel in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Tag stand ich erst ziemlich spät auf. Als ich meine Augen aufmachte und neben mir schaute, war Valu schon weg und ihr Bett sah aus, als hätte nie jemand darin geschlafen.

Ich gönnte mir erstmal eine lange Dusche und machte mich dann fertig.

Als ich mein Zimmer verließ und die Treppe betreten wollte, blieb mir die Luft weg.

Auf der kompletten Treppe waren Kerzen verteilt, bis ganz nach unten. In der Mitte war ein Weg, den ich dann runterlief. Unten war ein riesiges Herz aus Kerzen und in der Mitte stand ganz groß mein Name. Ich blickte mich um, aber ich konnte niemanden finden.

Auf einmal hörte ich eine Gitarre und dann kam Ruggero um die Ecke und blieb vor dem riesigen Herz aus Kerzen stehen.

Dann fing er an zu singen.

''I know you know that I made those mistakes maybe once or twice.
By once or twice I mean maybe a couple a hundred times.
So let me, oh let me redeem, oh redeem, oh myself tonight,
Cause I just need one more shot at second chances.
Yeah, is it too late now to say sorry?
Cause I'm missing more than just your body.
Is it too late now to say sorry?
Yeah I know that I let you down
Is it too late to say I'm sorry now?''

Nachdem er fertig war, legte er die Gitarre neben sich ab und kam zu mir.

Direkt vor mir blieb er stehen und nahm meine Hände.

Noch nie in meinem ganzen Leben hatte jemand etwas so Süßes für mich getan. Es war zwar gestern echt scheiße, wie er mich behandelt hatte, aber mit so etwas hatte ich im Leben nicht gerechnet.

''Wow Ruggero, ich also..'' Ich wollte so viel sagen, aber die Worte in meinem Kopf ordneten sich nicht so schnell.

''Nein, sag nichts. Ich bin an der Reihe mit reden.'' Er machte eine kurze Pause und schaute mir in die Augen. ''Karol.. Es tut mir so unendlich leid. Ich wollte dich wirklich nicht verletzten. Manchmal sage ich etwas, ohne es so zu meinen. Mein Mund ist in manchen Momenten einfach schneller als mein Kopf. Ich meine natürlich bist du in einer gewissen Art und Weise noch ein Kind, aber für mich spielt das keine Rolle. Du bist toll, so wie du bist. Ob du jetzt sechszehn, zwanzig oder dreißig bist. Mir ist es egal wie alt du bist, denn das ändert nichts an meiner Liebe zu dir. Es tut mir wahnsinnig leid, wie ich gestern reagiert habe. Natürlich kannst du heute was mit Michael machen. Er ist dein bester Freund und ich habe kein Recht darauf, dir vorzuschreiben mit wem du etwas unternehmen darfst und mit wem nicht. Ich vertraue dir.''

Nachdem er fertig war, schlang ich einfach meine Arme um ihn. Er hob mich hoch und drehte sich mit mir auf dem Arm einmal im Kreis.

''Entschuldigung angenommen.'', sagte ich, nachdem er mich wieder runtergelassen hatte.

Er kam näher und küsste mich leidenschaftlich. Sofort feierten die Schmetterlinge in meinem Bauch ihr Comeback.

''Leute ihr könnt wieder reinkommen.'', rief er dann.

Die Haustür ging auf und meine Mum, Valu und Michael kamen rein.

Ich fing an zu lachen und alle stimmten mit ein.

Wenn ich jetzt immer so eine tolle Entschuldigung bekommen würde, könnten wir uns ruhig öfters mal etwas streiten.

I need a wonder (Ruggarol)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt