"Lass mich einfach in Ruhe!", zischte ich und versuchte dabei möglichst kühl zu klingen.
"Ich.. Lass es mich erklären!"
"Oh, jaa.", spottete ich. "Ihr Jungs versucht immer, euch raus zureden. Aber wenn's drauf ankommt, könnt ihr plötzlich nichts."
Ich hatte Marlon den Rücken zugekehrt und lief jetzt den Bürgersteig entlang. Zu dieser Zeit fuhren nicht besonders viele Autos, da wir eigentlich noch zur Schule mussten. Aber das, was ich jetzt brauchte, war dort nun mal nicht vorzufinden.
Ich riss mich ruckartig los, als er versuchte, meine Hand zu nehmen und zog mein Tempo noch ein bisschen an.
"Ril! Es tut mir leid.", ließ er mich mit leiser und schuldbewusster Stimme wissen, doch ich zeigte wohl nicht seine erhoffte Reaktion.
"Wie bitte?! Jetzt kommst du mit Entschuldigungen? Denkst du nicht auch, jetzt ist es schon etwas zu spät dafür? Und nenn mich nicht so!", fauchte ich. Innerlich kochte ich, doch ich versuchte vergeblich so wenig Emotionen wie möglich nach Außen erkennbar zu machen. Er sollte nicht denken, ich wäre verletzt.
"Hör mir doch wenigstens zu!", verlangte Marlon nun, und an seiner gepressten Stimme konnte man schließen, dass er jetzt auch langsam genervt wurde.
Und trotz der vielen Zweifel ließ ich es zu, dass mich Marlon zu sich umdrehte. Vielleicht erhoffte ich mir ja so etwas wie einen Sinneswandel meinerseits, dieses Ziehen im Bauch, dass immer dann auftaucht, wenn man einem Menschen unbedingt verzeihen sollte. Vielleicht wartete ich auf ein Zeichen, dass Marlon doch der Richtige war? Doch es kam nicht.
Ich verschränkte widerwillig die Arme vor der Brust und forderte ihn mit einem knappen "Rede!" auf, seinen verpesteten Mund zu öffnen.
"Ich.. Es war nicht meine Schuld, Ril! Sie kam einfach und... dann.. ist es passiert! Cheryl hat mich-"
"Wow, wow, wow. Also, wenn ich dich richtig verstehe, warst du an der Aktion kein bisschen beteiligt? Hast du ihr etwa doch nicht die Zunge in den Hals gesteckt? Ich hab da was anderes gesehen!", unterbrach ich ihn ruppig, fuhr mir mit einer fassungslosen Geste durch die dunklen Haare und drehte mich wieder um. Mit gesenktem Kopf lief ich weiter, zu der kleinen Turnhalle am Waldrand. Ich hatte schon die andere Straßenseite erreicht, als mich Marlons Stimme wieder aufschrecken ließ.
"Sie hat mich geküsst."
Das brachte jetzt endgültig das Fass zum überlaufen.
Ich wirbelte zu ihm herum, ballte meine Hände zu Fäusten und ging bedrohlich einen Schritt auf den Jungen vor mir zu.
"Sie hat dich geküsst? Sag mir nicht, dass es dir nicht gefallen hat, Marlon. Also verpiss dich aus meinem Leben, aber pronto!" Zu meiner Verwunderung war ich ungewöhnlich ruhig, doch das war bekanntlich nur die Ruhe vor dem Sturm.
"Oder willst du, dass ich dich jetzt als Boxsack benutze?!"
"Das wäre Körperverletzung.", argumentierte Marlon mit der kleinen Spur eines frechen Grinsens auf den Lippen, doch das trieb mich nur weiter zur Weißglut. Und ich war auch so schon kein Mädchen, das sich alles einfach so gefallen ließ.
"Ich kann deinen Tod so wie einen Unfall aussehen lassen. Glaub mir, Marlon.", erwiederte ich desshalb kühl und überquerte letztendlich die schmale Straße zum verrosteten Eingang der Turnhalle. Kletterpflanzen rankten sich die vergilbten Wände des kleinen Gebäudes hoch und die vielen Bäume gleich nebenan verliehen dem Ort etwas Märchenhaftes. Ich war oft hier, wenn ich meinen Frust ablassen musste, zwar war die Turnhalle auch für alle anderen Schüler unserer Highschool offen, doch das störte mich reichlich wenig. Ich kam lediglich ein paar Stunden die Woche hier her, doch irgendetwas sagte mir, dass ich jetzt wieder regelmäßig meine Boxhandschuhe mit mir rumschleppen werde. Vielleicht lag es ja an Marlon, vor dem ich einfach mal eine Auszeit brauchte. Vielleicht lag es auch daran, dass mein Stresslevel steigen würde in nächster Zeit, vielleicht aber auch einfach zur Ablenkung der kleineren Probleme. Schule, Haushalt, Familie,... Marlon. Hm. Vermutlich etwas von allem..
Ich drückte langsam das quietschende Tor auf und nahm nur noch halb wahr, wie es der Junge hinter mir sorgfältig wieder schloss.
Ich mein, natürlich, Marlon war toll. Sogar nahezu perfekt. Dunkelbraune Haare, die er nach oben gestylt trug und die schönsten blauen Augen, die ich jemals bei einem anderen Menschen gesehen hatte. Sein Charakter hatte seine Ecken und Kanten, manchmal half seine Frechheit dabei, mich auf die Palme zu bringen, genauso wie seine zweideutige Denkweise, die normalerweise kam und ging, wie sie wollte. Doch seine Art, den Personen Mut zu machen, die er liebt, war einfach einzigartig. Und bis vor kurzem auch noch seine Treue.
Ich schlenderte nun etwas entspannter den Kiesweg entlang, der zum Eingang der Halle führte und öffnete die große Tür dann ein kleines Stück, damit sie hinter mir sofort wieder zufiel und Marlon sich selbst die Tür öffnen musste.
Ich ging die kurzen Gänge entlang bis zur Mädchenumkleidekabine, stellte dort meine Sachen ab und kramte in meiner Schulsporttasche nach einer kurzen Hose und einem schwarzen T-Shirt. Ich band meine Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz, Schuhe ließ ich meine Chucks an um danach motiviert in die Halle zu laufen.
Marlon war offenbar schon gegangen. Gute Entscheidung.
Ich steuerte einen kleinen schwarzen Schrank in der Ecke der Halle an, suchte einbisschen, aber letztendlich hielt ich dann doch zwei schwarze Boxhandschuhe mit weißer Aufschrift in den Händen. Sofort begab ich mich auf die beiden roten Judomatten am Rand und lief ein paar Runden, um mich aufzuwärmen.
Die Turnhalle war eigentlich so etwas wie ein Spielplatz für Jugendliche. Genau in der Mitte befanden sich kleinere und größere Rampen zum skaten, links waren einige Turngeräte und Seile zum hochklettern angebracht und rechts die kleine Kampfsportecke. Drei Boxsäcke hingen nebeneinander, und der Platz dort war mit roten und grünen Matten ausgelegt. Direkt neben der Eingangstür hingen zwei Ringe von der Decke und ein Trampolin gab es auch irgendwo im Abstellraum. Außerdem konnte man sich ein Netz aufbauen und Fußballtore waren quer durch die Halle versträut.
Noch war niemand da, doch das konnte sich schnell nach dem Ende der Schule ändern.
Ich joggte zu der kleinen Musikanlage, schloss mein Handy an und ließ den Bass laut durch den Raum schallen. Danach zog ich mir meine Handschuhe an und wie von selbst schlugen meine Fäuste in das schwarze Leder. Ab und zu drehte ich mich und trat rückwärts einen Tritt, was dann dazu führte, dass ich mich total fallen ließ. Beim Boxen wird mein Koof frei, und auch wenn ich nicht die stärkste Person war, hatte ich schon das Recht zu behaupten, dass ich etwas drauf hätte, ohne gleich arrogant zu sein. Und ich war auch nicht gerade von der Art Mädchen, bei der man gleich auf Anhieb sagen konnte: "Oww, der würde ich lieber nicht im Dunkeln begegnen."
Ich war eher zierlicher, was die Leute dann noch mehr staunen ließ, wenn ich ihnen zeigte, was ich draufhatte.
Meistens lief das so ab, dass sie mich unterschätzten, immer wieder gegen mich antraten und im Endeffekt doch jedes Mal verloren.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich das warnende Türklacken total überhörte.
Heey,
also.. das ist meine neue Story. Es ist meine erste Fanfiction, also bitte nicht zu hart sein:D
Außerdem möchte ich anmerken, dass One Direction in dieser Story nicht existiert, die Jungs also nicht berühmt sind.
Falls ihr irgendwas anzumerken oder Fragen habt, bitte nicht zögern, okeey?;D
Und das war das erste Kapitel:D Ich hoffe, es hat euch gefallen!
Ich würde mich selbstverständlich über Votes und Kommentare freuen;D ♡
PS.: Es wäre auch total toll, wenn ihr mal bei meinen anderen Storys vorbeischauen würdet!
xx, Soso☆
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Alive - Five Fucking Idiots [ON HOLD]
FanfictionIch hatte also so schnell nicht mehr vor, blind vor Liebe zu werden, weshalb ich eigentlich ganz gute Aussichten gehabt haben müsste, als ich die Entscheidung traf, die schließlich auch dazu beisteuerte, dass mein Leben und ich uns einstimmig den Ba...