Ich war fast die letzte im Raum, als Frau Milane dan Unterricht beendet hatte. Nina musste schnell auf Toilette, wir trafen uns sowieso immer am gleichen Platz, draußen auf dem Schulhof.
Henry und Sän hatten nichts mehr gesagt, aber ich hatte ihre durchdringenden Blicke nur zu deutlich auf mir gespürt. Ignorieren war schon eine Kunst für sich.
Seufzend packte ich mein Deutschbuch ein und schulterte langsam meine Tasche. Dann schlenderte ich auf die Zimmertür zu, die mir aber im letzten Moment von zwei Personen versperrt wurde.
"Macht Platz, Arschlochos.", grummelte ich genervt, ohne mir die Mühe zu machen, meinen Blick zu heben.
"Wieso so frech, Süße?", fragte Henry, was mich zum Aufschauen brachte.
"Ach ihr seid's." Brummend versuchte ich, mich zwischen Locke und Sän hindurch zu quetschen, was die beiden jedoch leider zu verhindern wussten. Jeweils eine Hand legte sich auf meine Schulter und mein Blick schwenkte von einem wütenden Augenpaar zum nächsten.
"Wo ist eigentlich der Rest von euch?", fragte ich unbeschwert. "Nihan, Lim und Lovis?"
"Du musst wissen, dass wir immer diejenigen sind, die mit den Mädchen spielen, nicht umgekehrt, klar?", fragte Schwarzhaar leise und strengte sich dabei an, bedrohlich zu klingen. Aber noch nicht mal solche Machos würden mich aus der Reserve locken.
"Klar, natürlich.", spottete ich und verdrehte die Augen. "War's das?"
"Und nichtmal du kannst uns widerstehen.", ergänzte Locke unbeirrt.
"Wer sagt das?" Interessiert, aber gleichzeitig abgeneigt zog ich die Augenbrauen nach oben.
"Wir."
"Pha! Denkt, was ihr wollt!", zickte ich und schubste beide auseinander, um dann mit erhobenem Kopf den Gang entlang zu stolzieren.
"Dich kriegen wir auch noch rum!", rief Sän mir hinterher. "Sieh es als Versprechen!"
"Erzählt das eurer Oma.", murmelte ich, während ich mit meiner Hand eine gelangweilte Bewegung in Ihre Richtung machte.
"Bye!"
Nina saß schon auf der grauen Steinmauer, die das Schulgelände abgrenzte, als ich mich erschöpft neben ihr auf den Rücken legte. Meinen Kopf bettete ich auf ihre Oberschenkel und blinzelte in die Sonne und den strahlend blauen Himmel.
Nach einer Weile brach meine beste Freundin das Schweigen.
"Jetzt erzähl mal! Wieso bist du heute so schlecht drauf?", fragte sie und rutschte dabei auf ihrem Hintern herum.
Ich seufzte schwer. Eigentlich hatte ich gerade gar keine Lust, von gestern zu erzählen.
"Okay, okay.", fing ich letztendlich schwerfällig an. "Gestern in der ersten Pause hab ich Marlon beim Fremdknutschen erwischt." Meine Augen hatte ich geschlossen, und langsam entspannte ich mich auf Nas Schoß. Sie ließ mich ausreden und hörte mir aufmerksam zu. Das liebte ich an ihr, zwar konnte ich ihren Blick auf meinem Gesicht spüren, aber es war nicht unangenehm, wie bei den Deppen.
"Mit Cheryl. Was ist das denn?! Das hat wirklich mein Ego angekratzt. Ich meine, wer wird schon mit 'nem blonden Schoßhund mit Faible für roten Lippenstift betrogen? Richtig. Ich." Ich unterbrach mich mit einem genervten Seufzen. Heute seufzte ich definitiv zu viel.
"Du kennst mich ja, ich bin sofort zur Turnhalle gelaufen, der restliche Unterricht war mir zu dem Augenblick eigentlich egal. Nur musste der Idiot mir unbedingt folgen und mich mit seiner angeblichen Liebe vollschnulzen. Das hat mich total wahnsinnig gemacht! Marlon ist echt so falsch! Und dann hat er halt total den falschen Zeitpunkt erwischt, als er mir sagte, dass es ja seine Aufgabe sei, Schluss zu machen. Was erlaubt der Depp sich bitteschön?! Und dann hab ich ihm eine geklatscht."
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Alive - Five Fucking Idiots [ON HOLD]
FanfictionIch hatte also so schnell nicht mehr vor, blind vor Liebe zu werden, weshalb ich eigentlich ganz gute Aussichten gehabt haben müsste, als ich die Entscheidung traf, die schließlich auch dazu beisteuerte, dass mein Leben und ich uns einstimmig den Ba...