Alive - Five Fucking Idiots [ON HOLD]

E l e v e n ~ Bye, cursed world.

Mittlerweile waren wir noch ganz genau neun Personen in der kleinen Halle. Da hätten wir einmal die fucking Deppen, Nina sprang immer noch wie eine Irre Seil, mich und zwei Mädchen, die aufgeregt tuschelten und Lim und sein Gefolge schmachtend beobachteten, während sie sich die gefärbten blonden Haare um die Finger wickelten. Man konnte selbst aus zehn Kilometern Entfernung die langen, bunten angeklebten Fingernägel erkennen, ganz zu schweigen von den Körpern, die etwa so viel Natürlichkeit an sich hatten, wie dieses grüne Plastikgras, dass wir früher zu Ostern immer in die Körbchen gelegt hatten. Das hatte immer so schön.. unecht geraschelt. Ich stöhnte und verdrehte genervt die Augen, als ich zu einem letzten harten Schlag in das Leder ausholte und mich danach auf die Suche nach meiner Flasche Wasser begab.

Es hatte mich echt gewundert, dass Marlon hier heute nicht aufgetaucht ist, obwohl er sich ja ursprünglich mit mir treffen wollte, um mit mir zu reden. Nicht dass es mich störte -oh nein, nein, nein, nein, nein-, aber es war einfach.. keine Ahnung. Ich hatte zumindest gedacht, dass er nach der Schule herkommen würde. Und ich war erleichtert darüber, dass Marlon nicht gekommen ist.

"Sag mal, woher kannst du das alles?" Nihan ließ sich neben mir auf die Matte sinken, nachdem ich meine Boxhandschuhe ausgezogen und mich an die Hallenwand gelehnt hatte, um mich über die affigen blonden Aliens zu amüsieren, die sich schließlich getraut hatten, Lim zu fragen, ob er ihnen ein paar Schläge und Tritte beibringen könnte.

Ich schmunzelte leicht, anscheinend hatte ich die Deppen ziemlich erstaunt und beeindruckt.

"Ach, Kampfsport mach ich schon mein ganzes Leben. Meine Mutter hatte mir damals die Grundtechniken beigebracht.. bevor sie.. nunja, sie ist nun an einem besseren Ort. Danach habe ich weiter trainiert - seitdem ist das sowas wie eine Leidenschaft von mir..", erklärte ich ihm leise.

"Deine Mutter ist.. gestorben?", fragte er ungläubig und ich konnte seinen mitleidigen Blick auf mir spüren. Ich hasste Midleid. Besonders, wenn es um den Tod meiner Mutter ging.

Ich beschloss, weiter den hampelnden Bewegungen der beiden Mädels zu folgen, und die Gedanken an meine Vergangenheit zu verdrängen. Deshalb nickte ich nur kurz und gab Blondie mit einer abwehrenden Handbewegung zu verstehen, dass ich auf dieses Thema nicht weiter eingehen würde und konnte.

Und dann zerstörte Nihan mit nur einem Satz die Sympathie, die ich in den letzten Minuten für ihn empfunden hatte, weil er einfach mal nichts machomäßiges gemacht oder gesagt hatte. Er drehte sich grinsend zu mir und seine sonst so strahlend blauen Augen schienen dunkler geworden zu sein.

"Du kannst immer zu uns kommen, wenn wir dich ablenken sollen. Ich denke, du weißt, was ich meine.", flüsterte er in mein Ohr und stand dann auf, um sich lässig durch die Haare zu fahren.

"Als ob ich was mit euch anfangen würde!", rief ich ihm genervt hinterher, als er sich -die Hände in den Hosentaschen vergruben- zu der Kampfsportübungstruppe dazu gesellte, jedoch nicht ohne mir noch ein letztes Mal zugezwinkert zu haben.

Ich rappelte mich seufzend auf, sammelte meine Handschuhe vom Boden und versuchte Nina in der kleinen Halle auszumachen. Was nicht sonderlich schwer war, denn sie legte gerade ihr pinkes Springseil zur Seite und machte sich auf den Weg zur Quelle der unzumutbaren Geräusche, was so viel hieß, dass sie gerade auf die Kampfsportecke zu schlenderte. Und in mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus..

"Komm, lass uns gehen." Ich hielt sie am Arm fest und drehte sie zu mir um, was ziemlich schwer war, denn sie musste ihren Blick erst gewaltvoll zu mir wenden.

"Ähm..", fing meine beste Freundin an und ich zog erwartungsvoll eine Augenbraue nach oben. Na konnte ihre Nervosität nicht verbergen und in ihren Augen lag ein Hauch Unsicherheit. Sie sah angespannt zu Boden. "Ich wollte gerade fragen, ob Liam mir auch ein paar Techniken beibringen könnte..", nuschelte sie und ich wusste nicht, ob ich eher überrascht oder wütend sein sollte. Bei mir hatte sie das nie interessiert.