T w o ~ Asshole

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Manchmal ist es einfach eine Art Pflicht, etwas genau so zu machen, wie es dann auch geschieht. Alte Handlungen, Erinnerungen, Tatsachen. Vielleicht lag es daran, dass ich zu der Zeit einfach verletzt oder enttäuscht von Marlon war, dass ich so angepisst reagierte, als er plötzlich wie aus dem Nichts in der Turnhallentür auftauchte und mich schweigend beobachtete. Ich schlug immer noch wie eine Geisteskranke auf den armen Sandsack ein und, ja, ich muss zugeben, dass ich mir vorstellte, dass Marlon vor mir stand und in Millisekundenabstand eine runter gehauen bekam.

"Ich mag es, dir so zuzusehen, weißt du das?", fragte Marlon nach einiger Zeit und ich brauchte mich nicht mal umdrehen, um das provozierende Grinsen aus seiner Stimme heraus zuhören.

Ich beschloss, ihn einfach zu ignorieren. Ich wollte schließlich nichts mehr von ihm, wir haben uns sowieso die letzten paar Wochen ziemlich auseinander gelebt, da war das Fremdknutschen ja schon vorprogrammiert. Meinetwegen. Sollte er doch zu seinen Schlampen gehen, mich brauchte er ja anscheinend nicht mehr. Und ich brauchte ihn nicht. Und das redete ich mir nicht nur ein, das war 'ne Tatsache.

"Ril, spürst du das nicht auch? Wir gehören zusammen!", schnulzte er spöttisch, ehe er sich lässig von der dunkelgrünen Hallenwand abdrückte und sich langsam auf mich zu bewegte.

"Denkste.", zischte ich knapp und traf gleichzeitig mit meinem Fuß am oberen Teil des Boxsacks.

"Ich liebe dich aber, Ril.", flüsterte Marlon als er direkt hinter mir stand.

Fauchend wirbelte ich zu ihm herum und erschrak leicht, als sich unsere Gesichter fast berührten.

"Kapierst du es nicht?! Es ist aus! Und was ist denn das bitte für eine Logik?! Du liebst mich, steckst aber einer anderen deine Zunge in den Hals?! Vergnüg dich mit deinen Schoßhünden, aber lass mich in Ruhe! Ich will nichts mehr von dir!", kreischte ich bevor ich grob meinen rechten Handschuh von meiner Faust schleuderte und meine Hand im nächsten Moment mit Marlons Wange Bekanntschaft machte.

Sein Kopf drehte sich ruckartig zur Seite und sofort färbte sich seine linke Gesichtshälfte rot. Er strich sich leicht mit seinen Fingerspitzen über die Haut, ehe er sich schnell durch die Haare fuhr und mich dann gereitzt anblinzelte.

"Das ging zu weit, Avril.", sagte er ruhig, trotztem konnte ich ein wütendes Funkeln in seinen blauen Augen entdecken.

"Was? Dass ich dir eine geklatscht habe?! Denkst du, du hast das nicht verdient? Ich habe dich nicht betrogen, das warst ganz allein du. Aber das ist ja jetzt belanglos. Es ist Schluss, verpiss dich in deine Ecke und denk mal ordentlich nach."

Er kam mir noch etwas näher.

"Denkst du nicht, es ist meine Sache, zu sagen, wann Schluss ist?", wisperte er bedrohlich und ich hob überrascht eine Augenbraue. Ah, jetzt hatte er sich endgültig als Arschloch geoutet. Und natürlich dachte er, er mache mir damit Angst.

"Naiv also auch noch, Milchbubi?", fragte ich genauso leise zurück, worauf er mit dunkelrotem Kopf ansetzte, mir ebenfalls eine schöne Ohrfeige zu geben. Ich fing seine Hand allerdings in der Luft mit der Kante meines Unterarmes ab.

"Hat Mama dir nicht gesagt, dass man keine Mädchen schlägt?", fragte ich unschuldig. Natürlich wollte ich ihn provozieren. Schon erschreckend, wie schnell es ging, Beziehungen zu anderen Leuten zu zerstören. Früher oder später hätte eh einer von uns beiden Schluss gemacht, keine Frage, aber wir hätten wenigstens versuchen können, annähernd Freunde zu bleiben. Wobei das wahrscheinlich auch nicht geklappt hätte.

"Du bist hier diejenige, die naiv ist.", presste er angepisst zwischen seinen Zähnen hervor.

"Ach ja?!"

Alive - Five Fucking Idiots [ON HOLD]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt