Alive - Five Fucking Idiots [ON HOLD]

N i n e ~ Highway to hell..

Als es zur dritten Stunde klingelte, rappelten Na und ich uns mühsam auf und sahen mit großen Augen zu, wie sich die Mädchenmasse gegenüber von uns noch dichter zusammen drängte. Das war echt ein ziemlich bizarrer Anblick, wie sich jedes Mädel selbstverliebt und so sexy wie möglich auf die Idioten zu bewegte und wortwörtlich um eine Umarmung von einem der Jungs kämpfte. Die hatten ja schon einen richtigen Fanclub. Allerdings veränderte sich mein Gesichtsausdruck mit der Zeit zu spöttisch, als ich bemerkte, wie verzweifelt Nihan, Lowis, Lim und der Rest wirkten. Sie versuchten jedem einzelnen Mädchen auszuweichen, was allerdings nicht funktionierte, da es einfach zu viele waren.

Unsere Seite des Schulhofes war beinahe wie leer gefegt, naja, wenn man die anderen Jungs dieser Schule ignorierte, die angepisst und verletzt, so wie wir das Schauspiel verfolgten. Drake und seine Truppe schüttelten einstimmig die Köpfe, ehe sie sich abwandten und zum Unterricht gingen. Die anderen Typen machten es ihnen nach, und ich war echt erstaunt, dass sie nichts gegen die Ignoranz der vielen Mädchen unternahmen. Sonst wirkten sie doch immer so selbstsicher, überzeugt,... cool.. Wieso hatte ich das Gefühl, dass alle schon kampflos aufgegeben hatten? Ich mein, klar, für die hormongesteuerten Aliens waren die neuen Deppen ein richtiges Highlight, aber da war doch noch lange nicht alles geklärt? Oder? Schön, dass die Idioten gleich den Schulalltag durcheinander brachten. Da kommt einmal, ein verdammtes Mal jemand neues auf diese Schule und dann mussten es gleich die sein? Was hat Gott für ein Problem mit mir?

"Komm, in zwei Minuten fängt Mathe an.", informierte Nina mich, bevor sie mich an meinem Arm packte und wir uns noch vor der Mädchenmasse durch die große Tür schlängelten. Wir betraten gerade noch rechtzeitig den Raum und ich stellte erleichtert fest, dass die Deppen jetzt anscheinend einen anderen Kurs hatten. Na und ich nahmen auf den letzten beiden freien Plätzen platz und mir war es vollkommen egal, dass ich jetzt einen ganzen Block lang neben einem Jungen verbringen müsste. Hauptsache, es war keiner der fucking Deppen, denn das würde ich beim besten Willen nicht aushalten.

Nachdem uns Frau Leuer, eine junge Frau mit roten gelockten Haaren, die sie aufwendig in einen geflochtenen Zopf geschlungen hatte, und mit auffallenden blauen Augen, die mit dunklem Eyeliner und Lidschatten betont waren, entlassen hatte, verabschiedete ich mich von Na und sagte ihr, dass sie vor der Schule auf der Mauer warten sollte. Ob die Deppen kamen oder nicht, war schließlich nicht unsere Entscheidung, und, obwohl ich heute eigentlich sowieso zur Turnhalle gehen wollte, hatte ich gerade null Motivation, die Touristenführerin zu spielen. Das machte mich irgendwie viel zu nett, was ich keinesfalls zu den fünf Typen sein wollte. Besonders nicht zu Henry, Sän und Lim, Lowis und Nihan hatte ich ja gottseidank noch nicht näher kennen gelernt.

Ich sah also Nina hinterher, wie sie mit federnden Schritten den Gang entlang lief und auch wenn sie es nicht offen zeigte, wusste ich, dass sie nervös war, jetzt die Deppen zu treffen. Oder sollte ich lieber glühendheiße Hotties sagen?

Wie dem auch sei, ich machte mich selber auf den Weg ins Obergeschoss, wo heute das Nachsitzen stattfinden sollte. Ich seufzte erleichtert, denn, auch wenn das etwas komisch klang, freute ich mich sogar etwas, von irgendeinem Lehrer -vermutlich Frau Milane- verhört zu werden. Das waren wahrscheinlich die letzten ruhigen anderthalb Stunden dieses Tages. Die musste ich genießen.

Wie erwartet saß Frau Milane vorne am Lehrertisch und es befanden sich noch vier andere Schüler in dem kleinen Raum. Zwei Jungs und mit mir drei Mädchen. Alle guckten nur flüchtig hoch, um sich danach wieder einem langen Text zuzuwenden, den sie anscheinend abzuschreiben hatten. Meine Deutschlehrerin befahl mir mit einer kurzen Geste mit der Hand, dass ich mich genau vor sie setzten sollte, wahrscheinlich wollte sie wirklich mit mir über die Vorfälle von heute und gestern reden. Mir recht. Da gab's nicht viel zu sagen.