Das Leben ist hart

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Das war eindeutig mein letzter Jungesellinen Abschied. Ich kam morgens um viertel vor sieben Sturzbetrunken nach Hause und fiel dabei über alles was bei drei nicht aufm Baum war, also über alle nicht Lebewesen. Aber selbst eine Schnecke hatte ich zertreten. Nicht dass ich Schnecken jetzt nicht als Lebewesen sehe, aber das sind langsame Lebewesen, bei denen man hätte bis zehn zählen müssen, bis sie auf einem Baum wären. Der Abend war durchaus lustig, aber es war eindeutig keine lustige Sache solch einen Kater zu haben.  Während des Duschens machten sich schon die ersten Nachwirkungen von meinem Vollsuff bemerkbar, ich hatte Kopfschmerzen, fürchterliche Kopfschmerzen. Den Rest meines Tages verbrachte ich in ruhiger Atmosphäre schlafend in meinem Bett. Nur Babsi schaute ein paar Mal bei mir vorbei um mich auszulachen und dann mit solchen sinnvollen Kommentaren, wie "Wer saufen kann wie ein Elefant muss auch mit dem Kater am nächsten Tag klar kommen!", oder "Das ist genau der Grund warum ich niemals so viel trinke". Bei diesem Satz musste ich lachen, an unserer Abschiedsfeier hatte sie viel zu tief ins Glas geschaut und in dieser Nacht bildeten wir unsere erste WG auf dem WC (na, wer hats erkannt?! Genau Alligatoah).

 Pünktlich um 09:30 Uhr war ich am nächsten Tag in der Uni. Das Gebäude sah von außen schön aus, trotzdem graute es mir davor mich da hinein zu begeben. Das quietschen der riesigen Tür machte es nicht besser. Ich begab mich auf leisen Sohlen auf den Weg zu meinem Hörsaal. Dank Wegplan und einigen Kommilitonen fand ich den Saal grade noch Rechtzeitig. Der Dozent betrat gerade den Raum, als mein Notebook hochgefahren war. Der Mann sah griesgrämig aus seinem grießgrauen Anzug - was ein Wortspiel- heraus. Ohne uns zu begrüßen fing er an zu plappern. Ich kam gar nicht mit, ich sah mich um. Niemand schrieb mit, alle lehnten sich entspannt nach hinten und ließen sich berieseln, einige schliefen. Plötzlich brüllte der Dozent, ein junger Mann stand auf, hob den Schwamm auf, den der Dozent eben durch den Raum geworfen hatte und legte diesen wieder auf die Ablage an der Tafel. Als er sich wieder hingesetzt hatte packte er seine Sachen und verließ den Raum. Wo zur Hölle war ich hier gelandet?!

Die Zeit schien nicht zu vergehen, doch zum Schluss verstand ich endlich, warum niemand mitschrieb: Der Dozent teilte Arbeitsblätter und Handouts aus, die aufeinander aufbauten, somit musste man nicht mitschreiben, sondern einfach nur die Blätter mitnehmen und man hatte alles was man brauchte -praktisch. Nach der Vorlesung setzte ich mich noch kurz in die Cafeteria um einen Kaffee zu trinken. Ich saß alleine, in der hintersten Ecke und fühlte mich elendig. Die Kopfschmerzen wurden nicht besser und alle starrten mich an, als sei ich ein Alien. Okay, hier saß niemand alleine, alle in kleinen Gruppen, die sich ausgelassen unterhielten. Schnell wollte ich meinen Kaffee runterkippen um aus der unangenehmen Situation zu entfliehen, aber ich verbrannte mich daran. Mit einem lauten "aua" machte ich somit auch die letzte Gruppe in der Cafeteria auf mich aufmerksam -.-

Aus einer Gruppe erhob sich kurz darauf ein ziemlich attraktiver Kerl, er kam direkt auf mich zu, was zur Hölle?! Ich kam hier auch nicht weg, och nööööö,.... "Hola Chica ;)" Grinste er mich an, ernsthaft was besseres ist ihm nicht eingefallen?! Etwas irritiert warf ich ein "Salut" zurück. Ohne zu fragen setzte er sich auf den Platz direkt neben mir :" Mein Name ist Phillip, holde Meid, wie genießt ihr es genannt zu werden?!" Was zur...?! " Bella, Bella ist mein Name. Was leitete euch zu mir?!" Ich spielte sein Spiel mit, es war irgendwie lustig. Neben Phillip tauchte ein anderer Mann auf, der ihm einmal durch die Haare fuhr und ihn dann verführerisch fragte, ob er denn jetzt doch das Ufer gewechselt hätte. Phillip schüttelte mit dem Kopf und gab dem Mann einen Laaaaaaaaaaaaaaaangen Kuss. Wieso sind alle erreichbaren, hotten Kerle schwul?! 

Phillip quasselte mich noch, bis ich meinen kaffee leer getrunken hatte zu und brachte mich dann noch bis zur Tram. Ich fand ihn übelst nett. Er war offen, herzlich und kein Kerl, der nur das eine wollte. Nja, er wollte ja auch nichts von mir, den -wie hatte der andere Kerl es genannt- war ja vom anderen Ufer. Ich schaute auf die Uhr, es war nicht mal eins, sollte ich Babsi etwas zu essen mitbringen?! Denn ich hatte auf jeden Fall Kohldampf. Ich ließ mich von meiner Nase leiten und stand schon kurze Zeit später vor einem Inder. Meine Tram war sicher schon gefahren, aber ich war ja nicht umsonst in einer Großstadt, in der alle zwei Minuten eine Tram in die selbe Richtung fuhr. Gebannt las ich die Speisekarte durch und war komplett überfordert, die können doch nicht einfach so viiiele leckere Sachen auf eine Karte schreiben. Egal. Ich betrat den Laden und bestellte fünf verschiedene Gerichte und trat dann den Heimweg an. Des Mist konnte man ja schließlich aufwärmen. 

Zuhause wurde ich von Babsi  freudig mit einem "Auch endlich mal von den Toten auferstanden?!" begrüßt und schon im nächsten Moment wurde mir das Essen aus der Hand gerissen. "Ist ja super, dass du gleich mehr Essen mitgebracht hast," rief sie mir aus dem Wohnzimmer zu, " Ich habe unsere neuen Nachbarn mal eingeladen." Ich betrat das Zimmer und eine komplette Männer-WG saß mir gegenüber -TOLL.

Can handle it -JoshuaKimmichFF-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt